Kein Schiff wird kommen: Die Ausfahrt auf dem Bodensee, zu der ein als rechts eingestufter Radiosender mit Sitz in Steckborn für Samstag, 5. Juli, eingeladen hatte, ist kurzfristig abgesagt worden – laut der Internetseite, über die Plätze für die Tour ab Konstanz gebucht werden konnten, wegen einer „Bedrohung durch linksextreme Aktivisten“. Clemens Mauch aus Überlingen, der das Motorschiff „Bodensee“ verchartert hatte, kündigte den Vertrag.

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Mauch bestätigte: „Ich kann Ihnen sagen, dass ich die Fahrt abgesagt habe, nachdem ich eine Gewaltandrohung von einem linken Bündnis bekommen habe.“ Er bezieht sich auf eine Äußerung der Gruppe „Konstanz für Demokratie“, in deren Newsletter Nummer 33 steht wörtlich: „Auch wenn eine*n die geplante braune Bootstour leicht auf fiese andere Gedanken bringen könnte: Wir wünschen natürlich selbst diesen Leuten, dass ihnen jemand hilft, sollte ihr Kahn kentern.“ Mauch sagte dem SÜDKURIER: „Mir wird öffentlich Gewalt angedroht. Das macht mir Angst.“

„Ich frage die Leute nicht, welcher Partei sie angehören“

Zum Vorgang der Buchung sagte er: „Ich habe ganz regulär eine Sonderfahrtanfrage erhalten, die dahinter stehenden Namen haben mir nichts gesagt, und ich frage die Leute auch nicht, welcher Partei sie angehören. Ich bin Schifffahrtsunternehmer, ich befördere Fahrgäste. Ich bin keine Partei. Gestern (Donnerstag, 3. Juli) ging der ganze Alarm los. Daraufhin habe ich die Fahrt storniert, die Polizei weiß Bescheid.“

Das Bündnis „Konstanz für Demokratie – klare Kante gegen Rechts in Stadt und Landkreis“ bestätigte, dass es auch direkt auf Clemens Mauch zuging. Die E-Mail liegt dem SÜDKURIER vor. Unterzeichnet von Katrin Brüggemann und Anselm Venedey, enthält sie auch die Ankündigung einer Protestkundgebung, droht aber keinerlei Gewalt an. Dass sich der Inhaber des Bootsbetriebs bedroht oder bedrängt gefühlt haben könnte, „kann ich überhaupt nicht nachvollziehen“, erklärt dazu Katrin Brüggemann.

Von einer Drohung will das Konstanzer Bündnis nichts wissen

Der in einem Newsletter des Bündnisses verwendete Aufruf, „die Abfahrt des Schwurbelschiffs angemessen zu kommentieren“ sei schwerlich als Androhung von Gewalt zu sehen. Die Formulierung, die bei Mauch seinen eigenen Worten zufolge großes Unbehagen ausgelöst hat, will Katrin Brüggemann in einem anderen Zusammenhang sehen und weist Kritik zurück: „Es handelt sich bei dem zitierten Satz um eine Überleitung zum Thema Seenotrettung und der Petition der Sea-Eye und hatte keinerlei anderen Hintergedanken.“

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Die geplante und bei der Stadt Konstanz mit 50 erwarteten Teilnehmern angekündigte Gegendemonstration hat das Bündnis abgesagt. Es nimmt für sich einen „Erfolg für die zivile Stadtgesellschaft“ in Anspruch: „Konstanz bleibt bunt und steht zusammen gegen rechte Hetze“, erklärte Brüggemann. Die „Bedrohung durch Linksradikale“ als Begründung für die Absage der Schifffahrt sei „inszeniert“, so ihre Kritik an „Kontrafunk“-Gründer Burkhard Müller-Ullrich.