Über das Thema Gebäudehöhen im Bereich des Linde-Kreisels wurde in Stockach eigentlich schon hinreichend diskutiert. Doch nun sorgt ein neues Projekt auf der gegenüberliegenden Straßenseite für ein erneutes Aufflammen der Diskussion im Planungsausschuss des Gemeinderats.
Hintergrund sind Überlegungen zu einem möglichen Hotelneubau auf dem Linde-Areal. Wie Bürgermeisterin Susen Katter im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärte, habe eine Hotelkette Interesse daran bekundet, das Linde-Grundstück zu kaufen und dort ein neues Hotel zu bauen. Die entsprechenden Gespräche laufen schon seit einigen Jahren, doch inzwischen seien die Planungen konkreter geworden, geht aus den Sitzungsunterlagen des Planungsausschusses hervor.
Mögliche Gebäudehöhe soll um drei Meter wachsen
Dabei habe sich gezeigt, dass die zulässige Gebäudehöhe von 15,30 Metern, die im Bebauungsplan für diesen Bereich vorgesehen sind, für den möglichen Hotelneubau nicht ausreichen. Die betreffende Hotelkette wünscht sich eine Erhöhung auf 18,75 Meter.
Zwar soll die Gebäudehöhe im vorderen Bereich, also direkt an der Goethestraße bei 15,30 Meter bleiben – dort könne etwa eine Dachterrasse entstehen. Im hinteren Bereich, etwas von der Straße abgerückt, würde die Gebäudehöhe dann auf die beantragten 18,75 Meter steigen. Das Gebäude wäre damit im vorderen Bereich vierstöckig, im hinteren Bereich fünfstöckig. Vorgesehen seien über 100 Zimmer, war in der Sitzung zu erfahren.
Angeregte Diskussion um die Höhe
Zusätzlich soll die Grundfläche „auf 0,85 angepasst werden, um eine ausreichende bauliche Ausnutzung des Grundstücks zu ermöglichen“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Das bedeutet, dass 85 Prozent der Grundstücksfläche bebaut werden dürften.
Für heftige Diskussionen sorgte im Gremium in erster Linie die Gebäudehöhe. „18 Meter sind ein Wort“, betonte Stadtrat Roland Fiedler (FWV). Er verwies darauf, wie lange in der Vergangenheit über Gebäudehöhen diskutiert wurde. Insbesondere an dieser Stelle im Hinblick auf ein Bauprojekt, das auf der anderen Straßenseite entstehen soll. „Jetzt soll gegenüber genauso ein Monsterklotz entstehen. Ich glaube nicht, dass das städtebaulich in unserem Sinne ist“, so Fiedler.
Seiner Meinung nach brauche es in Stockach keine „Übernachtungsburg“ mit Frühstücksangebot, sondern echte Gastronomie. Auch Stadtrat Markus Gebert (FWV) zeigte sich kritisch. „Wir erleben gerade, wie heiß es im Sommer mittlerweile werden kann. Je höher die Bauten werden, desto weniger Frischluftschneisen haben wir in der Stadt“, so Gebert.

Das Projekt soll wirtschaftlich sein
Bürgermeisterin Susen Katter warb um Verständnis für das Vorhaben. „Ein solcher Neubau muss für die Betreiber auch wirtschaftlich sein“, erklärte sie. Selbst wenn man einen anderen Investor finde, sei es fraglich, ob ein kleineres Hotel wirtschaftlich betrieben werden könne. Auch CDU-Stadtrat Martin Bosch sprach sich für das Vorhaben aus. „Wir brauchen so ein Hotel in Stockach“, betonte er und verwies darauf, dass im vorderen, der Straße zugewandten Teil, die Gebäudehöhe von 15,30 nicht überschritten werde.
Aktuell befindet sich das betroffene Grundstück in privater Hand. Die Stadt hat allerdings Räumlichkeiten im hinteren Teil des Linde-Gebäude angemietet und nutzt diese als Obdachlosenunterkunft. Im vorderen Teil des Gebäudes befindet sich momentan ein indisches Restaurant. „Der Mietvertrag mit der Stadt läuft noch bis Ende 2025“, erklärte Kämmerer Sebastian Scholze. Bis dahin müsse auch eine Entscheidung getroffen werden, damit die Hotelkette entscheiden kann, ob sie das Projekt in Stockach weiterverfolgen möchte oder nicht, war in der Sitzung zu erfahren.
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärte Susen Katter, dass sie das Projekt für sehr wichtig für Stockach halte. „Wir brauchen ein Business- und Tagungshotel. Wir haben einige große Unternehmen in der Region und wenn diese Besuch bekommen, dann müssen die Gäste irgendwo wohnen können“, so Katter. Für das alte Linde-Gebäude am Kreisverkehr würde das indes das Aus bedeuten. Es würde im Falle eines Hotelneubaus abgerissen werden, bestätigt Katter auf Nachfrage.
Gemeinderat muss noch zustimmen
Das Abstimmungsergebnis im Planungsausschuss fiel mehrheitlich positiv aus. Neun Mitglieder des Gremiums stimmten dem Planentwurf inklusive einer Anpassung der zulässigen Gebäudehöhen zu, drei stimmten dagegen und es gab eine Enthaltung. Eine endgültige Entscheidung ist damit allerdings noch nicht getroffen, denn auch der Gemeinderat muss seine Zustimmung dazu geben. Er soll in seiner Sitzung am Mittwoch, 9. Juli, darüber beraten.