Die aktuelle Hitzewelle macht nicht nur uns Menschen zu schaffen – auch Igel geraten durch die extremen Temperaturen zunehmend in Not. Ausgetrocknete Böden, fehlendes Wasser und schwindende Nahrungsquellen setzen den kleinen Insektenfressern stark zu. Doch nicht nur das Klima gefährdet ihr Überleben: Mähroboter und chemische Schädlingsbekämpfungsmittel verwandeln viele Gärten in lebensbedrohliche Zonen. Der Mensch ist – wenn auch oft ungewollt – der größte Feind des Igels.

Dabei ist Hilfe ganz einfach. Thomas Binkert und Nadine Siebert wissen aus Erfahrung, wie man mit wenigen Maßnahmen viel bewirken kann. Die beiden Igelkenner geben fünf praktische Tipps, mit denen Hobbygärtner ihren Garten in ein sicheres Rückzugsgebiet für Igel verwandeln können.

1. Wasser bereitstellen

„Gerade bei dieser Hitze ist Trinken das Wichtigste“, betont Thomas Binkert. Die hohen Temperaturen erschweren den Tieren die Fortbewegung, sie legen kürzere Strecken zurück und finden seltener Wasserstellen. Seine Empfehlung: Mehrere flache Schälchen mit frischem Wasser im Garten verteilen – zum Beispiel Blumentopf- oder Tassenuntersetzer. Ideal ist ein schattiger Platz in der Nähe von Hecken.

Für Teichbesitzer hat Binkert einen besonderen Hinweis: „Legen Sie ein Brett oder einen flachen Stein als Ausstiegshilfe an den Teichrand.“ Denn obwohl Igel gute Schwimmer sind, können steile Uferzonen schnell zur tödlichen Falle werden.

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2. Mähroboter nur tagsüber fahren lassen

„Die größte Gefahr für Igel sind Mähroboter“, sagen Thomas und Nadine Siebert gleichzeitig. Die stacheligen Tiere passen problemlos unter die scharfen Klingen – mit oft verheerenden Folgen. „Wir haben schon viele Igel gepflegt, denen der halbe Kopf abgetrennt wurde“, berichtet Nadine Siebert.

Da sowohl Igel als auch viele Mähroboter bevorzugt nachts unterwegs sind, raten die beiden: Lassen Sie die Geräte ausschließlich tagsüber fahren. Das minimiert das Risiko schwerer Verletzungen deutlich.

Eine besondere Verbindung: Thomas Binkert mit einem Igel, den er im November 2022 gepflegt hat. (Archivbild)
Eine besondere Verbindung: Thomas Binkert mit einem Igel, den er im November 2022 gepflegt hat. (Archivbild) | Bild: Ursula Freudig

3. Vorsicht bei der Schädlingsbekämpfung

Ein tragisches Beispiel aus dem Lörracher Friedhof zeigt, wie gefährlich chemisches Schneckenkorn sein kann: Zwei tote Igel wurden dort Ende Mai gefunden – offenbar vergiftet, nachdem sie Schnecken gefressen hatten, die zuvor das Mittel aufgenommen hatten.

Thomas Binkert rät dringend zu tierfreundlichen Alternativen. „In jedem Gartencenter gibt es unbedenkliche Produkte, die für Igel ungefährlich sind.“ Nadine Siebert ergänzt: Eine einfache und effektive Methode sei auch die sogenannte Bierfalle. „Nur besteht dabei die Gefahr, dass der Igel nachher etwas beschwipst durch den Garten läuft“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

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4. Unterschlupf schaffen

Ein naturnaher Garten ist der beste Igelschutz. Nadine Siebert empfiehlt, eine kleine Ecke im Garten sich selbst zu überlassen – unaufgeräumt, wild und einladend für Tiere. Ein Totholzhaufen sei ideal. „Er bietet nicht nur dem Igel Schutz, sondern auch zahlreichen Insekten – und die wiederum sind Nahrung für den Igel“, erklärt sie.

Auch ein Igelhaus kann sinnvoll sein. Gerade in Hitzeperioden ist das Nahrungsangebot knapp, weshalb sie rät, im Unterschlupf zusätzlich ein wenig Katzentrockenfutter bereitzustellen. „Nassfutter ist bei diesen Temperaturen nicht geeignet – es verdirbt schnell und zieht Fliegen an.“

Erst ein paar Tage alt, ist dieses Igel-Baby – die Stacheln sind noch ganz weich und die Augen geschlossen. (Archivbild)
Erst ein paar Tage alt, ist dieses Igel-Baby – die Stacheln sind noch ganz weich und die Augen geschlossen. (Archivbild) | Bild: Thomas Binkert/Nadine Siebert

5. Erste Hilfe für verletzte Igel

Wer einen verletzten Igel findet, sollte ihn zunächst vorsichtig ins Haus oder in die Wohnung holen, rät Thomas Binkert. Dort lässt sich prüfen, ob äußerlich erkennbare Verletzungen vorliegen. Wer unsicher ist, findet auf der Website von Pro Igel hilfreiche Erste-Hilfe-Tipps.

Im Zweifelsfall sollte das Tier schnellstmöglich zu einem Tierarzt gebracht werden, der Erfahrung mit Igeln hat. Thomas Binkert und Nadine Siebert selbst können verletzte Igel leider nicht mehr aufnehmen – nach einem Umzug fehlt ihnen der nötige Platz.