Andrea Knorr ist überzeugt: „Wir haben eine Riesenwelle losgetreten.“ Sie könne nicht sagen, wie viele Unterschriften mittlerweile gegen eine Bebauung bei Sankt Leonhard (Rauenstein Ost) gesammelt wurden. Sie hegt die Hoffnung, dass bis Ende des Monats die für ein Bürgerbegehren nötige Zahl zusammenkommt. Laut ihren Informationen müssten es etwa 1500 Personen aus Überlingen sein, die, wie sie, gegen eine Bebauung der grünen Wiese unterhalb des Parkhotels sind und dazu bereit, ihr Nein mit einer Unterschrift zum Ausdruck zu bringen. Doch welche Überlinger interessiert das Stück grünes Land wirklich, sodass sie ihre Unterschrift geben? Nur die, die hier ihr Naherholungsgebiet sehen, oder geht das Interesse darüber hinaus?
Knorr sieht im Nein ein „Gemeinschaftsprojekt“
Knorr ist Sprecherin der Bürgerinitiative Landschaftspark Sankt Leonhard. An den beiden Samstagen vom 5. und 19. Juli, so Andrea Knorr, seien sie mit einem Informationsstand auf dem Wochenmarkt vertreten. Die Listen, mit denen Überlinger Bürger ihr Nein zu den Plänen formulieren können, lägen in Geschäften oder Arztpraxen aus, an vielen Orten, von denen sie noch gar nichts wisse, weil Mitstreiter von sich aus Unterschriftenlisten anfertigten und unter die Leute bringen. Knorr: „Das hat eine große Eigendynamik entfaltet und scheint zu einem Gemeinschaftsprojekt von Überlingen geworden zu sein.“
Wer auch immer Unterschriftenlisten in Umlauf bringt, der solle sie, so betont es Andrea Knorr, bis spätestens 31. Juli im Original an sie zurückschicken. „Dann werden wir sie sichten und im Laufe des Augusts an die Stadt übergeben.“
Nicht-Überlinger solidarisieren sich
Sie würden immer wieder davon überrascht, wo die Unterschriftenlisten verteilt werden. So habe sie am Burgberg einen Kastenwagen gesichtet, auf dem ein Bürger Werbung für das Thema machte.

Das Interesse gehe mittlerweile weit über Überlingen hinaus. Andrea Knorr leitete unserer Redaktion (mit Genehmigung des Absenders) den Brief eines Bürgers aus Daisendorf bei Meersburg weiter. Darin schreibt ein gewisser Dieter Matthäus, dass er aus Solidarität bei sich im Dorf Unterschriften gesammelt habe. Ihm sei natürlich bewusst, dass sie nicht zählen, weil nur Überlinger Bürger in dieser Sache einen Bürgerentscheid anstrengen können. „Doch auch Menschen in größerer Entfernung beobachten genau, wie die Stadt Überlingen versucht, einen der schönsten und spektakulärsten Aussichtspunkte vom ganzen Bodensee zu verschandeln.“
Andrea Knorr verweist zudem auf eine Begegnung, die eine Mitinitiatorin zur Gründung des Landschaftsparks Sankt Leonhard erlebte. Es geht dabei um die Überlingerin Cornelia Wiethaler, stellvertretende Sprecherin im NABU-Bundesfachausschuss für den Bereich Bauen und Siedlung. Sie sei gerade auf dem Weg zum Dresdner Flächennutzungssymposium des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung gewesen. Wiethaler: „Im Taxi zum Hotel sagte ich auf Nachfrage des Taxifahrers Nik, dass ich aus Überlingen komme. Begeistert erzählte Nik: ‚Oh, Überlingen, wie schön, dort war ich im Urlaub. Dort oben, in dem Hotel da oben.‘ Ich fragte, ob er das Parkhotel Sankt Leonhard meinte.“ Als der Taxifahrer bestätigte, habe sie ihm erzählt, dass auf der Wiese darunter Häuser gebaut werden sollen, da habe er, versehen mit Kraftausdrücken, seine Empörung geäußert.
Die drei Anekdoten aus Dresden, aus Daisendorf und vom Burgberg sieht Andrea Knorr „stellvertretend für das, was wir gerade erleben“. Sie sagt: „Es geht eine Welle der Zustimmung durch Überlingen und wir hoffen, dass sich dies in der Anzahl der Unterschriften widerspiegelt.“