Sportvereine bieten heutzutage viel mehr Breitensport an als nur Frauengymnastik und Kinderturnen. Auch Männer werden fündig, trainieren gemeinsam und tun sich damit etwas Gutes. Die Männersportgruppe des TV Jahn Zizenhausen gibt es sogar schon seit 50 Jahren. Herbert Reichle leitet sie seit 2018. Mit ihm sind es derzeit sieben Teilnehmer – „lauter ältere Herren“, wie er liebevoll erzählt. Dabei seien sie offen für jedes Alter und das Bewegungsangebot sei nicht leistungsorientiert.
Doch der Vereinsvorsitzende Stefan Tresp zeigt sich besorgt, dass der traditionsreichen Gruppe nach und nach die Mitglieder ausgehen. Dabei könnten gerade die sogenannten Babyboomer, die jetzt ins Rentenalter kämen, von der Bewegung im Verein profitieren, so Tresp.
Gymnastik, Denksport und Hockey
Übungsleiter Herbert Reichle erzählt, wie eine Sporteinheit bei ihnen abläuft. Trainiert werde freitags von 20.15 bis 22 Uhr in der Heidenfelshalle Zizenhausen. Nach dem allgemeinen Aufwärmen, in das er – auch um Alzheimer und Demenz vorzubeugen – schon mal Denksport-Aufgaben einfließen lasse, folgten Krafttraining, Gymnastik oder Zirkeltraining. Die Übungen dienten auch der Sturzprävention, Gleichgewichtsschulung und Stabilität.
Im zweiten Teil spielen die Männer Hallenhockey mit Schläger und Puck. „Es geht um Spaß und Ehrgeiz. Je nachdem, wie viele da sind, rennen wir 20 bis 30 Minuten durch die Halle“, so der Übungsleiter lachend. Zum Abschluss folgt das Schnürles-Spiel, das dem Fußballtennis ähnelt. Der Name geht auf das Pforzheimer Fußballidol der 1920er-Jahre Fritz Schnürle zurück.
In der Mitte des Feldes wird ein Seil in 50 Zentimeter Höhe gespannt. Jede Mannschaft hat im besten Fall vier Spieler, die versuchen, den Ball so zum Gegner zu spielen, dass der ihn nicht regelkonform zurückspielen kann. Nach dem Duschen pflegen die Männer das gemütliche Beisammensein. Übers Jahr verteilt gibt es einige Ausflüge.
So profitieren vor allem ältere Menschen vom Sport
Geselligkeit und Gemeinschaft nennen alle als große Motivation, im Verein zu trainieren. Lothar Fuchs, mit Jahrgang 1966 aktuell der jüngste, gefallen die unterschiedlichen Altersgruppen. Durch den Sport wolle er beweglich bleiben. Dass das gelingen kann, beweist Leonhard Fürst, der mit 87 Jahren als ältester Aktiver noch erstaunlich fit ist: Er sei 50 Jahre lang in der Wandergruppe gewesen und von Anfang an Teil dieser Gruppe. Hans Gahr hat die Gruppe 30 Jahre geleitet, jetzt macht er mit. Auch er betont, ihm sei wichtig, weiterhin Sport und Bewegung zu haben, um möglichst lange fit zu bleiben.
Herbert Reichle, der als Interimstrainer begann und rund 25 Jahre in der Gruppe ist, spricht neben dem Ausgleich zum Berufsleben einen weiteren Aspekt an: Gerade als Rentner sei Sport im Verein eine tolle Möglichkeit, nicht den Anschluss zu verlieren und unter Leute zu kommen. Auch Walter Weber hebt den Austausch neben dem Sport hervor. Er sei schon seit 1976 Vereinsmitglied und sporadisch bis heute immer dabeigeblieben.
Babyboomer hinter‘m Ofen hervorlocken
Die Gruppe ist also über Jahrzehnte zusammengewachsen, doch neue Teilnehmer wären herzlich willkommen. Stefan Tresp sagt: „Die Jahrgänge etwa Mitte der 1950er- bis Ende der 1960er-Jahre sind doch die sogenannten Babyboomer, sodass wir eigentlich kein Nachwuchsproblem haben dürften. Wir wollen Leute hinter‘m Ofen hervorlocken und einladen, an der Gesellschaft teilzunehmen.“ Interessenten dürften mehrmals unverbindlich teilnehmen und reinschnuppern. „Sie müssen in die Gruppe passen und sich wohlfühlen“, so Tresp.

Auch beim Turnverein Wahlwies gibt es eine Männergruppe. Sie wird seit Jahrzehnten von Leonhard Schwarz geleitet. Mit ihm sind sie zu acht. „Anfangs waren wir mal 15 Männer. Günter Gruber ist von Beginn an dabei, Walter Schatz war bis vor zwei, drei Jahren auch ein Mitglied der ersten Stunde“, sagt er. Nach einer öffentlichen Bekanntmachung und über Mundpropaganda kamen in den vergangenen Jahren ein paar neue Teilnehmer hinzu.
Sportlichkeit und Kontakte pflegen in Zizenhausen
Die Altersstruktur ist ähnlich wie in Zizenhausen: „Der älteste Turner ist Mitte 80, der jüngste Mitte 60“, erzählt Schwarz. Jeden Montag machen sie von 19 bis 20 Uhr nach dem Aufwärmen leichte Übungen zur Kräftigung und Lockerung. Aus der Reha nach seiner Hüftoperation habe er einiges übernommen, berichtet Leonhard Schwarz. „Ich zeige Übungen, die mir selbst guttun. Jeder macht so viel, wie er sich zutraut, es gibt keinen Erfolgszwang.“
Er baue Gleichgewichtsübungen ein – zur Sicherheit immer in Nähe der Wand. Die Beweglichkeit werde mit Stab und Bällen trainiert, das Theraband sei fast jedes Mal zur Kräftigung im Einsatz. Auch Bodenübungen wie der Vierfüßlerstand und Liegestütz gehörten dazu. Zum Abschluss spielten sie manchmal Prellballspiel.
Für ihn ist klar, dass man Sport möglichst bis ins hohe Alter betreiben sollte: „Kraft und Beweglichkeit dienen der Sturzprophylaxe. Man pflegt außerdem seine Kontakte, kehrt im Sommer mal auf ein Bier ein und hat einfach mehr Antrieb in der Gruppe als allein“, erklärt er.
Ballspiele und Kraftsport in Nenzingen
Von den befragten Gruppen ist die Männersportgruppe des TV Nenzingen, auch bekannt als „TV-Waschbären“, die jüngste. Sie wurde 2005 gegründet. Im Schnitt sporteln hier jeden Freitag von 19.30 bis 22 Uhr zwölf bis 15 Männer im Alter von Mitte 40 bis Mitte 60 in der vereinseigenen Turnhalle. Wolfgang Häußler leitet die Gruppe von Beginn an. Er wird mittlerweile von Markus Schubert unterstützt.
Neben Kraftsport, Gymnastik mit Schwerpunkt Rücken bieten sie auch Ballspiele wie Volleyball und Hallenhockeyspiele an. Häußler erklärt: „Die funktionieren genauso wie bei Jungs ab sechs Jahren: Ball in die Halle, alle rennen drauf los und alle sind nach 30 Minuten aufnahmefähig für den anspruchsvollen Teil.“

„Die meisten kommen wegen des Sports, einige wegen der notwendigen Gymnastik für den Rücken, viele wegen der Ball- und Hockeyspiele. Aber alle kommen, um am Freitagabend eben nur sie selbst und unter ihresgleichen zu sein – und natürlich auch, um anschließend in der Turnerbar des TV gemeinsam ein Bierchen zu trinken und sich auszutauschen.“
Vier Höhepunkte im Jahresprogramm
Übers Jahr verteilt gibt es vier weitere Programmpunkte, so Häußler. „Wir machen jedes Jahr eine ‚Jahresabschlusswanderung zwischen den Jahren mit anschließendem Hock. Wir gehen meist im März miteinander für drei Tage zum Skifahren in den Begrenzer Wald. Zum Beginn der Sommerferien haben wir ein Sommerfest, wo gemeinsam gegrillt und gefeiert wird. Und im Spätsommer gibt es eine zweitägige Wanderung im Schwarzwald, Allgäu oder im alpinen Gefilde.“