Sie sind wie ein Fenster, durch das man in die Vergangenheit sehen kann, beschrieb Archäologin Yvonne Tafelmaier vom Landesamt für Denkmalpflege in Baden-Württemberg die Grabungsstellen. Ein solches Fenster hat sich jüngst in der Kiesgrube der Firma Storz im Engener Ortsteil Anselfingen geöffnet. Bei Voruntersuchungen sind der Kreisarchäologe Jürgen Hald, Grabungsleiter Andreas Gutekunst und sein Grabungsteam der Fachfirma Archeotask auf einen gepflasterten Platz mit Straßen aus der Keltenzeit gestoßen. Die lebten vor rund 2500 Jahren im Hegau und haben hier, wie der Fund deutlich macht, schon so etwas wie öffentlichen Bau betrieben, beschreibt der Kreisarchäologe.

Bei den Grabungen wurden nicht nur verbaute Steine freigelegt, sondern auch kleine Fundstücke wie Keramikscherben und kleine Metallobjekte aus Bronze, wie sie für Gürtelhaken oder Spangen für Gewänder genutzt wurden. Die Freude über diesen Ausgrabungsfund ist groß. Eine solche platzartige Situation sei selten, beschreibt Kreisarchäologe Hald. Die Fachleute hätten alles im Detail dokumentiert und festgehalten, um die Funde anschließend wissenschaftlich untersuchen zu können. Die kleinen Funde wurden entnommen und archiviert.

Gibt es jetzt ein Freilichtmuseum in Anselfingen?

Und was passiert jetzt mit dem Kelten-Platz in Anselfingen? So viel sei vorweggenommen, es wird daraus kein zweites Pompei in Engen, zu dem die Besuchermassen strömen werden. Tatsächlich wird mit solchen Fundstellen im Nachgang sehr pragmatisch umgegangen, wie der Kreisarchäologe erläutert.

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Es sei sehr schwierig, solche Fundstellen zu konservieren. Und dann gibt es im Hegau sehr viele archäologische Fundstellen. Überall kleine Freilichtmuseen zu errichten ist da keine Option, weiß Hald. Das würde man bei großen Fundstellen machen und wo es sich eigne. Wie zum Beispiel bei den römischen Funden auf dem Konstanter Münsterplatz.

Steine werden wieder genutzt

In Anselfingen dagegen wird der Kiesabbau weitergehen und die Steine, die schon die Kelten genutzt haben, werden von der Menschheit heute wieder genutzt werden. Es kann also sein, dass schon bald ein bisschen keltische Kulturgeschichte in dem ein oder anderen Neubau in der Region landet. Und das ist auch in Ordnung so, sagt der Kreisarchäologe. Denn die Kulturlandschaft Hegau sei sehr alt und in ständiger Veränderung. „Wir haben sehr wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Fund gezogen“ – und darauf komme es an, so Hald. Das Steine-Recycling ist also wissenschaftlich vollkommen akzeptabel.