Die regionale Feuerwehrkompetenz hat sich am Dienstag, 1. Juli, in Daisendorf zur Gemeinderatssitzung eingefunden und sprach über das dortige Feuerwehrhaus. Denn das bereitet nicht nur der Gemeinde und den Feuerwehrleuten, sondern auch den übergeordneten Stellen schon seit einer Weile Bauchschmerzen.

Zunächst hat Peter Schörkhuber, bis März 2025 erster stellvertretender Kreisbrandmeister des Bodenseekreises, den Räten und Zuhörern die gute Nachricht präsentiert: Der aktuelle Feuerwehrbedarfsplan, den Schörkhuber kürzlich für die Gemeinde erstellt hat, bescheinigt der Daisendorfer Wehr ein hohes Niveau.

Meistens in zehn Minuten vor Ort

Eine Auswertung der Einsätze der vergangenen drei Jahre ergibt, dass die Feuerwehr in definierten Standardfällen – Brand im Privathaus, Verkehrsunfall außerorts – in 95 Prozent aller Fälle innerhalb von zehn Minuten mit einer ausreichenden Mannschaftsstärke und dem richtigen Material vor Ort war. Ein zweites Löschfahrzeug, das laut Zielvorgaben nach 15 Minuten vor Ort sein muss und aktuell aus Meersburg kommt, schaffte dies in hundert Prozent der Fälle. Der Vorteil von Daisendorf: Das Gemeindegebiet ist klein, auch in die hintersten Winkel hat es die Feuerwehr nicht weit.

Personell gut aufgestellt

Personell ist die Daisendorfer Wehr mit 36 Mitgliedern in der Einsatzabteilung ebenso gut ausgestattet wie beim Fuhrpark: Das 2015 angeschaffte Löschfahrzeug LF10 ist laut Schörkhuber so gut wie neu, der Mannschaftstransportwagen (MTW) ebenfalls, der Rüst- und Gerätewagen müsse voraussichtlich 2029 ersetzt werden.

Es gibt hier also zunächst einmal kein Problem – bis auf das Feuerwehrhaus. Der Grundbau ist über 60 Jahre alt, vor 40 Jahren kam die aktuelle Gerätehalle hinzu, in der die beiden großen Fahrzeuge stehen. Für den MTW hat man nebendran einen Unterstand gezimmert, aus Stahlrohren und einer Plastikplane als Dach. Allein das sei schon nicht zulässig, sagt Schörkhuber.

Die Feuerwehr-Experten im Daisendorfer Rathaus, von links: Oliver Fiedler (stellvertretender Kommandant), Peter Schörkhuber (ehemaliger ...
Die Feuerwehr-Experten im Daisendorfer Rathaus, von links: Oliver Fiedler (stellvertretender Kommandant), Peter Schörkhuber (ehemaliger Kreisbrandmeister des Bodenseekreises), Thomas Ritsche (Kommandant) und Alexander Amann (seit 2022 Kreisbrandmeister) | Bild: Jürgen Baltes

Frank Obergöker, der von der Unfallkasse Baden-Württemberg (UKBW) aus Stuttgart angereist kam und viele Feuerwehrhäuser im Südwesten kennt, fasste deren Stand so zusammen: „Ein Drittel ist gut, ein Drittel ist alt, aber geht, und bei einem Drittel ist es wie bei Ihnen.“ Wobei Kreisbrandmeister Alexander Amann hinzufügte, dass er bei der Begehung durchaus etwas erschrocken sei: „So etwas gibt es im Kreis nicht so oft.“

Schimmel, korrodierte Leitungen, veraltete Elektronik

Die konkreten Mängel hat Philipp Hensle vom Überlinger Büro Fachverstand aufgezeigt, der noch im Auftrag des alten Gemeinderats ein Gutachten erstellt hat: Feuchte Wände mit Schimmelbefall – „im Lager stand während der Begehung sogar ein Bautrockner“ –, korrodierte Leitungen, eine veraltete Elektroinstallation oder eine improvisierte Absauganlage aus einer alten Autolackiererei – unter anderem. Man könne dies zwar alles beheben, so Hensle, auch im laufenden Betrieb, doch es käme vermutlich nicht viel günstiger als ein neues Feuerwehrhaus.

Hinzu kämen weitere Probleme, so die Experten: Das aktuelle Gebäude sei zu klein, die Lagerkapazitäten erschöpft, die Umkleiden zu eng. Um überhaupt in den MTW einsteigen zu können, müsse man schon recht schlank sein.

„So weit ist es noch nicht“

Darauf machte auch Unfallverhüter Frank Obergöker aufmerksam: Die UKBW sei nicht nur Versicherer der Feuerwehren, so seine sanfte Drohung, sondern habe auch Überwachungsaufgaben, „ähnlich wie die Polizei“. Sprich, werden die im Feuerwehrbedarfsplan geforderten Maßnahmen ignoriert, könnten diese durchaus auch angeordnet werden oder eine Haftung drohen. „So weit ist es noch nicht“, beschwichtigte Obergöker. Jedoch: „Man muss zeigen, dass man auf dem Weg geht.“

Wie der Weg aussehen dürfte, wurde schnell deutlich. Der jetzige Standort ist für die Experten zu klein, die direkte Nachbarschaft zum Kinderhaus bedenklich: „Wenn hier etwas passiert“ Obergöker jedenfalls „fehlt die Fantasie, hier die Feuerwehr dauerhaft zu denken“.

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Wird bald ein Neubau geplant?

Daher dürfte es nun darauf hinauslaufen, einen Neubau zu planen und parallel kurzfristige Maßnahmen am bisherigen Gebäude zu ergreifen – Abdichten, Schimmel entfernen, Ratten vertreiben, korrodierte Leitungen prüfen. Für eine kleine Gemeinde wie Daisendorf sei dies ein Mammutprojekt – aber eben auch eine Pflichtaufgabe, wie Bürgermeisterin Jacqueline Alberti anmerkte. Ein geeignetes Grundstück muss gefunden werden, pro Stellplatz müsse man mit einer Million Euro an Kosten rechnen, schätzen die Experten. Wobei Daisendorfs Feuerwehrkommandant Thomas Ritsche glaubt, dass es mit einem Zweckbau auch günstiger gehe.

Der Zeithorizont wird im Feuerwehrbedarfsplan konkretisiert: Der „Planungsbeginn zur dauerhaften Verbesserung des Raum- und Flächenangebots – Konkret: Neuplanung Feuerwehrgerätehaus“, so heißt es wörtlich, habe 2026/27 zu erfolgen. Das 250 Seiten starke Werk mit Stand März 2025 ist die dritte Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplans und wurde vom Gemeinderat einstimmig verabschiedet.