Michael Kling, Detlef Bennies und Max Dudler denken groß, wenn es um das Schlossgarten-Areal geht. Besitzer, Investor und Architekt stellten am Mittwoch ihre Gedanken und einen Entwurf dem Gestaltungsbeirat der Stadt Friedrichshafen vor. Ein 14-Etagen-hohes Gebäude soll nach ihren Vorstellungen das neue Stadt-Entrée der Friedrichstraße im Westen bilden, Variante zwei kommt mit zwölf Stockwerken aus.

Lange Vorgeschichte

Damit gibt es einen weiteren Anlauf für die Neubebauung des Grundstücks in exponierter Lage. Seit fast zehn Jahren befindet sich der „Schlossgarten“ im Schwebezustand. 2016 hat die Häfler OS2K Projekt GmbH mit Geschäftsführer Michael Kling das einstige Hotel gekauft und Neubaupläne geschmiedet.

Für Aufsehen und Diskussion hatte die Idee für ein zwölfstöckiges Hotelgebäude mit Gewerbenutzung und öffentlicher Bar oben gesorgt. Aus der Nachbarschaft kam Widerstand, auch eine Bürgerinitiative gründete sich. Aus dem Plan wurde bislang nichts. Seit Juli 2016 ist das das bestehende Gebäude an den Landkreis vermietet, der dort eine Flüchtlingsunterkunft betreibt. Der Vertrag läuft nach Auskunft des Landkreises bis 30. Juni 2027.

Neues Büro, neuer Investor

Das Hotelkonzept ist inzwischen Geschichte, nun sollen hauptsächlich Wohnungen geschaffen werden. Mit dem Berliner Architekturbüro Max Dudler hat Michael Kling ein international tätiges Unternehmen ins Boot geholt. Als Investor steht die Mava AG mit Geschäftsführer Detlef Bennies aus dem Schweizerischen Zug parat.

Einst ein Hotel-Restaurant, dann eine Unterkunft für Geflüchtete: So sieht der „Schlossgarten“ in der Friedrichstraße 1 derzeit aus.
Einst ein Hotel-Restaurant, dann eine Unterkunft für Geflüchtete: So sieht der „Schlossgarten“ in der Friedrichstraße 1 derzeit aus. | Bild: Andreas Ambrosius

Obwohl das Thema „Schlossgarten“ schon seit Jahren in der Stadt herumgeistert, beschäftigen sich die Mitglieder des Gestaltungsbeirats ganz neu damit, denn die Besetzung hat sich geändert. „Wir waren heute vor Ort und haben uns das von allen Seiten angeschaut“, so die neue Vorsitzende, Elke Ukas.

Festgezurrt in der Sache ist bislang nicht viel. Es gibt zwar einen Rahmenplan, der ist aber rechtlich nicht bindend und stellt nur eine grobe Richtschnur dar. „Den hat der Gemeinderat vor einigen Jahren beschlossen“, so Erster Bürgermeister Fabian Müller. Das Ziel: In der Innenstadt sollen städtebauliche Akzente gesetzt werden. Wie das geschehen soll, ist offen.

Architekt: Prägnantes Stadt-Entrée

„Einst haben wir erst mal Nutzung vorgestellt, jetzt zeigen wir ein architektonisches Konzept“, so Grundstücksbesitzer Michael Kling – aber Ideen für die Nutzung gibt es auch schon. Architekt Max Dudler sieht das Areal als Stadt-Entrée, „wo etwas Prägnantes hin sollte, analog zur östlichen Friedrichstraße“ – dort steht das „Orion“-Hochhaus am Eingang der Fußgängerzone.

An der Westfassade des „Schlossgartens“ wurde eine Treppe installiert.
An der Westfassade des „Schlossgartens“ wurde eine Treppe installiert. | Bild: Andreas Ambrosius

Das „Entrée-Haus“ kann sich Dudler mit zwölf oder 14 Geschossen vorstellen, wobei das höhere die besseren Proportionen habe. Der Baukörper ist nach oben hin gestuft, die Fassade erinnert mit ihrer gebogenen Form an ein Segel. „Das Gebäude ist zum Bodensee ausgerichtet“, sagt er. Im viergeschossigen Sockelbau sind Gewerbe, Gastronomie und Büros denkbar, darüber Wohnungen. Beibehalten ist die Ursprungsidee, in der obersten Etage eine Bar zu platzieren – das Lukullum hundert Meter weiter unten zeigt mit der „Skybar“, wie das geht.

40 Meter hoher Bau

Etwa 40 Meter hoch stellen sich die Planer den Neubau vor und denken die Nachbargebäude gleich mit, die ebenfalls höher werden könnten als bisher. Man sei zwar nicht in deren Besitz, aber mit dem Eigentümer in Gesprächen, lässt Michael Kling auf Nachfrage wissen. „Wir bleiben bei dem Bau immer noch unter der Höhe der Schlosskirche“, so Dudler. Vor dem Gebäude könne ein neuer Platz entstehen.

Die ersten Reaktionen der Gestaltungsbeiräte sind gemischt und weniger euphorisch als sich das die Bauherrenschaft erhofft hatte. „Wir wollen nichts stoppen, sind aber auch noch nicht überzeugt“, so Vorsitzende Elke Ukas. Sie warf die Frage auf: „Wieviel Prägnanz verträgt dieser Ort?“ Um diese für sich gleich zu beantworten: „Der Entwurf ist sehr prägnant“, man solle „lieber ein Stück zurückgehen“. Es seien doch „nur 9600 Quadratmeter Nutzfläche“, so Architekt Dudler sichtlich angefasst, „das ist nicht zu massiv“. Bezogen auf die Bedeutung des Hauses als Tor zur Stadt und deren Bedeutung sei das angemessen.

Unterschiedliche Bewertungen

Gremiumsmitglied Martin Haas kann dem Entwurf mehr abgewinnen. Die „Flughöhe ist durchaus richtig“. Es gehe nicht so sehr um Masse, sondern um Qualität. „Was mir gefällt, ist die Größenordnung.“ Trotzdem: Der Gestaltungsbeirat wünscht sich mehr Varianten und vor allem einen Wettbewerb „Bei so einer Größenordnung muss man das machen“, so Architekt Haas, „Wenn man so etwas macht, muss es gelingen.“

Das Gebäude an der Friedrichstraße 1 hat schon bessere Tage gesehen. Ob und in welcher Weise hier eine Neubebauung stattfinden wird, ist ...
Das Gebäude an der Friedrichstraße 1 hat schon bessere Tage gesehen. Ob und in welcher Weise hier eine Neubebauung stattfinden wird, ist derzeit offen. | Bild: Andreas Ambrosius

Worauf der Gestaltungsbeirat und die Stadtverwaltung explizit Wert legen, ist die Einbindung der Bürger in den Prozess. Gremiumsmitglied Albrecht Reuss sagt: „Wir sind ganz am Anfang eines Prozesses, man macht sich auf einen Weg.“ Heute sei nur der Auftakt. „Wir sind nicht gegen Mut. An welcher Stelle, ist aber schon wichtig.“

Wunsch nach Architekturwettbewerb

Die Vorstellung der Bauherrenschaft sei zwar „ein irre toller Input, wie so etwas aussehen könnte“, so Elke Ukas, ein abschließendes Urteil wolle sich das Gremium aber nicht erlauben. Die rechtlich nicht bindende Empfehlung des Gremiums wird lauten, in einen Entscheidungsprozess einzusteigen, mit Vorlage weiterer Varianten, Einbindung der Bürger und letztendlich einem Architekturwettbewerb. Letztendlich muss das der Gemeinderat entscheiden.

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Akteure sind irritiert

Max Dudler zeigte sich am Ende der gut einstündigen Sitzung „irritiert“. Michael Kling ging es ähnlich: Seit 2015 sei man an dem Thema dran, „wie lange soll das weitergehen, wie hoch ist das Interesse der Stadt?“ Darauf brauche man bald mal eine Antwort. Auch Investor Detlef Bennies drängt auf Tempo: „Wir brauchen Klarheit“ – zeitlich und inhaltlich.