Er war der Erste: Gegen 23 Uhr ist Manuel Strasser am vergangenen Freitag mit einem Freund von seinem Wohnort Markdorf zum Daisendorfer Rathaus gefahren, um dort pünktlich um Mitternacht seine Bewerbungsunterlagen einzuwerfen. Seit 12. Juli, 0 Uhr, sind Bewerbungen für die nächste achtjährige Amtszeit des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin von Daisendorf möglich, die im November beginnt. Noch bis 1. September um 18 Uhr können Kandidatinnen und Kandidaten ihre Unterlagen beim Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses im Rathaus einreichen. Die Wahl findet am 28. September statt.

Manuel Strasser mit seiner Bewerbung kurz vor Mitternacht vor dem Daisendorfer Rathaus.
Manuel Strasser mit seiner Bewerbung kurz vor Mitternacht vor dem Daisendorfer Rathaus. | Bild: privat

Strasser blieb in der Nacht nicht allein. Auch der zweite Interessent für das Amt, der derzeitige Sipplinger Hauptamtsleiter Christoph Huber, machte sich vor Mitternacht gemeinsam mit seiner Frau von Meersburg auf nach Daisendorf, um seine Bewerbungsunterlagen kurz nach Strasser einzuwerfen.

Wahlausschuss nimmt Briefe direkt an sich

Am Briefkasten standen Hasan Ögütcü, stellvertretender Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses, und Erwin Kraft, erster Beisitzer, die den korrekten Einwurf dokumentierten und anschließend die Briefumschläge sicherheitshalber wieder heraus und an sich nahmen – auch das dokumentiert. Denn der Daisendorfer Briefkasten ist offenbar recht klein. „Jemand hätte die Briefe einfach wieder herausziehen können“, sagt Ögütcü.

Christoph Huber wirft seine Bewerbungsunterlagen ein.
Christoph Huber wirft seine Bewerbungsunterlagen ein. | Bild: privat

Bürgermeisterin Jacqueline Alberti, die ebenfalls wieder antritt, wollte nicht auch noch in der Nacht am Briefkasten stehen. „Da schlafen doch alle“, sagte sie. Stattdessen hat sie ihren Wahlkampfauftakt auf 10 Uhr am Samstagmorgen gelegt – und dort Hasan Ögütcü ihre Bewerbungsunterlagen persönlich überreicht. Dazu gab es einen kleinen Sektempfang, zu dem sich einige Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderäte und auch ihre Familie einfanden. Auf den Stehtischen hatte Alberti die zwölf Kernpunkte ihres Wahlprogramms in Form kleiner Bonbontütchen der Eigeltinger Bonbonmanufaktur platziert. „Finanzen mit Vernunft“, „Feuerwehrhaus jetzt“ oder „Dorfentwicklung mit Herz“ war darauf beispielsweise zu lesen.

Jacqueline Alberti übergibt ihre Unterlagen Hasan Ögütcü, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses.
Jacqueline Alberti übergibt ihre Unterlagen Hasan Ögütcü, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses. | Bild: Jürgen Baltes

Damit hat der Wahlkampf in Daisendorf begonnen. Alle drei Bewerberinnen und Bewerber haben ihre Internetseiten freigeschaltet (siehe Info-Kasten) und ihre Wahlprogramme veröffentlicht. Dabei geht Manuel Strasser mit einer Reihe eigener Veranstaltungen ins Rennen. Am 7. August und 11. September will er bei gemeinsamen Spaziergängen durch Daisendorf, die er „GEHspräche“ nennt, mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen. Am 6. und 20. September lädt er unter dem Motto „Bratwurst & Begegnung“ zum Grillen auf dem Freizeitgelände und am Schützenhaus ein. Am 28. August steht er mit einem Stand auf dem Wochenmarkt.

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Auch Christoph Huber sucht den Austausch mit den Daisendorfern, ist beim Dorffest und beim Weinfest dabei und wird viermal donnerstags auf dem Wochenmarkt stehen. Zudem hat er eigene Termine geplant: Am 26. Juli soll es „Gespräche bei Kaffee und Kuchen“ auf dem Dorfplatz geben, am 20. August auf dem Spielplatz zur Halde. Auch zum Grillen an der Freizeitanlage lädt Huber ein (23. August), zu Gesprächen am Aussichtspunkt Gärtlesberg sowie einem Sonntagsspaziergang durch den Ort.

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Bürgermeisterin Alberti indes will, so wie sie es bereits bei ihrer ersten Bewerbung 2017 gemacht hat, persönlich zu den Bürgerinnen und Bürgern gehen – um „intensiv in die Gemeinde hineinzuhören“, wie sie sagte. „Diese Zeit werde ich abends gern in die Gemeinde investieren.“

SÜDKURIER-Podiumsdiskussion am 16. September

Pflicht ist für alle Kandidaten indes die offizielle Kandidatenvorstellung am 18. September im Daisendorfer Rathaus. Zugesagt haben sie auch die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion des SÜDKURIER am 16. September im Rathaussaal, moderiert von Stefan Hilser, Leiter der Überlinger Lokalredaktion.

Hasan Ögütcü dankte der Bürgermeisterin ebenso wie den beiden Herausforderern. Dass es immer wieder Menschen gebe, die sich bereiterklärten, ein solch herausforderndes Amt anzunehmen, sei nicht selbstverständlich, sagte der aktive Gemeinderat, und ein starkes Zeichen für die Demokratie. Immer wieder komme es schließlich vor, dass es in Gemeinden gar keinen Bewerber gebe. „Nun sollen die Bürgerinnen und Bürger ihre Wahl treffen.“

Deshalb wird Abfolge auf dem Wahlschein ausgelost

Am Montagmorgen hat der Gemeindewahlausschuss erneut den Briefkasten geöffnet. Es blieb bei den drei Bewerbungen des Wochenendes. Unklar ist noch, wer auf dem Wahlschein oben stehen wird. Das entscheidet sich normalerweise nach dem Eingang der Bewerbung. Doch am Wochenende ist es anders. Laut Kommunalwahlordnung gelten bei Bewerbungsstart am Wochenende alle Bewerbungen, die bis 7.30 Uhr am nächsten Werktag eingegangen sind, als „zum gleichen frühesten Zeitpunkt eingegangen“. In diesem Fall muss die Reihenfolge ausgelost werden, so will es das Recht (§ 20 Abs. 6 Satz 3 KomWO).

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Unterdessen dürfte es spannend bleiben, ob weitere Kandidaten ins Rennen gehen werden. Auf Instagram etwa ist kürzlich das Profil eines „BM-Daisendorf“-Kandidaten aufgetaucht, das aber mittlerweile wieder verschwunden ist. Sollte bei der Wahl niemand die absolute Mehrheit erzielen, ist der Termin einer eventuellen Stichwahl schon fix: Sonntag, 19. Oktober.