Die Fotografenfamilie Hotz hat 130 Jahre lang das Leben rund um Stockach in Fotos festgehalten. Porträts von Menschen sowie Aufnahmen von Ereignissen und Landschaften dokumentieren den Wandel der Stadt und der Bodenseeregion. Geschätzte 100.000 dieser Bilder sind bereits im Stockacher Stadtarchiv digitalisiert und öffentlich zugänglich. „Als wir vor elf Jahren das Archiv und die Kameras an die Stadt übergeben haben, konnte ich mir noch gar nicht richtig vorstellen, was daraus wird“, sagte nun Nachfahrin Claudia Rinkenburger bei einer Veranstaltung im Stadtmuseum anlässlich der Gründung des ersten Fotogeschäfts vor 150 Jahren.
20 Besucher kamen dafür in das Stockacher Stadtmuseum. Nach einem Sektempfang sprach Claudia Rinkenburger einige Grußworte. Sie ist die Tochter von Gustav IV. Hotz und damit die sechste Fotografengeneration der Familie. Am meisten freue sie, dass durch Fotos Menschen zueinander und ins Gespräch gebracht würden. „Mir geht da richtig das Herz auf, wenn man die Bilder anschaut“, sagte Claudia Rinkenburger.

Bildarchivar Dominik Rimmele stellte an dem Abend das Fotoarchiv Hotz, seine Geschichte und die Bestände vor. Museumsleiter Julian Windmöller führte durch die aktuelle Ausstellung ‚Klick – Fotografien einer verlorenen Zeit‘.
Durch Fotos finden Menschen zueinander
Ein großer Dank gilt laut Claudia Rinkenburger auch der Stadt, die die Bilder so gut aufbewahre und die Digitalisierung, auch finanziell, möglich macht. Das sei nicht selbstverständlich. „Ich wünsche mir und uns, dass wir ganz viele solcher Schätze hegen und Gemeinsamkeiten entdecken und darüber ins Gespräch kommen. Jung und Alt kommen da zusammen“, so die Hotz-Nachfahrin.
Wichtigste Bildquelle in Stockach
Bildarchivar Dominik Rimmele gab darauf einen Einblick in seine Arbeit sowie die Familiengeschichte Hotz. „Wir sind dieses Jahr in einem ganz besonderen Jahr“, sagte er. Denn im März 2025 ehrte die Deutsche Unesco-Kommission die analoge Fotografie als immaterielles Weltkulturerbe.

Das erste Stockacher Geschäft der Familie Hotz befand sich einst in der Zoznegger Straße. 1884 zog die Familie in ein Gartenatelier um und später befand sich ab 1912 das Wohn- und Geschäftshaus in der Schillerstraße 4. „Das Fotoarchiv Hotz ist die wichtigste Quelle an Bildmaterial, die wir im Stadtarchiv Stockach haben“, so der Bildarchivar.
Erste Generation lebte noch in Konstanz
Mit Anton Ulrich Raimond Hotz wurde 1814 die erste Generation geboren. Der gebürtige Konstanzer war zunächst Goldschmied, bis er die Fotografie für sich entdeckte und ein Geschäft in Konstanz eröffnete. In der Konstanzer Zeitung schaltete er am 24. Februar 1865 die erste Anzeige für seine Fotografie. Mit seiner Frau Karolina hatte er acht Kinder. 1880 verstarb er in Konstanz.
Gustav I. Adolf Hotz wurde 1847 in Konstanz als dritter Sohn von Raimond und Karolina geboren. Er bot seit 1880 Fotografie in Stockach an. Zweimal verheiratet, bekam er fünf Kinder. Zudem betrieb er ab 1898 eine Filiale in Pfullendorf, die aber nur sonntags geöffnet hatte.
Ab 1912 zog die Stockacher Filiale in die Schillerstraße 4 um. „Leider sind dem Umzug etliche Glasplatten zum Opfer gefallen“, erzählte Dominik Rimmele. Gustav I. Hotz überlebte seinen Sohn Gustav II. um zehn Jahre und starb 1926.
Bilder von Gustav II. Hotz in Ausstellung
Als erster Stockacher Nachfahre der Fotografenfamilie wurde Gustav II. Adolf Hotz 1878 geboren. Er führte das Fotografenhandwerk weiter. Mit seiner Ehefrau Nelly Seidemann bekam er zwei Kinder, Gustav III. und Nelly Emma. 1907 übernahm er offiziell das Geschäft in der Schillerstraße.

„Ich habe zu ihm die engste Bindung, wenn man davon sprechen kann, weil ich in Vorbereitung auf die Ausstellung die Feldpost übersetzen durfte“, so Dominik Rimmele. Die Briefe zwischen Gustav II. Hotz und seiner Frau Nelly hängen im letzten Teil der Ausstellung im Stadtmuseum. Obwohl er an die Front gerufen wurde, versuchte der Fotograf, das Geschäft weiterzuführen und seine Frau zu beraten, so der Bildarchivar.
Als Gustav III. Adolf Heinrich Hotz elf Jahre alt war, starb sein Vater im Ersten Weltkrieg. Das Geschäft in der Schillerstraße übernahm er im Jahr 1935 und gab es im Dezember 1970 an seinen Sohn Gustav IV. weiter. 1980 verstarb er.
In die Zeit von Gustav IV. Adolf Heinrich Hotz fiel der Übergang von der Schwarz-Weiß- zur Farb-Fotografie, erklärte Dominik Rimmele den 20 Besuchern. Er übernahm die Firma 1960 und führte die Aufträge des Vaters weiter. „Die Firma wurde 1994 geschlossen, nach 130-jähriger Firmengeschichte“, erzählte der Bildarchivar. Wie Nachfahrin Claudia Rinkenburger ergänzte, ist die Familie Hotz die drittälteste Fotografenfamilie Deutschlands.