Auf der einen Seite schaufelt ein Bagger unermüdlich Erde aus der Grube, auf der anderen Seite fährt ein Lastwagen rückwärts auf die Baustelle und kippt Material ab. Viele Bauarbeiter wuseln auf dem Gelände herum. Dabei glich die große Fläche Am Briel 53/57 lange einer erdigen Hügellandschaft, die mit Gras und Gebüsch zuwuchs.

Als im Juni 2021 Bagger anrückten, bedeutete dies nicht, dass es mit der Baustelle nennenswert vorangehen sollte. Denn das Gelände lag weitere dreieinhalb Jahre brach, bis der Bau des geplanten zehnstöckigen Hochhauses mit einem zurückgesetzten elften Geschoss Anfang 2025 begann. Seitdem geht es schnell voran.
Die Tiefgarage ist im Boden versenkt, jetzt wächst das Gebäude in die Höhe. Laut Konstanzer Baurechts- und Denkmalamt wurde die Baugenehmigung am 19. Juli 2022 erteilt. Dass es trotzdem erst kürzlich losging mit dem Tief- und Rohbau, hat einen einfachen Grund.
„Wir haben die Zeit für die Genehmigungsphase und die Planungen genutzt, das dauert ja immer eine Weile“, sagt Max Girardelli, Geschäftsführender Gesellschafter von Girardelli Immobilien. Das Unternehmen ist für Beratung und Verkauf der neuen Wohnungen zuständig.

Zudem war auch die konjunkturelle Lage in der Baubranche in den vergangenen Jahren schwierig. Selbst große Baugesellschaften wie die Konstanzer Wobak legten Projekte auf Eis, weil Baukosten und Zinsen hoch waren. Nun aber werden dort, wo früher eine Tankstelle und andere Häuser standen, Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen gebaut.
Unten und ganz oben Terrassen, dazwischen Balkone
„Die 133 Wohnungen haben vorwiegend ein bis drei Zimmer“, präzisiert Max Girardelli, 35 Jahre. Sie messen zwischen 33 und 138 Quadratmeter Wohnfläche, laut Internetseite „mit flexiblen Grundrissen und der Möglichkeit, Einheiten zusammenzulegen“. Den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern stehen außerdem 102 Tiefgaragenstellplätze sowie Balkone zur Verfügung. Im Erdgeschoss gibt es Terrassen und die Möglichkeit der Gartenmitnutzung.

Die Einheiten kosten laut Max Girardelli zwischen 246.700 und 680.000 Euro. Ob alle verkauft werden oder auch welche gemietet werden können, stehe noch nicht fest. Es geht aber noch exklusiver: Auf der Internetseite des Immobilienunternehmens werden auch die Penthouse-Wohnungen im obersten Stock angeboten. Für drei Zimmer (138,7 Quadratmeter) mit einer teils überdachten Dachterrasse müssen Interessenten knapp 1,4 Millionen Euro bezahlen.
Nachbarn legten Widerspruch ein
Wie bei jedem Neubau, ging auch dieses Vorhaben nicht ohne Widersprüche aus der Nachbarschaft vonstatten, denn die Pläne weichen in verschiedenen Punkten vom gültigen Bebauungsplan von 1970 ab. Unter anderem sieht der Plan an dieser Stelle – wie auch bei den Nachbarhäusern – ein zweigeschossiges Quergebäude parallel zur Straße vor und dahinter ein zehngeschossiges Hochhaus mit einem elften, zurückgesetzten Geschoss. Dieser Querriegel wurde im Plan von 1970 als „zwingend“ bezeichnet.

Doch die Planer wollten eigentlich auf den zweigeschossigen Riegel verzichten und dieses Volumen lieber in das Hochhaus integrieren. Dadurch würde die versiegelte Fläche um ein Drittel reduziert. Zur Begründung hieß es: „Ein geschlossener Riegel wird oft aus Lärmschutzgründen an stark befahrenen Straßen zur Abschottung des Straßenlärms angeordnet. Hier verhindert dieses Konzept lediglich die optimale Durchlüftung und Belichtung des Quartiers und schließt den Grünraum von der Straße ab.“
Auch gestalterisch sei es ohne Querriegel die bessere Lösung, sagten die Planer. So sahen es auch die meisten Anwohner. Viele setzten ihren Namen auf eine Unterschriftenliste, die sich für den Verzicht auf einen solchen Riegel aussprach.
Doch die Pläne drehten ihre Runden in mehreren Gremien, dann stand fest: Entgegen dem Wunsch vieler Anwohner und der Empfehlung der Planer wird der Querriegel nun doch gebaut, allerdings nur mit einer statt zwei Etagen.

Warum? Laut Stadt Konstanz folgten die Bauherren damit der Empfehlung des Gestaltungsbeirats, einem Architektur-Expertengremium, hinsichtlich der „Ausbildung einer räumlich wirksamen Kante entlang des Straßenraums“. Die Anwohner seien schließlich einverstanden gewesen, da der Riegel nur eingeschossig wird.
Die Fertigstellung des Hochhauses ist für Mitte 2027 geplant, die Vermarktung läuft gerade an. „Wir haben schon einige Interessenten“, sagt Max Girardelli und schaut auf die Baustelle. Dort schaufelt der Bagger weiter unermüdlich Erde.