Die Staatsanwaltschaft Hechingen hat Anklage gegen 57-Jährigen wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben. Ihm wird vorgeworfen, am Abend des 9. Februar im Pfullendorfer Stadtgebiet einem zehn Jahre jüngeren Mann einen Kopfstoß ins Gesicht versetzt sowie mit seinen Fäusten ins Gesicht und gegen den Oberkörper geschlagen zu haben. Im weiteren Verlauf soll der Angeschuldigte mehrfach mit einem Messer auf den Brustbereich des Geschädigten eingestochen haben. Das teilt die Staatsanwaltschaft Hechingen auf Nachfrage des SÜDKURIER mit. Die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Hechingen beginnt am 5. August. Die Fortsetzungstermine sind am 7. und 8. August.
Wohnung in der Nähe des Tatorts
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der 57-Jährige mit deutscher Staatsangehörigkeit auch tödliche Verletzungen des Geschädigten in Kauf genommen – also mit Tötungsvorsatz – gehandelt haben. Nach der Tatausführung soll es zwischen dem Geschädigten und dem Angeschuldigten noch zu einem kurzen Wortwechsel gekommen sein. Danach soll sich der Angeschuldigte zurück in seine Wohnung begeben haben, die sich in unmittelbarer Nähe zum Tatort befindet.
Das ist rechtlich zu wissen
Der ursprüngliche Vorwurf des versuchten Totschlags hat sich nach Abschluss der Ermittlungen insoweit abgemildert, weil davon auszugehen ist, dass der Angeschuldigte in dem Moment, in dem er wieder von dem Geschädigten abließ und sich in seine Wohnung entfernte, sein ursprüngliches Vorhaben, den Geschädigten zu töten, freiwillig aufgab. In rechtlicher Hinsicht liegt hierdurch ein sogenannter strafbefreiender Rücktritt vom Versuch des Totschlags vor. Dies hat zur Folge, dass ein Täter nicht wegen des versuchten Totschlags, gleichwohl aber wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt werden kann.
Die beiden kennen sich
Die Messerstecherei vor knapp fünf Monaten hatte sich in Pfullendorf schnell herumgesprochen. Es wurde viel darüber spekuliert, warum es zu der Tat gekommen war. Fest steht nach Informationen des SÜDKURIER, dass die beiden Männer, die sich kennen, schon längere Zeit miteinander im Streit waren. Zu den Hintergründen des Streits ist nach wie vor nichts bekannt.
Streit eskaliert
Die Tat ereignete sich, als der 57-Jährige gegen 21.30 Uhr sein Auto im Pfullendorfer Stadtgebiet geparkt haben soll, um in seine Wohnung zu gehen, als er den 47-Jährigen und einen Angehörigen vor dem Haus sah, die dort zufällig zum Rauchen standen. Sie besuchten im Haus nebenan eine Bekannte, die zum Zeitpunkt der Tat in ihrer Wohnung war. Was genau dann passierte und warum der Streit so heftig eskalierte, darum geht es bei der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Hechingen. Das Opfer wurde nach der Tat vom Rettungsdienst medizinisch versorgt und zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Es muss nach Informationen des SÜDKURIER wohl Glück gehabt haben, denn der Stich mit dem Messer soll nur um wenige Zentimeter das Herz verfehlt haben.
Brisanz steckt in dem Fall
In diesem Fall steckt deshalb eine Brisanz, weil es sich bei dem Angeklagten um den früheren Präsidenten der Rockergang Black Jackets handelt. Schon vor längerer Zeit zog sich der Tatverdächtige, der nach den Black Jackets noch Mitglied bei den Hells Angels war, offensichtlich aus der Rockerszene zurück.