Frau Katter, wir sitzen heute im Feuerwehrhaus der Kernstadt zusammen. Vor gut einem Jahr fasste der Gemeinderat den Beschluss, einen Architektenwettbewerb für den Bau eines neuen Feuerwehrhauses für die Kernstadt auszuloben. Damit wurde quasi der Startschuss für das derzeit größte Bauprojekt der Stadt gegeben. Was ist seither passiert?
Wir haben im Architektenwettbewerb mit den Architekten Schaudt aus Konstanz einen sehr guten Sieger gefunden. Ich finde es toll, dass ein Büro aus der Region das Rennen gemacht hat. Die Planungsleistungen wurden bereits an die Gewinner vergeben. Jetzt müssen noch die Fachplanungen vergeben werden. Dabei geht es um Elektrik, Statik, Heizung, Lüftung, Sanitär, Einsatztechnik und Brandschutz. Da es ein Gebäude aus Holz werden soll, wäre mein Wunsch, dass wir Hölzer aus unseren eigenen städtischen Wäldern verwenden können. Das prüfen wir im Moment noch.
Wie lange wird die Feuerwehr also noch vom alten Standort ausrücken?
Im Idealfall haben wir im kommenden Jahr die Baugenehmigung, sodass wir 2027 den ersten Spatenstich vornehmen können. Wenn es gut läuft, könnte dann der Einzug unter Umständen 2029 oder 2030 erfolgen. Wir arbeiten an diesem Thema und bleiben permanent dran.
Gibt es inzwischen schon Ideen für die zukünftige Verwendung des alten Feuerwehrhauses?
Das ist für uns im Moment noch zu weit weg. Je nach Baufortschritt werden wir uns darüber Gedanken machen. Vom Zeitpunkt des ersten Spatenstichs an wird es immer noch ein bis zwei Jahre bis zur Fertigstellung dauern. Bevor das neue Gebäude nicht fertig ist, wird die Feuerwehr sowieso noch hier bleiben, daher haben wir noch Zeit für entsprechende Überlegungen. Im Rahmen der Oberstadtsanierung wird es sicherlich ein gutes Projekt werden.

Die Stockacher Feuerwehr scheint mittlerweile fast täglich im Einsatz zu sein. Wie ist die Entwicklung der Einsatzstatistik?
Im vergangenen Jahr hatte die Stockacher Feuerwehr insgesamt 231 Einsätze. Allein 185 Einsätze davon fielen für die Abteilung Kernstadt an, die auch unsere größte Feuerwehrabteilung ist. Das Jahr davor waren es sogar mehr als 240 Einsätze. Das war ein absolutes Rekordjahr. Eine wesentliche Sache hat sich dabei in den vergangenen Jahren geändert, und das ist die Einsatzlage.
Was bedeutet das?
Es geht immer öfter um Elektroautos, Photovoltaikanlagen oder Energiespeicher. Das ist ein neues Szenario für die Feuerwehr und wir müssen davon ausgehen, dass das in Zukunft noch zunehmen wird, weil die Anlagen älter und damit anfälliger werden. Deshalb wird genau dafür intensiv geübt. Daneben wird die Feuerwehr auch immer öfter zu Einsätzen aufgrund von Extremwetter gerufen.

Die Bedeutung der Feuerwehr wird also in Zukunft noch weiter zunehmen. Ist das ehrenamtlich überhaupt noch zu stemmen, angesichts dessen, dass beispielsweise viele Vereine Schwierigkeiten haben, Menschen zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren wollen?
Wir haben eine sehr gute und engagierte Feuerwehr mit einer hervorragenden Jugendarbeit. Je nachdem, welche Statistik man betrachtet, haben wir die größte oder zweitgrößte Jugendfeuerwehr im Landkreis. Darauf sind wir anhand unserer Größe sehr stolz. Deshalb funktioniert das bei uns auch mit den ehrenamtlichen Kräften noch sehr gut, aber man muss da am Ball bleiben. Daher müssen wir nicht nur die aktiven Feuerwehrleute motivieren und ihnen etwas bieten, sondern auch der Jugend.
Andere Gemeinden haben in den vergangenen Jahren ihr hauptamtliches Personal bei der Feuerwehr aufgestockt. In Singen beispielsweise gibt es laut SÜDKURIER-Informationen derzeit 15 hauptamtlich Beschäftigte bei der Feuerwehr. Ist das auch eine Perspektive, die für Stockach in Betracht kommt?
Wir machen uns permanent Gedanken um die Zukunft der Feuerwehr. So haben wir etwa die Stelle unseres Kommandanten Uwe Hartmann auf 100 Prozent aufgestockt. Auch unsere Gerätewarte sind hauptamtlich tätig. Derzeit wird gerade ein neuer Feuerwehrbedarfsplan erstellt. Hiermit haben wir ein externes Büro beauftragt. Dabei wird auch die personelle Organisation der Feuerwehr untersucht, um zu klären, wo wir gegebenenfalls das Ehrenamt noch weiter entlasten müssen durch die Schaffung von zusätzlichen Stellen für hauptamtliches Personal.
Bis wann soll dieser Plan stehen?
Die Arbeiten daran laufen und werden sicherlich noch mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen. Ich rechne damit, dass wir im Herbst die Ergebnisse bekommen.