Tränen in den Augen, stimmungsvolle Musik und der alles entscheidende Satz: „Ja, ich will.“ Diesem Moment fiebern jedes Jahr hunderttausende heiratswillige Paare in Deutschland entgegen. Doch bis es so weit ist, vergehen oft Monate, manchmal sogar Jahre intensiver Planung. Schließlich gilt die Hochzeit für viele als der schönste Tag im Leben – und der will gut vorbereitet sein.
Was gehört für Paare im Hegau zu ihrer Hochzeit dazu und wie viel lassen sie sich ihren großen Tag eigentlich kosten? Der SÜDKURIER hat mit Expertinnen aus der Hochzeitsbranche über ihre Erfahrungen gesprochen.
Wann sollte die Planung losgehen?
Eine, die sich gut mit den Wünschen von Brautpaaren in der Region auskennt, ist Sarah Haselmaier. Mit ihrer Hochzeitsagentur Hegau-Bodensee in Hilzingen bietet die Hochzeitsplanerin beispielsweise Hilfe bei der Organisation, der Suche nach einem Veranstaltungsort sowie bei der Entwicklung von Dekorationskonzepten an. Durch ihre Unterstützung schaffe sie Freiräume für die Paare und erspare ihnen Stress. „Die meisten Paare planen zum ersten Mal eine so große Feier, da fehlen oft Erfahrungswerte“, sagt Haselmaier.
Hochzeiten im Hegau

Ihr erster Tipp für Heiratswillige: Mit der Planung sollte man frühzeitig – am besten bereits zwei Jahre im Voraus – beginnen. Sonst seien viele beliebte Veranstaltungsorte in der Region schon vergeben. Am liebsten heiraten ihre Paare im Hegau in der Natur, etwa in den Weinbergen oder am Rhein, sagt Haselmaier. An schönen Veranstaltungsorten im Hegau mangelt es nicht.
Wie viel kostet die Location?
Einer davon ist das Friedinger Schlössle bei Singen. „Bei uns kann man theoretisch das ganze Jahr über heiraten“, sagt Claudia Bohner-Börner, Mitarbeiterin der Schlosspächterin. Sie rät Paaren ebenfalls, sich frühzeitig um einen Termin beim Wunschort zu kümmern. In der Hochsaison zwischen Ende April und Juli würden fast immer zwei bis drei Hochzeiten im Monat im Friedinger Schlössle stattfinden. „Manchmal haben wir sogar an einem Wochenende zwei Hochzeiten“, erzählt Bohner-Börner.

Wie viel eine Hochzeit im Schlössle kostet, hänge individuell von den Wünschen der Paare ab. Bei einer Mischkalkulation aus Raummiete, Personal und Essen sollten Paare mit etwa 100 bis 150 Euro pro Person rechnen. Eine Hochzeit in der Burg sei nicht prinzipiell teurer als beispielsweise ein Familienfest, so Bohner-Börner. Manchmal würden höhere Ansprüche zu höheren Preisen führen.
Als klaren Trend beobachtet Bohner-Börner, dass Hochzeiten immer individueller werden. „Früher gab es klassisch oft weiße Servietten“, nennt sie ein Beispiel, „heute ist die Dekoration persönlicher.“
Die Trends beobachtet die Hochzeitsplanerin
Auch Sarah Haselmaier sagt, dass individuelle und persönliche Hochzeiten im Trend liegen. „Die Paare wollen ihre eigene Geschichte rüberbringen.“ Passend dazu würden sich immer mehr Paare für eine freie Trauung entscheiden. „Ich habe mehr freie Trauungen als kirchliche“, so die Hochzeitsplanerin.
Bei der Gestaltung der Feier würden viele Paare auf Buffets statt auf feste Menüs setzen. Auch der Einsatz von Foodtrucks nehme zu. „Regionale Weine sind ebenfalls vielen wichtig“, weiß Haselmaier. Außerdem würden natürliche Farben wie Grün und Apricot im Trend liegen. Bei der Blumendekoration stelle die Hochzeitsplanerin fest, dass diese schlichter werde.
Starker Wandel bei der Dekoration
Das beobachtet auch Ulrike Oßwald, Floristin und Inhaberin des Blumenladens Uli‘s Blumen in Singen. Seit sie den Laden 2001 übernommen hat, biete sie auch Blumendekoration für Hochzeiten an. „In den Anfangsjahren habe ich oft größere Hochzeiten ausgestattet“, so Oßwald. Damals gehörten neben dem Brautstrauß oft auch ein Wurfstrauß und eine Blumendekoration für das Hochzeitsauto dazu. „Heute geht der Trend eher zu minimalistischeren Hochzeiten“, sagt die Floristin aus eigener Erfahrung.

Beliebt seien inzwischen kleinere Brautsträuße in zarten Farben und kleine Vasen im Vintage-Stil mit wenigen Blumen. Auf den Autoschmuck werde oft gänzlich verzichtet. „Früher war der eigentlich immer dabei, heute nur noch bei jeder dritten Hochzeit“, sagt Oßwald. Woran das liegt? Wahrscheinlich an den hohen Gesamtkosten für Hochzeiten, vermutet Oßwald.

Doch sie beobachte auch bei anderen Feierlichkeiten wie Geburtstagen, dass Minimalismus und Vintage zunehmend gefragt sind. „Die Leute konzentrieren sich wieder mehr auf das Wesentliche“, sagt Oßwald. Das bestätigt auch Rebecca Fuchs, Mitarbeiterin bei der Floristik und Gärtnerei Haug in Rielasingen-Worblingen. „Die Blumendekoration wird definitiv kleiner und schlichter.“
Wie viel kostet ein Brautstrauß?
Die Preise für die Blumendekoration bei Hochzeiten variieren je nach Wunsch, wie Oßwald erklärt. Ein kleiner Standardstrauß fange durchschnittlich etwa bei 50 Euro an. Ähnlich verhält es sich bei Rebecca Fuchs, die ebenfalls Brautsträuße ab 50 Euro verkauft. „Nach oben gibt es keine Grenze“, so Oßwald. Der teuerste Brautstrauß, den sie bisher verkauft hat, kostete etwa 120 Euro.
Für standesamtliche Trauungen geben Paare oft weniger als 100 Euro für Strauß und Blumenanstecker aus. Bei größeren Hochzeiten, wenn zusätzlich noch eine dezentere Tischdekoration gewünscht wird, liegen die Kosten laut Oßwald meist zwischen 300 und 400 Euro.
Höhere Preise, weil „Hochzeit“ draufsteht?
Und was sagt sie zu der Behauptung, dass Blumensträuße teurer werden, nur weil sie speziell für eine Hochzeit gekauft werden? „Das denken viele Leute und sind dann positiv überrascht, dass es nicht so ist“, sagt Oßwald. Der gleiche Strauß sei nicht teurer, nur weil er für eine Hochzeit ist. Allerdings seien Brautsträuße häufig aufwendiger und enger gebunden. Dadurch würden sie oft mehr Blumen enthalten als andere Sträuße, was sie dann teurer mache.
Das gilt auch für die Hochzeitstorten von Konditormeisterin Anne Blatter-Miredin: Der Preis pro Stück ist derselbe wie bei Geburtstagstorten. Eine zweistöckige Torte für mindestens 25 Personen beginne bei 290 Euro. Hinzu kommen dann noch die Kosten für die gewünschte Dekoration. Seit 2021 führt Blatter-Miredin ihre eigene Backstube Babobaker in Gottmadingen. Nur dank ihres Meistertitels darf sie offiziell Konditorwaren wie Torten anbieten.

In der Region würden sich viele Paare eine Hochzeitstorte für ihre Feier wünschen: „Das ist hier schon ein Ding.“ Die Mehrheit bevorzuge eine eher klassische, weiße Torte mit schlichter Dekoration. „Die Schweizer Kunden sind oft extravaganter“, sagt Blatter-Miredin aus Erfahrung. Beliebte Geschmackssorten seien im Winter Schokolade und im Sommer fruchtige Optionen wie Himbeere oder Zitrone. „Erdbeere und Vanille sind auch immer gut.“ Wer eine Torte bestellen möchte, sollte sich idealerweise im Oktober des Vorjahres bei ihr melden.

Wie viel kostet die Feier insgesamt?
Wie viel kommt insgesamt auf Paare zu, die in der Region heiraten möchten? Sarah Haselmaier berichtet aus Erfahrung, dass Paare in der Region im Durchschnitt rund 30.000 Euro für ihre Hochzeit ausgeben. Bei einer moderaten Gästezahl seien darin alle Kosten enthalten. Ungefähr die Hälfte des Budgets entfalle auf den Veranstaltungsort und das Essen. „Die Raummieten sind extrem teuer hier und auch das Essen ist teurer geworden“, nennt Haselmaier eine Begründung für die gestiegenen Hochzeitskosten in den vergangenen Jahren.
Der Druck ist hoch
Was die Hochzeitsplanerin außerdem beobachtet: Viele Paare würden sich bei der Hochzeit unter Druck setzen und versuchen, es allen recht zu machen. Besonders die Sozialen Medien würden inzwischen oft zu unrealistischen Erwartungen führen. Dabei sollten die Paare nicht das aus den Augen verlieren, was wirklich zählt: „Im Mittelpunkt sollte immer die Liebe stehen. Nicht die perfekte Inszenierung.“