Mit Enttäuschung quittierten die anwesenden Bürger die Entscheidung des Gemeinderats für einen erneuten Aufstellungsbeschluss Rauenstein Ost. Die Räte ermöglichen mit 12 zu 11 Stimmen ein Fortschreiten der Planung, an dessen Ende ein Teil der Wiese zwischen Rauensteinstraße und Hotel Sankt Leonhard bebaut werden könnte.

Gegner einer Bebauung nutzten die Bürgerfragestunde des Gemeinderats für Fragen und Statements. Die Sitzungsleitung lag bei Bürgermeister Thomas Kölschbach, in Vertretung für OB Jan Zeitler. Der Bürger Bernd Woerner erkundigte sich nach der Definition von „bezahlbarem Wohnraum“. Kölschbach antwortete, dass der Begriff „dehnbar“ sei, er darunter aber einen Preis verstehe, „den sich eine breite Bevölkerungsschicht leisten kann“.

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Eigentlich nicht vorgesehen

Die Geschäftsordnung des Gemeinderats sieht eigentlich vor, dass Bürgerfragen zu Tagesordnungspunkten, die in der jeweiligen Sitzung behandelt werden, nicht zulässig sind. Kölschbach ließ sie im Rahmen seines Ermessens dennoch zu, wie er auf Nachfrage des Bürgers Holger Schappeler sagte, der regelmäßig eine Bürgerfrage stellt, für sich aber in Anspruch nimmt, sich an diese Ordnung zu halten.

Und so ließ Kölschbach Fragen zu, die sich auf TOP 9, Rauenstein Ost, beziehen. Wie etwa die von Cornelia Wiethaler als Vertreterin des Naturschutzbunds, warum die Befürworter einer Bebauung nicht eine Reaktivierung von Leerständen bevorzugen. Kölschbach wertete ihre Frage als Statement und verwies in seiner Antwort auf die folgende Debatte im Gemeinderat, in der sich die Räte diesbezüglich positionieren konnten.

Sorge vor Zunahme des Verkehrs

Eine Anwohnerin, Frau Seeberger, stellte sich als Mutter von drei Kindern vor. Sie äußerte Sorge vor einer Zunahme des Verkehrs. Für den Fall einer Bebauung appellierte sie daran, „nicht nur Drei-Zimmer-Wohnungen“ zu schaffen, sondern Platz für größere Familien. Kölschbach versicherte ihr, dass über die Vermarktungskriterien des städtischen Grundstücks der Gemeinderat im Bebauungsplanverfahren entscheiden und die entsprechenden Anforderungen im Blick haben werde.

Tillo Soergel erkundigte sich nach der künftigen Verkehrsführung, ob ein Durchstich der Weinbergstraße zur Mühlbachstraße geplant sei. Kölschbach verneinte dies. „An eine Öffnung ist nicht gedacht.“ Auf Nachfrage zum erwarteten Schwerlastverkehr sprach Kölschbach davon, dass dieser nur in der Bauzeit zu erwarten sei, es sich ansonsten aber auch in Zukunft „um eine klassische Anliegerstraße“ handeln werde.

Überlingen in 100 Jahren

Celia Jakob appellierte an die Räte: „In 100 Jahren, wenn wir alle nicht mehr da sind, wird es immer noch Menschen in Überlingen geben.“ Mit einer Entscheidung pro Bebauung, „würde ein Landschaftspark unwiederbringlich angeschnitten“. An die Räte gewandt, sagte sie: „Ziehen Sie die Zukunft bitte mit in Ihre Erwägung.“

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Frank Lehndorf kritisierte die „Geheimhaltung“, die die Stadt bei ihrem geplanten Tauschgeschäft mit einem Schweizer Investor betreibe. Tillo Soergel wiederum verwies auf einen Bericht in einer überregionalen Wochenzeitung und wollte wissen, ob die Bonität des Investors geprüft werde. Kölschbach ging darauf nicht ein, sondern verwies darauf, „dass Grundstücksgeschäfte nichtöffentlich zu behandeln sind“.