Mit knapper Mehrheit beschloss der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung eine Änderung des Bebauungsplans für den Bau eines höheren Hotels in der Goethestraße. Auf 14 Stimmen für das Bauprojekt stoßen zwölf Gegenstimmen sowie eine Enthaltung. Wie schon im Planungsausschuss sorgte das Bauvorhaben, vor allem aufgrund der Gebäudeerhöhung auf 18,75 Meter, für Diskussionen.

Bürgermeisterin Susen Katter eröffnete den Sitzungspunkt, indem sie darauf hinwies, dass die Hotelkette B&B eine bestimmte Höhe und Anzahl von Zimmern brauche, um wirtschaftlich zu sein. Der Vorschlag des Stadtrates Martin Bosch sei eine sogenannte Knödellinie. Diese wurde im Planungsausschuss ins Gespräch gebracht. Im Bauplan wird sie genutzt, um unterschiedliche Nutzungen eines Baugebiets voneinander abzugrenzen. Dadurch könne der vordere Teil des Hotels bei einer Höhe von 15,3 Metern bleiben. „Und wirklich nur im hinteren Bereich, den man von der Straße aus nicht sieht, sind es 18,75 Meter“, erklärte Susen Katter.

Damalige Beschlüsse sollten auch so bleiben

Als Erstes meldete sich Wolf-Dieter Karle (FWV) zu Wort. Vor einigen Jahren sorgte ein Bauprojekt auf der gegenüberliegenden Straßenseite für Diskussionen. Man habe sich auf 14 Meter geeinigt, brachte er an.

Wolf-Dieter Karle, Vorsitzender der Freien Wählervereinigung
Wolf-Dieter Karle, Vorsitzender der Freien Wählervereinigung | Bild: Dominique Hahn

Fehlendes gastronomisches Angebot

Das Hotel sei dann in etwa so hoch wie das Rathaus, so Wolf-Dieter Karle. „Ich denke, das ist im Eingangsbereich der Stadt nicht unbedingt wünschenswert.“ Er denke auch an die Nachbarn, da sich vor allem Einfamilienhäuser im Umkreis befänden. Außerdem sollten Beschlüsse, die damals gefasst wurden, ernst genommen werden.

Ein zusätzlicher Punkt für Wolf-Dieter Karle, dem Bauvorhaben nicht zuzustimmen, sei das fehlende gastronomische Angebot. Die Hotelkette B&B biete nur Frühstück an. „Ich weiß nicht, ob das für die Stadt und für die einheimische Bevölkerung ein Vorteil wäre“, sagte er. Und machte auch im Namen seiner Fraktion deutlich: „In der Summe muss ich also sagen, wir können dem Vorschlag nicht zustimmen.“

Angeregte Diskussion um Bebauungsplan

Dem stimmte später auch Stadtrat Roland Fiedler (FWV) zu. Der Bau sei aus städtebaulicher Sicht nicht nachhaltig, so der Architekt. „Und es fügt sich auch nicht ein.“

Roland Fiedler, Freie Wählervereinigung
Roland Fiedler, Freie Wählervereinigung | Bild: Fw

Auch er wolle den Bebauungsplan so lassen, wie ursprünglich entschieden wurde. „Das hat man sich damals wohlüberlegt, in unzähligen Diskussionen. Und jetzt wirft man innerhalb von fünf Minuten irgendwas um, weil ein Investor nur eins im Kopf hat, das ist ja legitim, Maximum zu produzieren.“

Zudem kritisierte er die Hotelkette B&B direkt. Sie ziele auf das günstigste Kundenklientel ab: „Jetzt bekommen wir da so eine Übernachtungsburg mit ausdruckslosem Gesicht, anonym von hinten bis vorne.“

Gastronomie und Parkplätze als Kritikpunkte

Anders sah das Jürgen Kragler (CDU): „Die Höhe finde ich nicht ganz so dramatisch, weil gegenüber auch hohe Gebäude stehen werden.“ Er schloss sich jedoch dem Kritikpunkt Gastronomie an. Zudem kritisierte er die 46 geplanten Parkplätze: „Die Gäste kommen alle mit dem Auto, deswegen gehe ich davon aus, dass diese Anzahl an Parkplätzen zu wenig ist.“

Jürgen Kragler, CDU
Jürgen Kragler, CDU | Bild: CDU

Auch für Christoph Stetter (CDU) war die Höhe kein Thema. „Man muss die Entwicklung gehen“, sagte er. „Jetzt haben wir diese Möglichkeit, jetzt haben wir diesen Standort, man kann es bauen.“

Christoph Stetter, CDU
Christoph Stetter, CDU | Bild: Dominique Hahn

Er fände es jedoch auch wünschenswert, eine Gastronomie in dem Hotel unterzubringen. Zuletzt brachte er ein Beispiel an von Unternehmern, die nach Radolfzell ausweichen mussten, weil sie in Stockach keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden hatten. Im Sinne der Wirtschaftsförderung sei er also der Meinung, die Stadt sollte sich nicht der Chance berauben, ein Hotel zu bauen.

Stockach braucht ein großes Hotel

Der Meinung, Stockach brauche ein Hotel, schloss sich Claudia Weber-Bastong (SPD) an: „Ich bin mir sicher, dass wir ein großes Hotel brauchen“, sagt sie. Es sei auch klar, dass es ein Business Hotel werde. Sie habe die Hoffnung, dass die Menschen zum Einkaufen in die Stadt gehen und eventuell Gastronomie nachfolgen könne. Dass das Hotel gut an seinen geplanten Standort passe, sah auch Martin Bosch (CDU) so.

Claudia Weber-Bastong, SPD
Claudia Weber-Bastong, SPD | Bild: SPD

Bürgermeisterin plädiert für den Bau

„Ja, man kann es unterschiedlich bewerten“, sagte Susen Katter abschließend. Die angebrachten Argumente seien verständlich. Sie selbst befürworte aber den Bau. „Es geht nicht darum, dass man die Entscheidung von damals verkennt, sondern städtebauliche Entwicklung ist immer dynamisch“, sagte sie. Man müsse mit der Zeit gehen und nicht auf alten Entscheidungen beharren.

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Der Kritikpunkt der Höhe sei nachvollziehbar. Deshalb habe man im Planungsausschuss die Knödellinie aufgenommen, sodass der vordere Bereich in Richtung Straße auf eine Höhe 15,30 Meter beschränkt sei. „Dann ergibt sich ein Ganzes und das fügt sich auch ein“, so die Bürgermeisterin.

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Zum Thema Gastronomie sagte sie, dass es auch neue Hotelkonzepte ohne Restaurant gebe. Zwar sei nachvollziehbar, dass sich Stockacher mehr Gastronomie wünschen würden. „Aber genauso ist es nachvollziehbar, dass auch Hotelketten die Wirtschaftlichkeit durchrechnen.“

Sie sehe eine Wirtschaftsförderung. Nicht nur für Unternehmer, auch für Familien stünden Zimmer zur Verfügung. „Wir sind in der Nähe des Bodensees, und es ist immer noch eine günstige Alternative für Familien.“

Hotelkette sucht schon nach einem Betreiber

Auf Nachfrage des SÜDKURIER erklärte eine Sprecherin der Hotelkette B&B, dass großes Interesse an dem Standort in Stockach bestehe. Bereits im Dezember 2024 sei ein Mietvertrag für das geplante B&B Hotel abgeschlossen worden.

„Die aktuellen Planungen sehen 100 bis 105 Zimmer vor“, so die Sprecherin. Aktuell sei das Unternehmen sogar schon auf der Suche nach einem möglichen Betreiber.