Er kommt recht spät aus der Deckung: Nachdem die Kandidaten Manuel Strasser und Christoph Huber bereits seit Wochen in Daisendorf unterwegs sind und die Kandidatur von Amtsinhaberin Jacqueline Alberti lange bekannt ist, wirft nun auch Andreas Lipp seinen Hut in den Ring. Am Donnerstagnachmittag hat der 53-Jährige, aktuell Ortsvorsteher von Ailingen, seine Bewerbungsunterlagen im Daisendorfer Rathaus abgegeben. Er ist damit der vierte Bewerber um das Bürgermeisteramt.

Bereits am Samstag haben Freunde und Unterstützer Lipps Flyer in den Daisendorfer Briefkästen verteilt. Ab Montag wird er im Ort unterwegs sein und das Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern suchen. Gerne hätte er auch schon auf dem Daisendorfer Weinfest Präsenz gezeigt, sagt Lipp, doch „der lange gebuchte Urlaub stand dem entgegen“. Dafür will er jetzt ordentlich durchstarten. Donnerstags ab 14 Uhr werde er auf dem Wochenmarkt Flagge zeigen und auch „hier und dort, wo die Menschen zusammenkommen“.

Möglichst jedem Bürger persönlich begegnen

Bis zur Wahl wolle er „möglichst jeder Bürgerin und jedem Bürger einmal persönlich begegnet sein“, sagt Lipp – und diesen “vor allem zuhören“. Die Bürger möchte er denn auch ermuntern, “mir ihr Daisendorf zu zeigen“. Deshalb lädt er zur “Dorfführung umgedreht“ ein, an den Samstagen, 13. und 20. September, jeweils um 14 Uhr. Treffpunkt ist vor dem Rathaus. Weitere Termine sollen folgen. Versprechen wolle er im Wahlkampf keine abgeben, sagt Lipp, nur dieses: “Dass ich den Bürgern zuhören und meine ganze Kraft dem Wohl der Gemeinde widmen werde.“

Ein erstes Fachgespräch führte Lipp am Donnerstag gleich mit Marion Barro aus Langenargen. Sie kommt seit November mit ihrem Käsewagen ...
Ein erstes Fachgespräch führte Lipp am Donnerstag gleich mit Marion Barro aus Langenargen. Sie kommt seit November mit ihrem Käsewagen zum Daisendorfer Markt, der aus ihrer Sicht etwas mehr Besucher vertragen könnte. | Bild: Jürgen Baltes

Erfahrung bringt der Diplom-Verwaltungswirt reichlich mit. Rund 20 Jahre war er in der Stadtverwaltung in Ravensburg tätig, vom Baudezernat bis zur Finanzabteilung. Beim Umbau der Oberschwabenhalle leitete er das Projektmanagement. Anschließend war er gut vier Jahre als Hauptamtsleiter in Baienfurt unter anderem für fünf Kindergärten, Schule, Ordnungsamt und einiges mehr zuständig. Seit 2022 ist Lipp nun Ortsvorsteher in Ailingen, des mit 8300 Einwohnern größten Ortsteils Friedrichshafens mit zwei Kindergärten, Bauhof, Standesamt und 60 Mitarbeitern. Nebenbei hat er viele Jahre an der Ravensburger Berufsschule kommunales Finanzwesen unterrichtet.

Und was reizt einen gestandenen Verwaltungsprofi an einer Gemeinde wie Daisendorf? “Ailingen ist zwar größer“, sagt Lipp, doch in einer kleinen Gemeinde wie Daisendorf lasse sich, gemeinsam mit Gemeinderat und Bürgern, viel mehr in Bewegung setzen. Als Ailingens Ortsvorsteher sei er immer noch Friedrichshafens Oberbürgermeister unterstellt.

Zu seinem Selbstverständnis sagt Lipp: Auch wenn der Bürgermeister wichtige Impulse gebe und den Vorsitz des Gemeinderats innehabe, bleibe Letzterer das oberste Beschlussorgan. “Das muss einem Bürgermeister stets bewusst sein.“ Er sehe sich auch nicht als “Dorfoberhaupt“, sondern möchte “Teil der Lebensgemeinschaft“ des Ortes werden. Dazu gehöre auch, “jederzeit ansprechbar zu sein“. Etwa in der Mittagspause, die er für Spaziergänge durch die Gemeinde nutzen will, so wie er es auch schon in Ailingen macht.

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Lipp, der drei großteils erwachsene Kinder hat und geschieden ist, kommt aus Weingarten und lebt heute in Vogt, östlich von Ravensburg. „Natürlich kann ich von dort nicht auf Dauer nach Daisendorf pendeln“, sagt er. Perspektivisch wolle er daher Richtung Bodensee ziehen. Seine Internetseite hat Lipp gerade erst freigeschaltet. Sie lautet Gemeinsam-Daisendorf.de. Dort finden Bürgerinnen und Bürger auch seine Handynummer. „Jeder kann mich gerne anrufen“, sagt er.

Unterdessen scheint der Job als Ortsvorsteher von Ailingen geradezu ein Sprungbrett für das Bürgermeisteramt zu sein. Lipps Vorgänger Georg Schellinger ist heute Bürgermeister von Meckenbeuren. Dessen Vorgängerin Sandra Flucht ist 2017 Bürgermeisterin von Wilhelmsdorf geworden. Der frühere Ortsvorsteher Rainer Kapellen war zuletzt Oberbürgermeister von Laupheim. „Daran haben sich die Ailinger fast schon gewöhnt“, scherzt Lipp.