Singen Tagsüber sitzen sie still und stumm in ihren goldenen Rahmen, aber was wäre, wenn die Kunstwerke zum Leben erwachten? Wenn Leonardo Da Vincis „Mona Lisa“, Andy Warhols „Marilyn Monroe“ oder Edgar Degas‘ „Tänzerin“ aus ihren Rahmen stiegen? Im Stück „Der letzte Schrei“ der Theatergruppe Theatäter wird es noch unheimlicher – im Museum wurde eingebrochen, das wertvollste Stück und Besuchermagnet „Der Schrei“ von Edvard Munch wurde gestohlen. Was unter den Porträts die Frage aufwirft: Warum er und nicht ich? Kommt es auf den Maler an oder die dargestellte Person?
Der Spaß für die Premierengäste begann schon mit der ersten Szene. Es ist Nacht, dunkle Gestalten verschwinden mit dem Bild, gleich darauf steigen die Frauenporträts aus ihren Rahmen. Sie erzählen sich, wer sie waren und was sie erlebt haben. Es kommt zu einem Wettstreit: Wer ist die Bedeutendste von uns? Marilyn Monroe geht gleich mal rüber zu Sylvia (Otto Dix, „Sylvia von Hagen“), um mit ihr eine zu rauchen. „Bin ich etwa nicht wertvoll?“, fragt sie und stellt klar, dass sie nicht nur Schauspielerin, sondern auch sehr beliebt bei Männern war. Das demonstriert sie auch gleich – und es schien, als sei die echte Marilyn auferstanden: Von den anderen bejubelt, steigt die Diva rockschwingend die Stufen hinab. Die „Frau im blauen Kleid“ (Paul Gauguin) erzählt von der Insel in der Südsee. Sie treibt die Sorge um, dass das Blau ihres Kleides auf Dauer verblasst, wenn das Geld für die Restauration fehlt. Umrahmt von passender Musik nahmen die Erzählungen die Gäste mit auf eine Zeitreise durch die Kunstgeschichte und zeichneten ein Bild der Frauen in der damaligen Gesellschaft. Tagsüber gehört das Museum wieder den Menschen. Die Besucher bemängeln das fehlende WLAN, es gibt nicht mal eine Cafeteria. Ein TV-Team auf der Suche nach Schlagzeilen stellt fest: „Echt krass, wie wenig die Gesellschaft für Kultur tut.“ Einer Seniorin mit Jahreskarte fehlt „Der Schrei“ nicht, alle anderen Bilder gefallen ihr besser. Eine Schulklasse soll die Personen auf den Bildern abmalen, die Schüler finden aber alle hässlich. Ihre Kunsterzieherin beklagt das Desinteresse der heutigen Jugend an Kunst, sie will den Job aufgeben und Malerin werden. Auch Klimaaktivisten sind im Museum unterwegs. Um die Welt zu retten, wollen sie die Mona Lisa mit Sahne besprühen.
Der Verlust des Bilds „Der Schrei“ bringt durch fehlende Besucher finanzielle Einbußen für das Museum mit sich. Um es wieder flott zu bekommen, wollen die Bilder etwas Neues schaffen. Sie zeichnen ein Bild, das alle Eigenarten der Malerei vom Pinselstrich bis zur Lichtführung in sich vereint. Es heißt „Der letzte Schrei“ – und ist der Sendung „Echt krass“ eine Meldung wert: es ist das schönste Bild, das es je gegeben hat. Anhaltender Applaus hallte zum Schluss durch den Gemssaal. Von den Schülern des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums unter Leitung von Cordula Mächler und Nicola Frisch selbst erarbeitet, boten die Theatäter ein herrlich erfrischendes Theatervergnügen.