Lieber Michael Herbig,

ich sage lieber Bully, oder? Unter Ihrem Spitznamen aus Kindheitstagen kennen Sie ja vermutlich mehr Leute als unter dem Namen, der in Ihrem Ausweis steht. Und nachdem die Formalitäten nun geklärt sind, möchte ich zwei Dinge tun. Erst einmal darf ich gratulieren: Mit „Das Kanu des Manitu“ haben Sie eine Woche nach Kinostart schon die Millionenmarke geknackt. Allein in den ersten vier Tagen wurden laut Constantin Film 800.000 Tickets für Ihren neuen Streifen verkauft. Eine reife Leistung, wirklich.

Beim „Schuh des Manitu“ waren es 2001 zwar noch ein paar Eintrittskarten mehr – aber hey, gut Ding will Weile haben. Und nicht zu vergessen: Seit 2019 hat kein deutscher Film mehr einen so guten Start hingelegt. Es gibt also nichts zu meckern, so viel ist mal klar.

Christian Tramitz (links) als Ranger und Michael Herbig als Abahachi in „Das Kanu des Manitu“. Im Hintergrund Rick Kavanian als Deputy.
Christian Tramitz (links) als Ranger und Michael Herbig als Abahachi in „Das Kanu des Manitu“. Im Hintergrund Rick Kavanian als Deputy. | Bild: Luis Zeno Kuhn, herbX film/Constantin Film/dpa

Zum Zweiten möchte ich einfach Danke sagen. Danke, dass Sie sich getraut haben, diesen Film zu machen. Das ist nicht selbstverständlich, Sie sagen‘s ja selbst. Der Streifen war noch nicht einmal über die Leinwand geflimmert, da gab es schon Kritik an Ihrem Spiel mit Klischees. Dabei sind Sie ja einer, der sagt: „Die Woke-Bewegung an sich ist eine gute Sache.“ Dass das Bewusstsein für Ungerechtigkeiten, verletzende oder rassistische Darstellungen gewachsen ist, sehen Sie positiv.

„Die Comedy-Polizei ist so streng geworden“

Aber Sie wissen eben auch, dass man es nicht übertreiben sollte, weder mit den Klischees noch mit der Kritik. Und dass, egal, was Sie machen, irgendeiner sich eh immer aufregen wird. Ich möchte Sie zitieren: „Die Comedy-Polizei ist so streng geworden.“ Heißt: Wenn man heute eine Komödie dreht, drängt sich bei jeder Szene die Frage auf, wem man jetzt eventuell auf die Füße treten könnte.

Sie haben sich beim „Schuh des Manitu“ nicht von den Skeptikern abhalten lassen, die nicht an den Film geglaubt haben – Sie haben ihn trotzdem gemacht. Wenn Sie auf die Zweifler gehört hätten, hätte es auch die Fortsetzung nicht gegeben. Und das wäre schon schade gewesen.

Michael Herbig spielt auch Abahachis Zwillingsbruder Winnetouch.
Michael Herbig spielt auch Abahachis Zwillingsbruder Winnetouch. | Bild: Luis Zeno Kuhn, herbX film/Constantin Film/dpa

Es ist natürlich alles großer Quatsch, was Ihre Hauptfiguren Abahachi und Ranger im wilden Westen erleben. Ein Kanu, dem magische Kräfte nachgesagt werden? Also, wirklich … Aber lassen Sie uns ehrlich miteinander sein: Die Geschichte ist zweitrangig. Man geht ins Kino, um die erwähnten Blutsbrüder, den schwulen Tanzlehrer Winnetouch, Tavernenwirt Dimitri und den Schurken Santa Maria zu sehen.

„Lachende und glückliche Gesichter in den Kinosälen! Das ist alles, was wir wollten!“, haben Sie auf Instagram geschrieben. Ich bin mir sicher, dass auch Schwule gelacht haben, und Griechen, Sachsen und amerikanische Ureinwohner – auch wenn sie im Film parodiert werden. Eines meiner Lieblingszitate von Ihnen: „Was wäre denn passiert, wenn wir den Winnetouch jetzt gecancelt hätten? Wir hätten unseren besten Mann verloren!“

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Vermutlich hat sich in 24 Jahren weniger der Humor verändert als der Blick darauf. Niemand will mehr was falsch machen. Es ist schön, dass Sie das Risiko eingegangen sind. Nostalgie-Alarm hin oder her – früher war nicht alles besser, aber früher war halt auch nicht alles schlecht.