Schon seit 2013 liegen Pläne in der Schublade, um das Gebiet rund um den Allmannsdorfer Penny-Markt aufzuhübschen. Dass die Gebäude in die Jahre gekommen sind, sehen Passanten von außen und Einkaufende von innen. Weil das Grundstück dann aber den Besitzer wechselte, Nachbarn Einspruch erhoben und der Bauherr erst andere Projekte fertigstellen wollte, tat sich jahrelang nichts. Niemand wollte mehr in die Räume investieren.

Jetzt geht es aber voran: Der Gemeinderat votierte jüngst mit 35 Ja- und einer Nein-Stimme dafür, einen Bebauungsplan „Sonnenbühlstraße-Mainaustraße“ im beschleunigten Verfahren aufzustellen.

„Das Grundstück bietet ein erhebliches Potenzial für eine qualitätvolle Nachverdichtung und städtebauliche Aufwertung“, heißt es vom Amt für Stadtplanung und Umwelt. Ein Großteil des Areals gehört dem Bauherrn, ein anderer der Stadt. Diese möchte einen Abschnitt ihres Geländes an den Bauherrn verkaufen. Das ist die Edeka Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH.

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Die alten Gebäude sollen zugunsten eines neuen, größeren Supermarkts und Wohnungen abgerissen werden. Dort erneut einen Lebensmittelmarkt anzusiedeln, hält ein von der Stadt Konstanz beauftragter Gutachter für richtig – obwohl der Markt an dieser Stelle außerhalb der Zentren liegt, die im Konstanzer Einzelhandelskonzept festgelegt wurden.

Fredi D‘Aloisio, dessen Konstanzer Architekturbüro den Wettbewerb gewann, ist überzeugt von dem Vorhaben: „Wir bauen nicht wuchtig, sondern nehmen Rücksicht auf die Nachbarn und den Hockgraben. Wir verbessern den Standort gewaltig. Diese Ecke kann nur schöner werden.“

Der Konstanzer Architekt Fredi D‘Aloisio und seine Kollegen haben den Wettbewerb für das Areal an der Mainau-/Sonnenbühlstraße gewonnen. ...
Der Konstanzer Architekt Fredi D‘Aloisio und seine Kollegen haben den Wettbewerb für das Areal an der Mainau-/Sonnenbühlstraße gewonnen. Hier zeigt er Pläne für das Obergeschoss, wo künftig wieder ein Supermarkt einzieht. | Bild: Kirsten Astor

Im Untergeschoss entstehen eine Tiefgarage und Kellerabteile für die Bewohner. Im Erdgeschoss wird es neben einem Kiosk und einem Backshop, Anlieferung, Lager und Technikräumen auch rund 40 Kundenparkplätze geben, die nicht im Freien liegen, sondern sich unter dem aufgeständerten Gebäude befinden (das auf Säulen stehen wird).

Mit einer Rolltreppe oder Aufzügen gelangen die Kunden ins erste Obergeschoss, wo der neue Supermarkt rund 1300 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet. Und schließlich werden auf den Supermarkt noch rund 26 Wohnungen in zweigeschossiger Holz-Modulbauweise errichtet.

So soll das Areal an der Ecke Mainau-/Sonnenbühlstraße künftig aussehen: Im Erdgeschoss ein Kiosk und ein Backshop, im ersten ...
So soll das Areal an der Ecke Mainau-/Sonnenbühlstraße künftig aussehen: Im Erdgeschoss ein Kiosk und ein Backshop, im ersten Obergeschoss ein Lebensmittelladen und darüber Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. | Bild: D'Aloisio Architekten

Geplant sind rund zehn Zwei-Zimmer-Wohnungen und 16 Drei-Zimmer-Wohnungen. „Jede Wohneinheit im obersten Geschoss hat einen eigenen Balkon oder Loggia und die Einheiten darunter direkten Zugang zu den großzügig angelegten Gärten auf dem Markt“, teilt Didi Hiß vom Architekturbüro D‘Aloisio mit.

Laut Fredi D‘Aloisio wird ein Drittel im geförderten Wohnbau entstehen, weitere 20 Prozent der Wohnungen sind Mitarbeitenden des Areals vorbehalten, der Rest wird wohl vermietet. Die Wohnfläche beträgt 716 Quadratmeter.

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Penny muss einen Markt schließen

Für den Discounter Penny bedeuten die Pläne, dass er die Filiale am Tannenhof schließen muss. Neuer Betreiber wird Edeka Baur, der – wie Penny – nur wenige hundert Meter weiter in der Ortsmitte von Allmannsdorf die nächste Filiale hat.

Welches Konzept am neuen Standort umgesetzt wird, kann Sabine Seibl derzeit nicht beantworten. Die Geschäftsführerin von Edeka Baur schreibt: „Aktuell befinden wir uns noch in der Planungsphase. Unsere Expansionsabteilung arbeitet mit Hochdruck daran, die Rahmenbedingungen zu klären. Daher ist es leider noch zu früh, um konkrete Aussagen treffen zu können.“

Dieser aus heutiger Sicht überdimensionierte Parkplatz, der viel Fläche verbraucht, wird künftig im Erdgeschoss unter dem hochgebockten ...
Dieser aus heutiger Sicht überdimensionierte Parkplatz, der viel Fläche verbraucht, wird künftig im Erdgeschoss unter dem hochgebockten Supermarkt liegen. | Bild: Kirsten Astor

Zur Einordnung der Größe: Der Edeka an der Reichenaustraße hat nach eigenen Angaben 4000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die Filiale an der Staader Straße in Allmannsdorf liegt mit 340 Quadratmetern am anderen Ende der Skala. Dies ist laut Edeka „der kleinste Supermarkt von Konstanz“.

Sabine Seibl hofft, dass die kleine Filiale trotz des Neubaus nicht verschwindet: „Seit über 25 Jahren nehmen wir unseren Versorgungsauftrag in der Staader Straße sehr gern wahr und möchten diesen unter guten Bedingungen auch in Zukunft weiterhin erfüllen.“ Doch da Edeka Mieter in dem Gebäude ist, liege die Entscheidung „nicht allein in unserer Hand“.

„Seit über 25 Jahren nehmen wir unseren Versorgungsauftrag in der Staader Straße sehr gern wahr und möchten diesen unter guten ...
„Seit über 25 Jahren nehmen wir unseren Versorgungsauftrag in der Staader Straße sehr gern wahr und möchten diesen unter guten Bedingungen auch in Zukunft weiterhin erfüllen“, sagt Sabine Seibl, Geschäftsführerin von Edeka Baur. | Bild: Simon Wöhrle

Matratzenverkauf vor unsicherer Zukunft

Nicht nur Penny muss durch die Neubaupläne seinen Standort aufgeben, sondern auch ein kleines Unternehmen, das fast im Verborgenen seine Ware präsentiert: der Matratzenlagerverkauf. Während Werbebanner im Obergeschoss an den Fenstern prangen, werden die über 100 Matratzen im Keller gelagert und verkauft.

„Wir waren ab dem Jahr 2004 in den Räumen über Penny, aber dann zog dort oben eine Wohngemeinschaft ein und wir wechselten in den Keller“, erzählt Marc Schloßarek, einer der Partner des Matratzenlagerverkaufs. Dort ist die Miete günstig und die Unternehmer können rund 300 Quadratmeter Fläche nutzen.

Unter dem Penny-Markt befinden sich derzeit der Matratzenlagerverkauf und das Lager auf rund 300 Quadratmetern Fläche.
Unter dem Penny-Markt befinden sich derzeit der Matratzenlagerverkauf und das Lager auf rund 300 Quadratmetern Fläche. | Bild: Kirsten Astor

„Doch weil das Grundstück vor einigen Jahren verkauft wurde, wussten wir lange nicht, wie es für uns weitergeht“, so Schloßarek. Nun, nach über 20 Jahren in der „zweiten Heimat“, ist auf absehbare Zeit Schluss. Als Termin für Abriss und Neubebauung sei Anfang 2027 genannt worden.

Die Unternehmensgeschichte soll aber nicht mit dem Wegzug vom Tannenhof-Areal enden. „Wir suchen eine neue, günstige Verkaufsfläche mit 150 bis 250 Quadratmetern und am besten noch einem Lager dabei“, sagt Marc Schloßarek und erzählt, wie zwei Konstanzer Jurastudenten 1996 den Matratzenverkauf gründeten, weil sie selbst auf der Suche nach einer guten Schlafunterlage waren.

Marc Schloßarek ist nicht nur Volljurist, Improtheater-Schauspieler und Coach, sondern auch Matratzenverkäufer mit Sinn für Humor (hier ...
Marc Schloßarek ist nicht nur Volljurist, Improtheater-Schauspieler und Coach, sondern auch Matratzenverkäufer mit Sinn für Humor (hier mit einem Modell der Wirbelsäule als Gitarre). Er hofft, rechtzeitig eine neue Fläche zu finden. | Bild: Kirsten Astor

„Sie stellten sich mit einem Lastwagen vor die Uni und verkauften die Ware, die sie zunächst in einer, später in drei Garagen im Stockackerweg lagerten“, erzählt Schloßarek, ebenfalls Jurist, der sechs Jahre später ins Geschäft einstieg. Der Traum-Weg von der Garagenfirma zum Weltkonzern sei ihm aber verwehrt geblieben, sagt er und lacht. „Ich bin kein Matratzenmillionär.“

Die Geschichte des Areals findet er jedenfalls spannend: „Einst stand hier ein Autohaus mit Werkstatt“, sagt Schloßarek und deutet im Keller auf eine Klappe im Boden. „Da unten arbeiteten früher die Automechaniker. Und hier drüben ist eine stillgelegte Treppe. Alles ist ein großes Labyrinth.“ Wenn es abgerissen wurde, entsteht eine neue Ordnung.

Diese Klappe im Boden des Matratzenlagerverkaufs erinnert an die Vergangenheit des Areals. Hier befand sich ein Autohaus mit Werkstatt. ...
Diese Klappe im Boden des Matratzenlagerverkaufs erinnert an die Vergangenheit des Areals. Hier befand sich ein Autohaus mit Werkstatt. Unter der Klappe arbeiteten Mechaniker. | Bild: Kirsten Astor