Viel Holz, viel Glas, viel Licht – mit diesen Vorteilen ist die Ratoldusschule Ende 2018 in ihren Neubau gezogen. Was damals nur am Rande eine Rolle spielte, sind die Fenster. Die großen Glasfronten, die dem Gebäude das moderne und helle Ambiente verleihen, lassen sich nicht öffnen. Bei Außentemperaturen von mehr als 30 Grad Celsius wird das jetzt zum Problem. Verena Mohr, Elternbeiratsvorsitzende der Ratoldus-Gemeinschaftsschule, hat dieses Thema in die jüngste Gemeinderatssitzung gebracht und von nicht tragbaren Zuständen im Unterricht berichtet.
Im Neubau, der überwiegend von der Sekundarstufe genutzt werde, herrschten „schlechte klimatische Bedingungen“, so Mohr. Das Problem sei nicht neu, denn schon bald nach dem Bezug des Neubaus sei die Belüftung ein Thema geworden. Da sich wegen der Architektur des Gebäudes die Fenster nicht öffnen lassen, werden die Klassenzimmer und Fachräume mit einer Belüftungsanlage versorgt. Bei besonders hohen Temperaturen scheint diese aber die Hitze aus den Räumen nicht zuverlässig ableiten zu können. Ein oft zitierter Ratschlag bei extremer Hitze, frühmorgens zu lüften, wenn die Luft noch kühl ist, funktioniert da schon einmal nicht.
Schon früh am morgen über 26 Grad
Und das führe zu sehr hohen Temperaturen – bereits am frühen Morgen. „Beispielsweise lag die Raumtemperatur im Klassenraum meiner Tochter gestern früh um 7 Uhr bereits bei 26.1 Grad – und dies ist noch nicht einmal die Südseite des Gebäudes“, so Verena Mohr. Die Temperaturen würden im Laufe des Tages weiter ansteigen. Ein konzentrierter Unterricht sei so kaum möglich. In der Vergangenheit hätten immer wieder Gespräche mit der Stadt stattgefunden, aber eine grundsätzliche Besserung sei nicht eingetreten.
Stadt berät sich noch mit Fachplanern
Einen richtigen Plan, wie man dieses Problem angehen könnte, scheint auch die Stadtverwaltung noch nicht zu haben. Denn es sind bislang keine baulichen Änderungen oder eine technische Aufrüstung der Anlage geplant. Mit allen Fachplanern und –firmen, die bei Lüftung und Konstruktion der Fassade am Bau beteiligt waren, würde aktuell nach Lösungen gesucht, wie das Haus besser gelüftet werden könne, so Annabell Hauck aus der städtischen Pressestelle.
Laut Stadt habe die Lüftung eine integrierte, adiabate Kühlung. Das heißt, die Raumluft solle mit Hilfe von Verdunstungsenergie heruntergekühlt werden. In der Praxis sieht das so aus: Die eingebrachte Luft mit aktuell um die 30 Grad solle auf 26 Grad heruntergekühlt werden.
Lüftungsanlage wurde neu eingestellt
Man habe die Lüftungsanlage jüngst neu eingestellt. „Die Abkühlung in der Nacht soll das Haus besser herunterkühlen“, so das erklärte Ziel. Die Einstellung werde ständig beobachtet und solle in der Steuerung gegebenenfalls nachjustiert werden. Außerdem habe jedes Klassenzimmer einen Standventilator erhalten.
Wie notwendig die Maßnahmen für die Schülerinnen und Schüler und auch Lehrkräfte sind, machte Elternbeiratsvorsitzende Verena Mohr nochmals deutlich. Die Kinder würden von Kopfschmerzen, Konzentrationsproblemen und allgemeinem Unwohlsein berichten. Alles Dinge, die mit dem Raumklima zusammenhängen würden. Sie übergab eine Unterschriftensammlung von Eltern, die „diese Situation nicht länger hinnehmen wollen“, so Mohr. Eine angekündigte Verschattung der Fenster habe bisher nicht stattgefunden.
Egal welche Maßnahmen noch ergriffen werden, für die aktuelle Hitzewelle wird es zu spät sein. Und kommende Woche soll die 30-Grad-Marke wieder geknackt werden.