Daisendorf Bereits im November hat Daisendorfs Bürgermeisterin Jacqueline Alberti einen Bauantrag beim Landratsamt gestellt, um das rund 160 Quadratmeter große Obergeschoss des Daisendorfer Bauhofs großteils zu Wohnraum für Geflüchtete umbauen lassen zu können. Insgesamt zwölf Menschen sollen hier künftig unterkommen können. Dafür ist ein Umbau der bisherigen Gewerberäume nötig.

Nach acht Monaten, in denen immer wieder Dokumente nachgereicht werden mussten, konnte der Gemeinderat nun darüber entscheiden. Einstimmig wurde das Einvernehmen zum Baugesuch erteilt – und gleichzeitig eine Ausnahme von der Veränderungssperre für den Bebauungsplan „Alter Ortskern“. Denn der Bauhof liegt in der Ortsmitte, für die aktuell ein Bebauungsplanverfahren läuft. „Es ist natürlich kein gutes Vorbild, sich selbst eine Ausnahme zu erteilen“, sagt dazu Alberti. Doch man stehe unter dem Druck, aktuell noch 30 Geflüchtete unterbringen zu müssen.

Im Vorjahr hatte Alberti vom Landratsamt eine offizielle Verfügung kassiert, weil die Gemeinde ihrer Verpflichtung zur Anschlussunterbringung von Geflüchteten nicht ausreichend nachkam. Es war das erste Mal, dass im Bodenseekreis ein solch formales Verfahren lief. In einem solchen Fall setzt der Kreis der Gemeinde eine Frist und kann „Ersatzvornahmen“ durchführen, also selbst Unterkünfte anmieten und der Gemeinde in Rechnung stellen.

Wann im Bauhof die ersten Geflüchteten einziehen, ist noch offen. Sobald die Baugenehmigung vorliege, werde man Handwerker anfragen, die Leichtbauwände, eine kleine Küche und Türen einbauen sollen, sagt Alberti. Sie hatte im Frühjahr Kontakt zu Handwerkern aufgenommen, da habe eine Summe von 5000 Euro im Raum gestanden.

Im Rat gab es Diskussionen um die Eignung der Räume. „Bei nur einem Bad und zwei Toiletten sind Konflikte programmiert“, meinte Gemeinderat Wolfgang Walter. Offiziell seien für die Unterbringung sieben Quadratmeter pro Person vorgeschrieben, sagt Alberti. Auf zwölf habe man die Zahl der Bewohner begrenzt, da andernfalls schärfere Brandschutzvorschriften gelten würden. Bei der Unterbringung Geflüchteter tut sich die Gemeinde offenbar nicht leicht. Von aktuell drei angemieteten Wohnungen ist eine vom Vermieter gekündigt worden. Man habe vor Gericht einen Vergleich schließen müssen, berichtete Alberti, „bis März 2026 müssen die Mieter raus.“