Der bisher heißeste Tag des Jahres war am 2. Juli. Für das ganze Land war eine Hitzewarnung ausgesprochen und auch in Überlingen kamen die Leute bei rund 35 Grad ordentlich ins Schwitzen. Der SÜDKURIER ist mit einem Infrarot-Thermometer einmal bei 35 Grad losgezogen und gut einen Monat später bei 30 Grad Außentemperatur. Wir vergleichen die Oberflächentemperaturen: Wo verbrennt man sich die Füße und wo gibt es Abkühlung?

Unser Thermometer misst mithilfe von Infrarotstrahlung die Oberflächentemperatur eines Objekts. Das geschieht ohne Berührung mit dem Messgerät, die Umgebungstemperatur spielt dabei keine Rolle.

So heiß ist es im Uferpark

Los geht es Richtung Uferpark. Dort gleichen die einstigen Grünflächen am 2. Juli nach der vorherigen Trockenperiode eher einer braunen Steppe. Unter den von der Stadt aufgespannten Sonnensegeln ist der Rasen noch nicht vollends verbrannt.

Der Uferpark: Foto vom 2. Juli
Der Uferpark: Foto vom 2. Juli | Bild: Carlotta Tiggeler

Der Temperaturunterschied zwischen 45,5 Grad in der Sonne und 29,4 Grad auf dem Schattenplatz ist beachtlich. Bei der zweiten Messung am 11. August bei 30 Grad zeigt der regenreiche Juli deutliche Wirkung: Die Grünflächen werden ihrem Namen wieder gerecht. Der saftige Rasen hat selbst in der Sonne angenehme 29 Grad, im Schatten sogar nur 25 Grad.

Der Uferpark: Foto vom 11. August.
Der Uferpark: Foto vom 11. August. | Bild: Carlotta Tiggeler

Hitzeschlacht im Stadtgarten

Weiter geht es in Richtung Stadtgarten. Peter Giel und seine Ehefrau machen zusammen mit Hündin Dira Urlaub, doch kämen sie bei der Hitze nicht zu allen geplanten Aktivitäten. “Auf dem heißen Teer verbrennt sie sich ja fast die Pfoten“, sagt das Ehepaar mit berechtigter Sorge: Der Teer hat eine Temperatur von 54,5 Grad.
Dessen möchte sich auch Jürgen Schumacher überzeugen. Er ist vom Haldenhof durch den schattigen Wald bis nach Überlingen geradelt, für den Rückweg nehme er jedoch den Bus. “Ohne die Grünflächen ließe es hier nicht aushalten“, sagt er mit Blick auf die alten Bäume im Stadtpark.

Das könnte Sie auch interessieren

Für die Hündin Susi ist es in der prallen Sonne zu heiß. Sie hat sich hinter ihrem Frauchen Christine Kappel im Schatten der Bank niedergelassen.

Hündin Susi sucht Zuflucht im Schatten.
Hündin Susi sucht Zuflucht im Schatten. | Bild: Carlotta Tiggeler

46 Grad auf Bank an der Promenade

Wer bei großer Hitze den Weg an die Promenade wagt, der steuert gezielt einen Schattenplatz unter einer der Kastanien an. Die rote Bank neben dem Bodenseereiter hat am 2. Juli in der Sonne 46 Grad (am 11. August ebenfalls 46 Grad), wie das Thermometer anzeigt.

Bild 4: Hitzesommer am Bodensee: Das sind die heißesten und kühlsten Orte in Überlingen
Bild: Carlotta Tiggeler

Wer sich hier nicht den Allerwertesten verbrennen möchte, sollte auf der Schattenseite bei 31 Grad Platz nehmen. Wolfgang Scholl aus Heilbronn macht mit seiner Partnerin Urlaub am Bodensee. “Wir hangeln uns einfach von Baum zu Baum“, sagt er im Schatten der alten Kastanie beim Fähranleger.

Im Landungsplatz Kiosk herrscht reger Betrieb. “Es ist einfach Wahnsinn“, sagt der Mitarbeiter Stefan Biller darüber, was alles an gekühlten Getränken über den Tresen geht. Das Wasser im Kühlschrank hätten sie heute schon sechs Mal aufgefüllt, sagt er mit Blick auf das halbleere Regal. Die Arbeit lenke aber wenigstens von der Hitze ab.

25 Grad im Parkhaus West

Anstatt sich mithilfe eines Sonnenparkplatzes eine Sauna auf Rädern ins Auto zu holen, ziehen viele Leute eher das Parkhaus vor.

Im Untergeschoss im Parkhaus West bleiben die Autos kühl.
Im Untergeschoss im Parkhaus West bleiben die Autos kühl. | Bild: Carlotta Tiggeler

Je tiefer, desto kühler: Im Erdgeschoss vom Parkhaus West beträgt die Bodentemperatur knappe 30 Grad, im ersten Untergeschoss sind es schon 25 Grad und nochmal einen Stock tiefer sind es erfrischende 20 Grad.

Autorin Carlotta Tiggeler braucht bei der Tour durch die Stadt zwischendurch eine Abkühlung. In der rechten Hand hält sie das ...
Autorin Carlotta Tiggeler braucht bei der Tour durch die Stadt zwischendurch eine Abkühlung. In der rechten Hand hält sie das Infrarot-Thermometer für die Messungen, in der linken Hand eine Kugel Eis. | Bild: Carlotta Tiggeler

Während sich die Lufttemperatur beim zweiten Ausflug des SÜDKURIER deutlich kühler anfühlt, ist der Temperaturunterschied auf dem Asphalt nicht ganz so deutlich: Der Parkhausboden im Untergeschoss ist lediglich 3 Grad kühler als bei der vorherigen Messung.

Angenehme Temperaturen am Bahnhof und im Münster

Wer stattdessen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, muss sich am Bussteig des ZOB auf warme Füße vorbereiten: Die schwarzen Steine der erst kürzlich renovierten Stationen laden sich durch die Hitze auf bis zu 55 Grad auf. Die Bahnfahrenden können hingegen eine Ebene tiefer auf angenehmen 31,5 Grad warmen Asphalt warten. Am anderen Messtag im August bei 30 Grad unterscheiden sich die Werte kaum.

Der Bahnhof Überlingen. Hier ist es vergleichsweise kühl.
Der Bahnhof Überlingen. Hier ist es vergleichsweise kühl. | Bild: Carlotta Tiggeler

Es ist auch möglich, Sehenswürdigkeiten mit Abkühlung zu kombinieren: Im Nikolausmünster hält das massive Gemäuer die Hitze ab und gebietet Aufatmen bei 25,6 Grad. Das und der Ausblick auf das prunkvolle Kirchengewölbe können eine willkommene Abwechslung sein.