Jenny, John, Ihr Vater bekommt ein eigenes Museum. Wie fühlt sich das an?
Jenny Jürgens: Das ist ein hochemotionales Ereignis für uns. Wir sind überglücklich, so einen wunderbaren Ort gefunden zu haben, um hier viele der Dinge zu zeigen, die im Leben unseres Vaters von großer Bedeutung waren.
John Jürgens: Das ist einfach wunderschön. In Klagenfurt ist unser Vater geboren, hier ist er aufgewachsen, und hier hat er Musik studiert. Einen besseren Platz für sein Museum hätten wir nicht finden können.
Haben Sie lange gesucht?
John Jürgens: Es hat immer wieder Gespräche gegeben, und wir haben in viele Richtungen gedacht. Verschiedene Ideen und Projekte kamen dann einfach nicht zustande. Der Weg war etwas holprig. Bis uns Wolfgang Muchitsch kontaktierte, der Direktor des Kärnten.Museum in Klagenfurt. Er plante anfangs eine Ausstellung. Dann haben wir die Idee ein bisschen ausgebaut und uns relativ schnell darauf verständigt, eine Dauerausstellung zu bauen, gewissermaßen ein Museum im Museum.

Was hätte ihr Vater wohl zu einem Udo-Jürgens-Museum gesagt?
Jenny Jürgens: Dem Papa hätte das hier sehr gut gefallen. Er war sehr heimatverbunden und hatte immer eine große Liebe zu Klagenfurt und zu Kärnten. Auch Museen hat er gern besucht. Zudem hat er in seinem Testament verfügt, dass seine Sachen zugänglich gemacht werden. Das alles hier fühlt sich jetzt einfach sehr, sehr richtig und gut an.
Gibt es Vorbilder? Das Abba-Museum in Stockholm vielleicht?
John Jürgens: Das Abba-Museum ist beeindruckend, keine Frage. Ganz so digital und technisch wird es bei uns wahrscheinlich nicht werden. Aber es wird auch interaktive Elemente geben.
Jenny Jürgens: Ich war mit meinem Mann auf einer Schottland-Reise, wir haben dort auch Balmoral Castle besucht, den Sommersitz der Queen. Das ist ja jetzt auch ein Museum. Dort gab es zum Beispiel Briefe, die die zukünftige Königin, die kleine Lilibet, an ihre Oma geschrieben hatte. Man kam dem Menschen Queen Elizabeth dort auf einmal richtig nahe. Was uns vorschwebt, ist eine Mischung aus multimedialer Technik, vielleicht einem Raum, wo man Udo in Aktion sieht, und auch Vitrinen mit Kleinigkeiten. Wir loten die Möglichkeiten jetzt aus. Und man spürt die Lust der Museumsmacher.
John Jürgens: Der Papa kommt wieder nach Hause. Darüber sind wir extrem glücklich. Unsere Prämisse ist nun, dass das Museum ihm würdig wird. Alles muss top sein.
Was verbinden Sie mit der Region?
John Jürgens: Wir haben eine tiefe Verbindung zu Kärnten und zum Wörthersee. Als wir Kinder waren, haben wir jeden Sommer auf dem Hof unserer Großeltern gewohnt, wo heute Manfred lebt, der Bruder unseres Vaters.

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an diese Sommer denken?
Jenny Jürgens: Der Geruch, wenn der Rasen gemäht wurde. Egal, wo ich auch bin – wenn dort der Rasenmäher läuft, denke ich sofort an den Garten unserer Großeltern mit den Wilderdbeeren und dem Marillenbaum. Ein riesiger Marillenbaum, der an der Scheune hochwuchs. Ich erinnere mich auch an die Hühner, das wahnsinnig tolle Essen, dass es bei der Oma gab, und den Blick auf die Karawanken. Und im Hotel Schloss Seefels machte ich meine ersten zaghaften Schritte in der Disco. Ich war 14 oder 15, und alles war wahnsinnig aufregend. Schon allein die Fahrt von Kitzbühel, wo wir gewohnt haben. Im Auto haben wir immer gespielt, wer als Erster den See sieht. Ich habe hinten natürlich immer hysterisch geschrien: „Da ist er, da ist er!“ (lacht)
John Jürgens: Das Türkis des Sees habe ich sehr geliebt. Und das Wasserskifahren. Das alles war ja noch lange vor dem großen Boom, vor der Fernsehserie „Ein Schloss am Wörthersee“ und all den anderen Events dort. Das Gefühl von früher ist so heute nicht mehr da. Aber die Zeit schreitet nun einmal voran.
Ist es trotzdem ein bisschen wie Nachhausekommen, wenn Sie jetzt hier sind?
Jenny Jürgens: Ja, das war einfach eine schöne Zeit früher. Dieser Ort war unsere Kindheit. Die ganze Familie kam im Sommer zusammen, die Onkel, die Cousinen, die Großeltern. Mit den Jahren zerstreut sich das halt in alle Welt.
Eines der Museumsstücke wird das Motorboot „Merci Chérie“ sein, mit dem Ihr Vater auf dem Zürichsee unterwegs war.
Jenny Jürgens: Das hat sogar eine Kabine. Einmal habe ich zu meiner Mama gesagt, ich möchte auf dem See übernachten, John war vielleicht 13 und ich zehn. Dann sind wir rausgefahren auf den See, die Mama, der Papa und wir beide. Wir haben tatsächlich Anker geworfen und auf dem Boot geschlafen. Das war natürlich ein Abenteuer.
Gibt es ein Lieblingsausstellungsstück?
Jenny Jürgens: Wir machen das nicht an einzelnen Gegenständen fest. Am Ende geht es immer um das Werk und das Schaffen von Udo Jürgens, um das große Ganze. Das große Ganze ist der Papa.