Weinfeste hatten in Überlingen schon früher eine große Tradition. Daran erinnerte Jürgen Jankowiak, Geschäftsführer der Überlingen Marketing und Tourismus GmbH (ÜMT), im Gespräch mit Veranstalter Björn Brüggemann beim Auftakt des ersten Weinwiesenabends im Uferpark. Daran könne das Event durchaus anknüpfen, das im Vorjahr seine erfolgreiche Premiere hatte. Der verspätete Eröffnungsabend ließ auch schnell vergessen, dass der bereits für Donnerstag vorgesehene Start ins Wasser gefallen war.

Sie freuen sich, die Weinfesttradition in Überlingen wieder aufleben zu lassen: Veranstalter Björn Brüggemann und seine Partner Jürgen ...
Sie freuen sich, die Weinfesttradition in Überlingen wieder aufleben zu lassen: Veranstalter Björn Brüggemann und seine Partner Jürgen Jankowiak und Nicole Stegmann von der Überlingen Marketing und Tourismus (von links). | Bild: Hanspeter Walter

Zwar fehlten auf der Bühne aufgrund der Verschiebung die Repräsentanten der Weingüter Aufricht und Kress. Doch deren feine Gewächse gehörten zu den sechs an Größe und Vielfalt ganz unterschiedlichen Erzeugern vom See, die ihre Weine ausschenkten. So standen die Besucher vor der Qual der Wahl. Einmal mehr, als eine breite Auswahl an Rebsorten und Ausbauarten bereitstanden. Vom Auxerrois, dem gelben Burgunder, über den Grauburgunder bis zum Sauvignon gris, einer neuen, besonders pilzwiderstandsfähigen Sorte.

Müller-Thurgau seit 100 Jahren heimisch

Einer durfte in seinem Jubiläumsjahr nicht fehlen: Der Müller-Thurgau, der vor hundert Jahren am Bodensee heimisch wurde. Darauf wies Stephan Düringer vom Spitalweingut Konstanz ausdrücklich hin und warb für die beliebte Rebsorte, die in trockener und feinherber Variante ausgeschenkt wurde. Fabian Dimmeler repräsentierte mit dem Winzerverein Hagnau den größten Erzeuger am See, der zugleich einer der traditionsreichsten ist und als älteste, bereits 1881 gegründete Genossenschaft auf Pfarrer Heinrich Hansjakob zurückgeht.

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Oliver Rau von der Weinkauff Getränkehandelsgesellschaft vertrat die Schlosskellerei Bodman, auf deren Gelände, dem „Königsweingarten“, schließlich der Burgunderwein am Bodensee im Jahr 884 erstmals Wurzeln geschlagen haben soll – als Mitbringsel von König Karl dem Dicken. „So die Sage“, wie es Rau freimütig betonte.

Staatsweingut Meersburg schließt Lücke

Erstmals mit dabei war das Staatsweingut Meersburg, das gerne und schnell die Lücke geschlossen hatte, die das Weingut Markgraf von Baden hinterlassen hatte. „Wir sind froh, dass wir dieses Jahr das erste Mal dabei sein dürfen“, sagte Direktor Jürgen Dietrich. Mit dem Spitalweingut Konstanz vertrete das Staatsweingut die „Traditionsweingüter am See“. Die eigene Geschichte reiche bis ins Jahr 1210 zurück, als die Reben allerdings noch den Konstanzer Fürstbischöfen unterstellt gewesen seien. Heute sei das Staatsweingut „im besten Sinne des Wortes ein volkseigener Betrieb“, sagte Dietrich: „Wenn Sie Bürger Baden-Württembergs sind, dann sind Sie im Grunde Shareholder des Weinguts.“ Wer von diesen den Wein genieße, trinke quasi Wein vom eigenen Weingut.

„Wir freuen uns, dass wir bei der Überlinger Weinwiese zum erstenmal dabei sein können“, sagte Jürgen Dietrich, Direktor des ...
„Wir freuen uns, dass wir bei der Überlinger Weinwiese zum erstenmal dabei sein können“, sagte Jürgen Dietrich, Direktor des Staatsweinguts Meersburg (Zweiter von links). Mit ihm auf der Bühne waren (von links): Oliver Rau (Schlosskelerei Bodman), Stephan Düringer (Spitalkellerei Konstanz) und Fabian Dimmeler (Winzerverein Hagnau). | Bild: Hanspeter Walter

Die Bänke füllten sich bereits am Freitagabend schnell und der Musikverein Nesselwangen trug nach Kräften zur guten Laune der Weinwiesenbesucher bei. Dazu trug auch eine launige Moderation bei. „Wir waren froh, dass die Nesselwanger Kapelle auch am Freitagabend Zeit hatte“, zeigte sich Björn Brüggemann nach der Verschiebung des Eröffnungsabends erleichtert. Die Instrumentalisten legten sich ins Zeug, solange sie ihre Noten in der hereinbrechenden Dämmerung noch erkennen konnten. Doch an Musik sollte es auch anschließend nicht fehlen und DJ TeeCee eröffnete den Dancefloor vor der Bühne.

Auch zahlreiche jüngere Besucher genossen das Flair und den Wein. Wie dieses frohgemute Quartett aus Frickingen, Hagnau und Überlingen.
Auch zahlreiche jüngere Besucher genossen das Flair und den Wein. Wie dieses frohgemute Quartett aus Frickingen, Hagnau und Überlingen. | Bild: Hanspeter Walter

Für einen besonderen Höhepunkt und Begeisterung beim Publikum sorgte kurz nach 22 Uhr das „Wasserfeuerwerk“ von „H2Oooh“, das der Veranstalter als Überraschung angekündigt hatte. Mit den Molassefelswänden im Hintergrund präsentierten Sandro und Kinga Stehle aus Friedrichshafen ein sprühendes Spektakel aus Farben und Fontänen, die choreographisch auf die Rhythmen der begleitenden Musik abgestimmt waren. Eine gute Viertelstunde dauerte diese Inszenierung in mehreren Akten, die die Zuschauer begeisterte.

Für eine farbenprächtige Überraschung, die zur begleitenden Musik choreographiert war, sorgten Sandro und Kinga Stehle aus ...
Für eine farbenprächtige Überraschung, die zur begleitenden Musik choreographiert war, sorgten Sandro und Kinga Stehle aus Friedrichshafen mit ihrem „Wasserfeuerwerk“. | Bild: Hanspeter Walter

Wobei Sandro Stehle der nachhaltige Ansatz des Spektakels ganz wichtig ist. „Wir verwenden für die Fontänen lediglich 500 Liter Wasser, die wieder aufgefangen werden und dann erneut zum Einsatz kommen.“ Die Zuschauer waren begeistert und dankten es den Fontänenkünstlern mit dem „Ooooh“, das diese selbst im Namen führen. Einen schönen Sonnenuntergang hatten die Besucher der Weinwiese zu diesem Zeitpunkt schon genossen und sich mit ihrem Weinglas teilweise am Wasser niedergelassen.

Nach der Absage am Donnerstag erlebten die Besucher am Freitag und Samstag stimmungsvolle Sonnenuntergänge.
Nach der Absage am Donnerstag erlebten die Besucher am Freitag und Samstag stimmungsvolle Sonnenuntergänge. | Bild: Hanspeter Walter

Noch sonniger wurden die nächsten beiden Tage. Entsprechend gut gelaunt waren die Gäste. „Am Samstagabend hatten wir eine tolle Stimmung“, freute sich Veranstalter Brüggemann. Ein anderes großes Lob wollte er dem Publikum nach den ersten beiden Tagen auch noch aussprechen: „Wir mussten fast keinen Müll wegräumen.“