Seit 1. Mai leitet Luisa Musahl das Forstrevier Friedrichshafen im Forstamt des Bodenseekreises. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Bewirtschaftung der Gemeindewälder in Eriskirch, Meckenbeuren, Langenargen und Kressbronn sowie von unterschiedlichen Kirchenwäldern.

Zuständig ist sie für 1000 Hektar Kleinprivatwald, was einer Fläche von etwa 1400 Fußballfeldern entspricht. „Diese Fläche teilen sich mehr als 900 Besitzer untereinander auf. Hinzu kommen 100 Hektar Waldfläche, die den Gemeinden und der Kirche gehören“, berichtet die 29-jährige Försterin. Sie berät und unterstützt die Besitzer von Privatwald. Dabei geht es beispielsweise um die Entwicklung klimastabiler Wälder, um Schutzmaßnahmen gegen Schädlinge und Sturmschäden sowie um Fragen zur Pflege, Bewirtschaftung oder auch zu Fördermöglichkeiten.

Keine Erholungszeit für Wald und Wasservorräte

„Der Wald hat stark mit dem Klimawandel zu kämpfen“, stellt Musahl fest. Die steigenden Temperaturen seien in Seenähe besonders stark zu spüren. Auch die Trockenheit sei ein großes, wenn nicht gar das prägende Thema im Wald. „Die Veränderungen gehen gerade sehr schnell vonstatten und man kann fast schon von einem fortschreitenden Katastrophenzustand sprechen“, sagt Musahl.

Der Wald hat stark mit dem Klimawandel zu kämpfen: Viele Fichten sind vom Borkenkäfer geschädigt und leiden unter der Trockenheit.
Der Wald hat stark mit dem Klimawandel zu kämpfen: Viele Fichten sind vom Borkenkäfer geschädigt und leiden unter der Trockenheit. | Bild: Luisa Musahl

Früher habe es mal ein Jahr mit Borkenkäferbefall und Trockenschäden gegeben. Dann sei wieder Ruhe im Wald gewesen. „In den vergangenen Jahren gab es aber kaum bis gar keine Erholungszeiten für den Wald und die Wasservorräte im Boden können sich nicht mehr ausreichend füllen“, stellt sie fest. Starkregen wie im Jahr 2024 spüle eher Sedimente weg, die Ansammlung von organischem Material und mineralischen Partikeln auf dem Waldboden, und den Bäumen fehle die Zeit, um das Wasser aufzunehmen.

Für die Zukunft setzt sie auf Mischwälder

„Umso wichtiger ist es, dass wir den Wald als CO2-einlagernden Klimaschützer auch weiterhin pflegen“, betont Musahl. Zu ihren Aufgaben gehört die Pflege der älteren Waldbestände, die sogenannte Durchforstung. Dabei werden Bäume gefällt, um anderen Bäumen mehr Raum zu geben. „Längerfristiges Ziel ist der Umbau des Waldes mit klimastabileren Baumarten“, erklärt die Försterin.

Hier setzt die 29-Jährige zum Großteil auf heimische Gehölze wie Eiche, Hainbuche und Elsbeere, aber auch auf Baumarten aus anderen Regionen, wie die Douglasie oder die Roteiche. „Wichtig sind Mischwälder, da sie einfach stabiler sind.“

Trotz der Herausforderungen liebt Luisa Musahl ihre Arbeit im Wald und möchte ihre Begeisterung gern weitergeben.
Trotz der Herausforderungen liebt Luisa Musahl ihre Arbeit im Wald und möchte ihre Begeisterung gern weitergeben. | Bild: Claudia Wörner

Wichtig sind Muhsal der Schutz einzelner Waldbereiche und der Wald als Erholungsraum für die Bevölkerung. Doch sie steht auch hinter der Nutzung des Waldes. „Im Bausektor trägt Holz zum Klimaschutz bei, da in ihm CO2 eingelagert ist“, erklärt sie. Schön sei, dass man in Deutschland überall im Wald spazieren gehen könne und er gleichzeitig geschützt und genutzt werde.

Ein Drittel im Büro, ein Drittel im Wald, ein Drittel im Auto

Es liegt in der Natur der Sache, dass bei Luisa Musahl kein Arbeitstag wie der andere ist. Genau das mag sie an ihrem Job. „Meine Arbeit verteilt sich zu jeweils einem Drittel auf Büro, draußen im Wald und im Auto, da mein Gebiet relativ groß ist“, schildert sie. Der Tablet-PC mit Waldkartierungen sei ihr wichtigstes Werkzeug. Sie markiert Bäume, die gefällt werden sollen, mit der Sprühdose, trifft sich oder telefoniert mit Waldbesitzern und leitet außerdem Waldführungen mit Kindergartengruppen und Schulklassen. „Ich finde es wichtig, die Begeisterung für den Wald weiterzugeben und Kinder und Jugendliche für den Wald zu sensibilisieren“, sagt die Försterin.

Manche Bäume müssen weichen, um anderen mehr Raum zu geben: Luisa Musahl markiert mit der Sprühdose Bäume, die gefällt werden.
Manche Bäume müssen weichen, um anderen mehr Raum zu geben: Luisa Musahl markiert mit der Sprühdose Bäume, die gefällt werden. | Bild: Claudia Wörner

Auch wenn ihr Beruf nur wenig mit der Fernsehserie „Forsthaus Falkenau“ zu tun hat, liebt Luisa Musahl ihre Arbeit. „Ich wollte einen Beruf, in dem ich praktisch etwas für die Natur und den Klimaschutz verändern kann.“ So sei ihr langfristiges Ziel, durch den Umbau des Waldes und Neupflanzungen einen aktiven Beitrag zur Klimaanpassung zu leisten. „Außerdem ist es einfach schön, draußen und in der Natur zu arbeiten“, sagt sie zu ihrer Berufswahl, die für sie sinnstiftend war.

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Noch liege der Frauenanteil bei den Försterinnen bundesweit bei nur zehn Prozent. Nichtsdestotrotz erlebe sie in ihrem Alltag eine hohe Akzeptanz. „Es kommt aber schon immer wieder vor, dass am Telefon jemand den Förster sprechen möchte, wenn ich abhebe“, erzählt sie schmunzelnd. Im Verein Frauen im Forstbereich engagiert sich Luisa Musahl dafür, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen in ihrer Branche noch weiter verbessert wird.