Keine Schranke bei der Ein- oder Ausfahrt, dafür jede Menge Hinweisschilder, wie das mit dem Bezahlen läuft. In der Praxis zeigt sich: Das Parken am Klinikum in der Parkgarage oder auf dem Parkplatz überfordert so manchen Nutzer, obwohl es das schrankenlose System den Autofahrern laut Betreiber leicht und einfach machen will. Doch das funktioniert offenbar nicht richtig. Immer wieder scheitern Kunden, obwohl sie gewillt sind, zu bezahlen.

Wer den Parkvorgang nicht korrekt abschließt und am Automaten patzt, bekommt kurze Zeit später vom Parkplatz-Betreiber eine Zahlungsaufforderung in Höhe von 54 Euro zugestellt. So erging es auch Rabia Özpolat. Sie parkte ihr Auto nur kurz auf dem Areal. Die ersten 30 Minuten sind gratis, erst danach kostet jede angefangene halbe Stunde 70 Cent, der Tageshöchstsatz liegt bei 7 Euro. Wie vorgesehen gab Rabia Özpolat am Automaten das Kennzeichen ein. Da der Parkvorgang unter 30 Minuten dauerte, erschien auf der Anzeige keine Zahlungsaufforderung.

Schilder weisen darauf hin, wie genau das Bezahlen auf dem Parkplatz und im Parkhaus des Häfler Klinikums funktioniert.
Schilder weisen darauf hin, wie genau das Bezahlen auf dem Parkplatz und im Parkhaus des Häfler Klinikums funktioniert. | Bild: Andreas Ambrosius

Bis Rabia Özpolat jedoch bei ihrem Auto in der vierten Etage angekommen war und schließlich ausfahren konnte, verstrichen ein paar Minuten. „Es war viel los, andere Autos fuhren ins Parkhaus rein und raus“, berichtet sie. „Es war nicht möglich, schnell rauszufahren.“ Insgesamt wurde so die Freiparkzeit überschritten.

Als dann ein paar Tage später der Strafzettel bei Özpolat landete, meldete sie sich beim Parkhausbetreiber, der Firma Mobility Hub Parkservice aus Grünwald bei München. Der Firma erklärte sie die Situation. Genutzt hat es nichts: Nach der Überprüfung des Falls müsse man „leider mitteilen, dass wir die Zahlungsaufforderung in diesem Fall nicht stornieren können“, hieß es vom Kundenservice.

„Höhe unangemessen“

Rabia Özpolat ärgert sich über die Haltung der Betreiberfirma und erwartet mehr Kulanz. „Als ich das Kennzeichen am Automat eingegeben habe, erschien keine Dauer der Parkzeit, sodass ich mich daran hätte orientieren können.“ Die Strafe in Höhe von 54 Euro hält sie für unangemessen und unangebracht.

Ebenfalls einen Strafzettel über 54 Euro hat Franz Reuther erhalten. „Ich habe einen Fehler bei der Eingabe am Automaten gemacht“, sagt er im Nachhinein. Es sei aus der angespannten Situation heraus entstanden, weil er einen Kundentermin hatte und schon sehr spät dran war. Ausnahmsweise war er mit einem Leihwagen unterwegs, habe aber aus Gewohnheit am Parkautomaten das Kennzeichen seines Dienstwagens eingegeben. Es sei zwar eine Fehlermeldung erschienen, das Menü erlaubt aber manuell fortzufahren. „Ich habe die Parkdauer gewählt und 2,10 Euro bezahlt“, sagt Franz Reuther. Vergebens, wie er mit Erhalt des Strafzettels dann feststellte.

Besondere Situation von Kunden

Auch in dem Fall sieht das Unternehmen keine Möglichkeit, den Strafzettel zu stornieren. Es liege ein Bedienungsfehler des Nutzers vor. Diesen Umstand gesteht Franz Reuther auch ein. „Ich war in Gedanken schon bei meinem Kundentermin und mir ging es wie vielen, die allerdings meistens aus sehr viel schwerwiegenderen Gründen als ich zum Krankenhaus fahren. Sie sind in einer emotionalen oder auch konkreten Notlage und machen deshalb einen Fehler.“

Schilder weisen darauf hin, wie genau das Bezahlen auf dem Parkplatz und im Parkhaus des Häfler Klinikums funktioniert.
Schilder weisen darauf hin, wie genau das Bezahlen auf dem Parkplatz und im Parkhaus des Häfler Klinikums funktioniert. | Bild: Andreas Ambrosius

Der Strafzettel an sich ist es auch nicht, was Franz Reuther ärgert. Es ist die Höhe. „54 Euro – das ist zweifelhaft, um nicht zu sagen unredlich“, findet er. Der Betrag sei vom Betreiber festgelegt worden, heißt es seitens der Klinik-Geschäftsführung auf SÜDKURIER-Anfrage. Der Klinikum Friedrichshafen GmbH gehören die Parkflächen, den Betrieb hat sie an die Firma Mobility Hub Parkservice vergeben.

Wie kommt es also zum Betrag von 54 Euro? Der Betrag setze sich aus verschiedenen Kostenbausteinen zusammen, antwortet das Unternehmen, „unter anderem aus Kosten für die Bearbeitung des Vorgangs, den Postversand, die Halterabfrage beim Kraftfahrtbundesamt, den Kundenservice und der Mehrwertsteuer“.

Strafzettel-Erlös geht an Firma

Und wer verdient nun wie viel am Parkbetrieb beim Klinikum? Nur ein kleiner Teil der Einnahmen aus den Gebühren fließen an die Betreiberfirma Mobility Hub Parkservice: „Der überwiegende Anteil der Parkgebühren geht an die Klinikum Friedrichshafen GmbH als Eigentümerin des Parkplatzes/Parkhauses“, teilt die Klinikleitung mit. Weitere Beträge seitens des Klinikums an den Betreiber, etwa für Service oder Investitionen, gibt es laut Klinikleitung nicht. Jedoch gehen die Einnahmen aus Strafzetteln ausschließlich an den Betreiber – die Klinik hat also nichts davon.

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Die Firma aus Grünwald bleibt auf Nachfrage zu Geschäftszahlen eher vage: Man betreibe „mehrere hundert Parkgaragen, Parkplätze und Tiefgaragen“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auf der Internet-Seite von Mobility Hub Parkservice ist von zehn Millionen erfassten Fahrzeugen pro Monat die Rede. Fragen zu Zahlen zum Beschwerdeaufkommen bleiben unbeantwortet.