Fußball, Oberliga, Frauen: TSV Tettnang – Hegauer FV (Sonntag, 13 Uhr). – Helena Heer schüttelt ihren Regenschirm aus. Sie kommt gerade aus der Wohnung ihres Bruders, hat noch schnell etwas gegessen, bevor sie zum Interviewtermin aufbrach. Zurückhaltend lächelt die Spielerin des Hegauer FV. Vor dem Gespräch ist sie etwas aufgeregt, gibt sie zu. Auch vor den Fußballspielen erginge es ihr so. Auf dem Spielfeld merkt man dies jedoch nicht. Die 20-Jährige ist beim Hegauer FV in der Oberliga unverzichtbar – das gilt natürlich auch für das Gastspiel beim TSV Tettnang.

Herausforderung gegen TSV Tettnang

Einen Grund für übertriebene Nervosität gibt es vor dem Duell ja eigentlich auch nicht. Schließlich ist der Hegauer FV mit zwei Siegen gut in die Saison gestartet. Aktuell steht das Team der Trainer Domenico Merenda und Luca Plumari auf Rang fünf, drei Punkte vor den Tettnangerinnen.

So richtig souverän fand Helena Heer die Leistungen aber trotzdem nicht, die Allrounderin sah am vergangenen Wochenende noch Luft nach oben: „Letztendlich hätten wir das letzte Spiel gegen den TSV Neuenstein schon in der ersten Halbzeit entscheiden können. Dann haben wir es aber nochmal spannend gemacht und über den Kampf gewonnen.“

Das soll am Sonntag gegen den TSV Tettnang anders laufen. Wobei Heer ein schwieriges Spiel erwartet. „Tettnang ist vermutlich stärker. Ich glaube, da tun wir uns schon schwerer“, so Heer.

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Trotz der Herausforderung ist die Vorfreude auf den Sonntag schon groß. Nach Tettnang ist es schließlich die kürzeste Auswärtsfahrt in der Oberliga. So erwartet sie auch mehr Zuschauer als bei anderen Gastduellen. Wer wohl auch vor Ort sein wird: Ihre Eltern, wie bei fast jedem Spiel.

Orientierung an den älteren Geschwistern

Die Familie hat ohnehin einen großen Stellenwert für Helena Heer. Auf die Frage, wie sie zum Fußballspielen gekommen ist, muss sie schmunzeln und erzählt: „Durch meinen älteren Bruder.“ Gemeinsam haben sie bei der heimischen SG Tengen-Watterdingen bei den Jungs mit dem Kicken angefangen. Seit 2017 schnürt sie nun ihre Kickschuhe für die Frauenabteilung des Hegauer FV.

Auch die ältere Schwester hat eine bedeutende Rolle im Leben der 20-Jährigen. Aber nicht unbedingt wegen des Fußballs. Sondern, weil sie Physiotherapeutin ist. Und genau diese Ausbildung macht auch Helena Heer gerade. Sie befindet sich ab November im zweiten Ausbildungsjahr.

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Größere Verletzungen hatte sie selbst zum Glück noch keine. Der Fußball, ihre Ausbildung und die Familie – das sind die wichtigsten Ankerpunkte in ihrem Leben.

Nachdem die Spielerin des Hegauer FV morgens die Schulbank in der Schule für Physiotherapie drückt und anschließend zu ihrem Bruder nach Petershausen fährt, bei dem sie aktuell wohnt, heißt es drei Mal die Woche Fußballtraining. Viel Zeit für etwas Anderes bleibt da nicht.

Auf dem Feld flexibel

Aber das muss ja auch nicht sein, schließlich liebt sie es, auf dem Feld zu stehen. Ob im offensiven oder defensiven Mittelfeld, der Verteidigung oder auf den Außenbahnen, Helena Heer ist flexibel einsetzbar. Und sie mag auch alle Positionen. Hauptsache Fußball.

Selbst im Sturm und sogar im Tor hat die Allrounderin schon einmal gespielt. Zwischen den Pfosten stand sie allerdings nur, weil auch ihr Bruder diese Position bekleidete, gibt Helena Heer lachend zu.

Ihren Trainern wird es egal sein, schließlich setzen diese ihre Spielerin da ein, wo sie ihre Stärken, Schnelligkeit und Ausdauer, am besten einbringen kann. Auch gegen den TSV Tettnang könnte das wichtig werden.

Ziele mit dem Hegauer FV

Schließlich haben die Hegauerinnen in dieser Saison große Ziele: „Der Klassenerhalt steht an erster Stelle und der Verbands-Pokalsieg wäre schön“, erzählt Heer, die mit ihren 20 Jahren bereits zu den Ältesten in ihrer Mannschaft gehört. Persönlich ist sie zufrieden beim Hegauer FV, es gibt auch derzeit keine Ambitionen, den Verein zu wechseln. Was die Zukunft bringt, wisse man aber nie, meint sie. Am besten erst mal einen Sieg gegen Tettnang – mit der Allrounderin Helena Heer, die unverzichtbar für ihr Team ist.