Ohne schnelles Internet geht gar nichts mehr, egal ob bei der Arbeit oder in der Freizeit und alle Städte wollen den Glasfaserausbau, auch Singen. Doch bisher warten viele Singener vergeblich auf den Ausbau: Mehrere Anbieter haben in Singen geworben, doch passiert ist in der Kernstadt wenig. So hat das Unternehmen Lila Connect bereits 2022 mit einem Spatenstich den Baustart eingeläutet, viele Vorverträge geschlossen. Voran ging dennoch nichts. Jetzt kommt aber wieder Bewegung in die Sache.

Mit der Vodafone-Tochter OXG Glasfaser GmbH geht ein Unternehmen an den Start, das auch schon länger in der Stadt für sich warb und jetzt direkt mit den Tiefbauarbeiten in der Worblinger Straße begonnen hat. „OXG startet als verlässlicher Partner der Stadt Singen mit dem Breitbandausbau für mehr als 19.000 Haushalte“, erklärt Simon Meinhard, der bei OXG für den Ausbau in den Kommunen zuständig ist.

In der Worblinger Straße haben die Bauarbeiten für die Verlegung des Glasfasernetzes begonnen.
In der Worblinger Straße haben die Bauarbeiten für die Verlegung des Glasfasernetzes begonnen. | Bild: Weiß, Jacqueline

Das Interesse, in Singen auszubauen, sei beim Unternehmen schon länger da gewesen und es habe auch Gespräche gegeben, berichtet Meinrad. Doch da ein anderes Unternehmen im Rennen war, habe es für OXG zuerst keinen Sinn gemacht, sich hier zu engagieren. Da beim anderen Anbieter nichts vorwärtsging, hätten sie sich doch für den Ausbau entschieden. Ganz ins Blaue hinein erfolge das aber auch nicht, es gebe Zusagen aus der Wohnungswirtschaft, sich anzuschließen. Das seien zum Beispiel Wohnbaugesellschaften.

Glasfaserausbau soll kostenlos erfolgen

„Der Glasfaserausbau erfolgt für alle Eigentümer und Bewohner kostenfrei und ohne Vorvermarktung bis in die eigenen vier Wände“, erklärte Franziska Christau, Leiterin des Kommunenmanagements, beim symbolischen Baustart am Friedrich-Ebert-Platz.

Das Unternehmen baue laut Franziska Christau ein offenes Netz. Das bedeute, dass jeder frei seinen Anbieter wählen und das Netz nutzen könne. Voraussetzung für den Glasfaseranschluss sei die Zustimmung der Eigentümer. So bestehe die Möglichkeit, auch später noch zu diesem Anschluss zu wechseln, bestehende Verträge könnten weiter genutzt werden.

Unternehmen baut ein FTTH-Netz

Es entstehe ein sogenanntes FTTH-Netz, was für „fiber to the home“ stehe. Das bedeute, dass die Leitung nicht nur bis zum Netzverteiler oder in den Keller, sondern bis ins Haus oder die Wohnung gelegt werde. Beim FFTH-Ausbau werde laut dem Unternehmen im Gegensatz zu DSL auch auf Kupferkabel verzichtet, die neue Technologie ermögliche eine Übertragungsrate von einem Gigabit pro Sekunde.

Hier gehen die Leerrohre für das Glasfasernetz in den Boden.
Hier gehen die Leerrohre für das Glasfasernetz in den Boden. | Bild: Weiß, Jacqueline

Das Verteilnetz, das rund 120 Kilometer umfassen soll, werde auf öffentlichen Geh- und Radwegen gelegt. Von der Grundstücksgrenze werde das Kabel dann unterirdisch bis ins Haus und dort in jede Wohneinheit geführt. „Die Trasse wird etwa 75 Kilometer lang sein, mit den Hausanschlüssen sind es rund 120 Kilometer Kabel, die verlegt werden“, erklärt Bastian Kanzinger vom ausführenden Bauunternehmen Geodesio Deutschland GmbH, das sich auf den Bau von Hochgeschwindigkeits-Telekommunikationsnetzen spezialisiert hat. Er rechnet mit einer Bauzeit von eineinhalb bis zwei Jahren.

Dass Singen den Glasfaserausbau als Zukunftstechnologie brauche, stehe für ihn außer Frage, sagte Oberbürgermeister Bernd Häusler beim Baustart. Die Stadt sei froh und dankbar, dass der Glasfaserausbau für die Kernstadt jetzt konkret werde, sagte er. Denn mit dem anderen Anbieter, Lila Connect, habe es einfach nicht funktioniert: „Das Unternehmen hat es bis heute nicht geschafft und wir haben als Stadt da auch Vertrauen bei den Bürgern verspielt“, erklärt er.

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Stadt hat keinen Einfluss auf den Ausbau

Die Stadt habe auf das Verfahren aber keinen Einfluss, stehe bei privatwirtschaftlichen Ausbauprojekte nur am Rande und könne hoffen, dass der Anbieter Wort hält, erklärte der OB. Er würde sich freuen, wenn auch die Ortsteile von Singen von dem Angebot profitieren könnten, denn dort gab es nach der Vorvermarktungsphase des anderen Anbieters teilweise eine Anschlussquote von 70 Prozent und mehr.

Häuslers Kritik geht Richtung Gesetzgeber: Es sei ein Wahnsinn, dass in manchen Gebieten zwei oder drei Glasfasernetze von verschiedenen Anbietern gelegt werden. Das müsse der Gesetzgeber über Konzessionen wie bei anderen Leitungen auch regeln. „Ich frage mich, warum man das nicht schafft“, erklärte er. In Singen seien mit OXG, Deutsche Telekom und Thüga, beide im Industriegebiet, jetzt drei Anbieter aktiv.