Natur, Geschichte, Kultur und Brauchtum hat die Fotografenfamilie Hotz seit Ende des 19. Jahrhunderts festgehalten, mit verschiedensten Techniken sind fast 100.000 Bilder entstanden. Seit 2015 wurden die Bilder aus dem Familienarchiv digitalisiert und anlässlich des Tags der Archive zeigte das Team des Stadtarchivs Stockach 2022 eine Vielzahl dieser Fotos, die je nach Zeitpunkt der Aufnahme unter ganz verschiedenen technischen Voraussetzungen entstanden waren.

Rund eine Stunde lang präsentierten Sybille Trefflich, Christopher Wangenheim und Johannes Waldschütz in einem Online-Vortrag des Hegau-Geschichtsvereins viele bis dahin unbekannte Bilder.

Familie steigt früh in das Foto-Geschäft ein

Der damalige Stadtmuseums-Leiter Johannes Waldschütz führte kurz in die Geschichte der Familie Hotz ein, die 1865 ein Fotogeschäft in Konstanz eröffnet hatte. Von 1874 bis 1994 befand sich das Geschäft in Stockach. Gustav III. Hotz, der 1905 geboren worden war, hinterließ viele Bilder zur Fasnacht in den 1930er Jahren.

Blick auf Ludwigshafen aus dem Archiv Gustav Hotz im Stadtarchiv Stockach. Das Bild ist digitalisiert worden.
Blick auf Ludwigshafen aus dem Archiv Gustav Hotz im Stadtarchiv Stockach. Das Bild ist digitalisiert worden. | Bild: Fotoarchiv Gustav Hotz/KBg_0062

Sein Sohn Gustav machte seine Ausbildung im elterlichen Betrieb und zeigte das Stockacher Stadtleben mit Schwarz-Weiß- und Farbfotos sowie Produktfotos. Er gab das Geschäft 1994 auf und begann das Fotoarchiv zu sortieren. Nach seinem Tod 2007 übergaben seine Frau und seine Tochter Claudia Rinkenburger die Sammlung ans Stadtarchiv.

Bestand zeigt auch die Entwicklung der Fotografie auf

Sybille Trefflich sagte, man habe heute nahezu unbegrenzte technische Möglichkeiten, diese Bildersammlung zu erhalten. Parallel zu den Bildinhalten sei durch die verschiedenen Herstellungstechniken, die die Familie anwendete, auch die Entwicklung der analogen Fotografie dokumentiert worden. Es gibt ergänzend eine 300 Stücke umfassende historische Fotoapparatesammlung.

Trefflich stellt einige Beispiele vor. Neben wenigen Bildern im Direkt-positiv-Verfahren auf Metall und Glas gibt es 1600 Glasplattennegative bis zu einer Größe von 28 mal 34 Zentimetern, auf denen selbst kleinste Details erkennbar sind.

Bilder zeigen das Leben verschiedener Epochen

Der Planfilmnegativ-Bestand umfasst 1000 Fotos aus der Kaiserzeit, dem Ersten Weltkrieg und der Nachkriegszeit. Die Technik entwickelte sich rasant, der Rollfilm-Bestand enthält über 14.000 Negative. Hinzu kommen Passbilder nach dem Zweiten Weltkrieg, Bilder der Volkszählung, von Rad- und Motorradrennen und aus der Fasnacht der 1930er-/1940er-Jahre.

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„Der Kleinbildbestand umfasst rund 30.000 Bilder. Hinzu kommen etwa 1000 Dias und Kinodias“, erläuterte Trefflich. Registrierbücher und gelegentliche Notizen am Seitenrand der Fotos gäben Aufschluss über das Alter.

Viel Arbeit für ein gutes Ergebnis

Der Digitalisierungsvorgang musste also gut durchdacht und vorbereitet werden. Private Hochzeiten, Aufbahrungen, Unfälle und Grabbilder hätten sie ausgeschlossen, so Sybille Trefflich. Die übrigen Negative seien gereinigt, eingescannt oder abfotografiert worden, um eine möglichst gute Bildqualität zu erreichen.

Reinigung der Negative aus dem Hotz-Archiv
Reinigung der Negative aus dem Hotz-Archiv | Bild: Bildkonserve Stuttgart

Als Beispiele wurden bei dem Vortrag Stadtbilder, Orts- und Landschaftsaufnahmen gezeigt. Gerade Bilder von Kirchen und Kapellen böten eine große Chance, weil sie den ursprünglichen Zustand zeigten, so Waldschütz. Das Archiv enthält Fotos aus dem Hegau, aber auch von der Birnau und Meersburg und aus dem Donautal, die nebenbei wunderbare Eindrücke zur Entwicklung des Landschaftsbildes und der Landwirtschaft vermitteln.

So gibt es Bilder der Uferpromenade in Bodman von 1961 oder von der Seegfrörne 1963. Unzählige Fotos zum 700-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 1983 sind auch dabei. Sybille Trefflich ging auf 30.000 Bilder ein, die jegliche Ereignisse des öffentlichen Lebens dokumentierten. Hier nannte sie Schuleinführungen, Vereins- und Stadtfeste, Erstkommunionen und auch wieder die Fasnacht.

Lorena Gouet Yaconi von der Bildkonserve in Stuttgart ist auf diesem Bild dabei, die Hotz-Negative zu konservieren.
Lorena Gouet Yaconi von der Bildkonserve in Stuttgart ist auf diesem Bild dabei, die Hotz-Negative zu konservieren. | Bild: Bildkonserve Stuttgart

Die Porträtaufnahmen und Passbilder bis 1949 zeigen laut Christopher Wangenheim neben polnischen Zwangsarbeitern und französischen Kriegsgefangenen einen Teil der Bevölkerung aus Stockach und der Region. Der Bestand mit etwa 8800 Fotos sei interessant und erforschungswürdig.

Rechte müssen geklärt sein

Den riesigen Bilderschatz wollen die Mitarbeiter des Stadtarchivs für Forscher und alle Interessierten online zur Verfügung stellen. Dabei müsse jedoch einiges beachtet werden, erklärte Johannes Waldschütz. „Das Urheberrecht eines Fotografen gilt 70 Jahre über dessen Tod hinaus. Hier hat die Familie Hotz das Recht ans Stadtarchiv übertragen.“ Dann gebe es noch das Recht am eigenen Bild.

Zwar seien die Bilder nicht mit Namen verknüpft, dennoch müsse die abgebildete Person mindestens zehn Jahre tot sein oder mindestens vor 90 Jahren geboren worden sein. „Das ist die Arbeit von Sybille Trefflich. Jedes Bild muss inhaltlich und in Hinblick auf die Bildrechte bewertet werden.“

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Einige der Bilder sind inzwischen online beim Stadtarchiv Stockach abrufbar.

Dieser Artikel erschien erstmals im März 2022.