Die Stadt führt die Echt Bodensee Card (EBC) 2026 wieder ein, das hat der Gemeinderat am Dienstagabend beschlossen. Die Kurtaxe wird im Zuge dessen auf 4,50 Euro erhöht. Kaum dass der Austritt aus dem EBC-Verbund im Oktober 2024 im Gemeinderat beschlossen worden war, war schon Kritik von den ersten Gastgebern gekommen. Jetzt lag das Thema Wiedereintritt im Gemeinderat zur Entscheidung vor.

Welche Folgen die Entscheidung für den Tourismus in den vergangenen sechs Monaten hatte, legte Tourismusleiter Daniel Müller dem Gemeinderat detailliert vor. „Signifikante 500 konkrete Beschwerden sind bei uns eingegangen“, sagte er. Zudem hätten sich Gäste auch bei anderen Tourismusinformationen in der Region über die fehlende Gästekarte in Meersburg beschwert. Kritikpunkte seien vorwiegend die fehlende kostenfreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und der geringe Wert der städtischen Meersburg Card bei hoher Kurtaxe von 3,20 Euro gewesen, erklärte Müller.

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Zahl der Übernachtungen geht um 22 Prozent zurück

Der Tourismusleiter berichtete zudem von einem besorgniserregenden Rückgang der Übernachtungszahlen um 22 Prozent im Zeitraum von Januar bis Mai. Zwar seien die Übernachtungszahlen in anderen EBC-Gemeinden ebenfalls rückläufig, doch zumeist im niedrigen einstelligem Bereich, selten höher, wie mit 16 Prozent in Sipplingen – doch nirgends so hoch wie in Meersburg. Die Schließzeit der Therme könne sich natürlich ebenfalls auf die Übernachtungszahl ausgewirkt haben, führte Müller an. Doch ein Vergleich mit der Nachbarschaft im Zusammenhang mit den Gästebeschwerden lasse den Schluss zu, dass die EBC einen stabilisierenden Effekt auf die Übernachtungszahlen habe. „Die negative Entwicklung der Zahlen bei uns muss gestoppt werden“, plädierte der Tourismusleiter für die Wiedereinführung der EBC.

67 Prozent der Vermieter wollen EBC wieder haben

Zudem habe eine unabhängige Marktforschungsstudie belegt, dass 32 Prozent der Gäste bei der Wahl ihres Urlaubsortes von der Gästekarte beeinflusst würden. Weiter machte der Tourismuschef auf eine Umfrage unter den Gastgebern aufmerksam, die 142 Betriebe beantwortet hätten. 67 Prozent der Vermieter hätten sich für die Wiedereinführung der EBC ausgesprochen. Durch den Beitritt zur EBC verpflichte die Stadt sich zur Zahlung eines Solidarbeitrags von 1,25 pro kurtaxefähiger Übernachtung. Die Verwaltung schlage daher vor, die Kurtaxe auf 4,30 Euro anzuheben, um die Kosten für die EBC zumindest zu 73 Prozent abdecken zu können.

Holzherr-Tausenfreund fordert Kurztaxe von 4,80 Euro

Sabine Holzherr-Tausendfreund (FDP) war der Kostendeckungsgrad nicht hoch genug: „Es kann nicht sein, dass die Bürger den Abmangel übernehmen müssen.“ Deshalb stellte sie den Antrag, die Kurtaxe auf 4,80 Euro zu erhöhen und den Bürgern 50 Prozent Rabatt auf den Eintritt zu touristischen Attraktionen zu gewähren. Bürgermeister Robert Scherer entgegnete, dass er sich bezüglich der 50 Prozent nicht über geltendes Beihilferecht hinwegsetzen werde.

Außerdem könne die Gemeinderätin als alleinige Vertreterin ihrer Partei keinen Antrag stellen. Diese Aussage führte zu einer kurzen Diskussion zwischen Holzherr-Tausendfreund und Mitgliedern der Verwaltung. Hauptamtsleiter Maximilian Fetzer sagte zu, die entsprechende Regelung der Gemeindeordnung zu einem späteren Zeitpunkt schriftlich an alle Gemeinderäte zu versenden. Da der Antrag von Holzherr-Tausendfreund Unterstützung von anderen Ratsmitgliedern erhielt, war dies für die fortlaufende Sitzung unproblematisch.

Auch weitere Räte plädieren für höhere Gästeabgabe

Markus Waibel (FWV) sprach sich ebenfalls für eine Erhöhung der Kurtaxe auf 4,80 Euro aus. „Es kann nicht sein, dass alles bei der Allgemeinheit hängen bleibt“, befand auch er. Er erinnerte auch an die Oktobersitzung 2024. „Wenn wir letztes Mal erhöht hätten, hätten wir über einen Austritt nicht reden müssen“, sagte Waibel. Boris Mattes (SPD) führte weitergehend aus, dass damals erst eine Sitzung zuvor die Haushaltssperre aufgehoben worden war. „Ohne eine Erhöhung der Kurtaxe konnte dem Verbleib in der EBC nicht zugestimmt werden“, sagt er.

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Mit Blick auf den Kostendeckungsgrad stellte auch er einen Antrag auf Abstimmung über 4,80 oder 4,50 Euro. Zu Bedenken einiger Ratskollegen, dass Meersburg dann wieder die höchste Kurtaxe der Region hätte, meinte er: „Andere Gemeinden werden sukzessive nachziehen.“ Christian Herter (Umbo) und Nils Schweikhardt (SPD) hatten Bedenken gegen eine solche Erhöhung und wollten dem Verwaltungsvorschlag von 4,30 Euro folgen.

Rabatt bei Übernachtungen in Riedetsweiler

Georg Dreher (CDU) wehrte sich dagegen, dass die Gäste in Riedetsweiler dieselbe Kurtaxe zahlen müssten wie in der Kernstadt. Da der Ortsteil nicht an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen sei, würden die Gäste von der EBC nicht unmittelbar profitieren. Außerdem gab er zu bedenken, dass der Rückgang der Übernachtungszahlen auch auf den Rückgang der Ferienwohnung zurückzuführen sei. Allein in Riedetsweiler gebe es sieben Ferienwohnungen weniger. „Wenn wir jede Ferienwohnung ablehnen, ist es klar, dass die Übernachtungszahlen rückläufig sind“, mahnte er.

Der Gemeinderat beschloss auf Vorschlag von Bürgermeister Robert Scherer, zukünftig für Gäste in Riedetsweiler die Kurtaxe zu ermäßigen, analog zu den Sätzen in den Ortsteilen Baitenhausen und Schiggendorf. Nachdem eine Erhöhung auf 4,80 Euro wegen eines Stimmenpatts abgelehnt wurde, wurde mehrheitlich eine Kurtaxe von 4,50 Euro beschlossen. Dem Wiederbeitritt zur EBC stimmten die Gemeinderäte bei einer Enthaltung ebenfalls zu.