Die Auflösung einer Wohnung kostet Zeit, Nerven und erfordert auch eine große Portion Vorsicht, da manchmal Betrüger am Werk sind. Egal, ob es sich um den eigenen Haushalt oder den eines verstorbenen Verwandten handelt. Und momentan gibt es eine Trickbetrug-Masche auf dem Internetportal Ebay-Kleinanzeigen, vor der das Polizeipräsidium Konstanz warnt.
Wer wie ich nicht alles in einen Container werfen, sondern gut erhaltene Möbel und Gegenstände von Verwandten verkaufen oder verschenken möchte, muss zwangsläufig mit seltsamen Erlebnissen und unlauteren Vorgängen rechnen. Die Ausmaße hätte ich mir so aber nicht vorgestellt:
Der mutmaßliche Betrugsversuch
Eigentlich freut man sich, wenn sich nach langer Zeit jemand auf eine Annonce meldet, egal ob die Nachricht auf dem Portal oder per WhatsApp kommt. Mit der Antwort auf die Frage, wann die vermeintliche Interessentin das große Doppelbett abholen möchte, begann es direkt seltsam und rasant unglaubwürdig zu werden. Sie lebe erst seit zwei Jahren in Deutschland und könne die Sprache noch nicht so gut, schrieb eine Frau. Zumindest war es laut Profilbild eine Frau. Sie nannte keinen Namen.
„Ich habe mein eigenes Möbelgeschäft, wir verkaufen Möbel. Wir kaufen Möbel aus allen Teilen des Landes. Ich wohne in Köln“, lautete der Text. „Ich bin bereit, die Kosten für Verpackung und Versand zu übernehmen.“ Sie wolle alles über eine Bezahlfunktion abwickeln und fragte noch, ob ich das Paket selbst zur Abholstelle bringen würde oder ein Kurier kommen solle. Plötzlich war das Deutsch ziemlich gut. Ich wunderte mich und war fast schon etwas amüsiert, wie das noch weitergehen sollte.
Die Geschichte wirkte bereits komplett realitätsfern: Der Begriff Paket wäre bei einem Bett eine Untertreibung. Abgesehen davon würde ein Speditionsversand mindestens das Doppelte des niedrig angesetzten Kaufpreises kosten. Sollte das ein schlechter Scherz sein? Oder mehr noch: ein Betrugsversuch? Mit vielen schönen Worten versuchte sie, das Ganze schmackhaft zu machen, erklärte die Bezahlfunktion, dass sie das schon monatelang ohne Probleme so mache und dass nun ein Kurier kommen solle, um alles selbst zu verpacken und mitzunehmen. Sie betonte sogar, dass sie mir absolut vertraue und das Paket nicht zurückschicken werde.
Natürlich habe ich das Ganze dann beendet. Als am Freitag das Polizeipräsidium Konstanz die Meldung veröffentlicht hat, dass es einige Betrugsversuche mit einem vermeintlichen Ebay-Zahlsystem gegeben habe, war klar: So etwas habe ich auch erlebt, aber bin nicht darauf hereingefallen. Die Polizei hat inzwischen die Nummer der angeblichen Kaufinteressentin erhalten.
Häufig große Ansprüche, dann keine Reaktion mehr
Egal wie nett oder unhöflich eine Anfrage ist – jeder erhält von mir eine freundliche Antwort auf die gestellte Frage mit Anrede und Grußformel. Im besten Fall kommt etwas zurück, in einigen Fällen endet es aber in der Sackgasse. Keine Reaktion mehr. Erst die große Interessensbekundung, die Frage nach Maßen oder dem Material, doch dann das große Schweigen.
Dasselbe galt in fast allen Fällen für das unverbindliche Anschauen: Prüfender Blick auf alles in der Wohnung, Nachfragen, kritische Blicke, das Versprechen sich zu melden – schließlich nie eine Rückmeldung. Wer auf einem Kleinanzeigen-Portal verkauft oder eine Zeitungsannonce aufgibt, muss offenbar damit leben. Denn in beiden Fällen hatte ich es mit Sich-Nicht-Mehr-Meldern zu tun.
Aggressive Händler und Militaria-Sammler
Sobald die angebotenen Dinge implizieren, dass der Vorbesitzer bereits zu Weltkriegs-Zeiten gelebt haben könnte, kommen die Händler und Sammler aus ihren Ecken. Auch wenn die Annoncen zu Möbel, Geschirr und Geräten rein gar nichts damit zu tun haben, gibt es viele Nachrichten mit Fragen wie „Haben Sie etwas aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg?“. Abzeichen, Fotos, Urkunden – egal was. Dass es so etwas nicht gibt, will nicht jeder glauben: „Haben Sie wirklich nichts? Sie müssen doch etwas haben.“ Das ist dann die Stelle, an der zur Abwechslung die andere Seite keine Antwort mehr erhält.
Oder Schmuck. Viele wollen alten Gold-Schmuck. Egal was inseriert war, von mehreren Seiten kam die Frage: „Haben Sie auch Schmuck?“ Ein Nein bringt auch hier ein „Ist wirklich nichts da?“ als Reaktion. Es läuft übrigens auf dasselbe hinaus, wenn man selbst auf eine Gesuch-Annonce in der Zeitung anruft. Man hört vielleicht noch die Alibi-Frage nach Porzellan oder historischen Möbeln, doch sobald das Gegenüber realisiert, dass es keinen Schmuck gibt, ist das Interesse weg. Ein Händler, der bei der Besichtigung behauptete, er habe jemanden, der genau solche Möbelstücke suche und sich abends nochmal melden wollte, reagierte erst mehrere Tage später auf Nachfrage. Und auch nur, weil ich ihm auf den Kopf zugesagt habe, wie offensichtlich das Ganze war.
Die positiven Überraschungen
Es gibt auch die Gegenstände, von denen ich dachte, die Chancen sind gering, aber ich wollte sie trotzdem einfach mal anbieten und schauen, was passiert. Tja, die rollbare Bügelmaschine war innerhalb von drei Tagen verkauft. Eine komplette Überraschung. Und ein typischer Großeltern-Wohnzimmerteppich, von dem es mancher nicht geglaubt hätte, fand auch ein neues Zuhause. Eine halbwegs erwartete Überraschung.
Bei einem eigentlich unscheinbaren Besteck-Set hagelten wenige Minuten nach dem Einstellen die Gebote herein. Ja, Gebote, obwohl die Kleinanzeigen nichts mit dem anderen Portal mit vier Buchstaben zu tun haben. Hier zeigte sich die Dynamik der automatischen Suchaufträge und Nachfrage nach Sammlerstücken. Eine überwältigende Überraschung.
Die Preisdrücker versuchen alles
Ist ein bisschen Geld besser als nichts? Oder geht es nur mit verschenken? Es ist auf jeden Fall nicht einfach. Wenn ein Preis mit 60 Euro Verhandlungsbasis angegeben ist und dann als Vorschlag 20 oder 25 Euro kommen, wird es merkwürdig.
Und dann wäre da noch die berühmt-berüchtigte Frage „Was ist letzte Preis?“, gefolgt von der Kritik des Fragestellers, dass 50 Euro Nachlass auf die ursprüngliche Summe viel zu teuer seien.
Wie war das noch mit Datenschutz?
Als ich dachte, bereits alles erlebt zu haben, irrte ich mich natürlich: Jemand schrieb eine Nachricht, um nach den Kontaktdaten eines Käufers zu fragen. Er habe etwas, was der Person, die etwas Bestimmtes von mir gekauft hat, gefallen könnte, weil es dazu passe. Die Frage war zwar nett formuliert, aber einfach fremde Daten herausgeben, geht nicht.
Gutes Tun und eine Erkenntnis
Bei allen Versuchen, die guten Gegenstände eines Lebens nicht im Container enden zu lassen, spielen auch noch Spenden eine Rolle. Da wären zum Beispiel Decken für das Tierheim oder kaum getragene Kleidung für eine Sammelstelle. Trotz allem guten Willen kann aber letztendlich nicht alles von der Tonne oder dem Sperrmüll verschont bleiben.
Nach fast zwei Monaten Erfahrungswerten bleibt das Fazit: Mann kann nicht alles behalten. Es ist schön, wenn mit der Weiterverwendung etwas Wertschätzung für die Besitztümer eines Menschen bleibt.