Wird die Feuerwehr gerufen, dann ist vor allem Schnelligkeit gefragt – hier zählt oftmals jede Sekunde. Doch an anderer Stelle geht es leider weniger schnell voran, man könnte sogar sagen überaus langsam: die Beschaffung der Fahrzeuge ist ein langwieriges Thema. So wurde zum Beispiel bei der Feuerwehr Aach Ende 2024 die Beschaffung eines neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs beschlossen, mit einer Auslieferung rechnete man damals aber erst im vierten Quartal 2025 oder im ersten Quartal 2026. Und für ein neues Löschfahrzeug für Rielasingen-Worblingen wird von 22 Monaten Lieferzeit ausgegangen.
Von der Projektplanung, über die Ausschreibung, bis der Auftrag dem ausgewählten Hersteller vorliegt, braucht es viele administrative Schritte. Markus Fischer, Leiter der Feuerwehr Engen, spricht in diesem Zusammenhang von „einem langen, mit viel Vorarbeit verbundenem Prozess.“ Allein dieser könne schon mehrere Monate dauern.
Bei der sogenannten Ausschreibung werden Unternehmen öffentlich dazu aufgerufen, dem Auftraggeber Angebote zu seinem gewünschten Fahrzeug zu machen. Die Suche nach dem richtigen Hersteller kann, je nach Kosten, auf nationaler Ebene oder EU-weit erfolgen. Ein von der Europäischen Kommission festgelegter Schwellenwert entscheidet dabei über die Weitläufigkeit der Ausschreibung. Am Ende sucht die Feuerwehr immer nach „dem wirtschaftlichsten Angebot der Hersteller“, erklärt Kommandant Mario Dutzi, Leiter der Feuerwehr Singen. Doch wenn der Hersteller final ausgewählt ist und der Auftrag vorliegt, dann beginnt das eigentliche Warten.

Die Lieferdauern für die verschiedenen Fahrzeugtypen variieren stark. Es kann je nach Typ sogar über drei Jahre dauern, bis das Auto bei der Feuerwehr ankommt, so Dutzi. Die Gründe dafür sind vielfältig: Dutzi erklärt, dass die Fertigung eines bloßen Fahrzeuggestells früher ungefähr vier bis sechs Monate gedauert habe. Aktuell beanspruche dieser Prozess fast doppelt so viel Zeit.
Er betont zwar, dass die Fertigungsdauern zwar langsam wieder sinken würden, aber die Zeitspanne dennoch nicht vergleichbar mit früher sei. Und mit dem Fahrzeuggestell ist es noch nicht getan, denn nach dessen Fertigstellung müssten noch viele weitere Monate für den entsprechenden Ausbau und die Beladung des Autos eingeplant werden.
Verantwortlich für diese großen Zeitspannen seien unter anderem unterbrochene Lieferketten. Spezifische Teile konnten gerade während der Corona-Pandemie, aber auch aufgrund des Ukraine-Kriegs nicht geliefert werden. Die Autos müssten vor Auslieferung komplett fertig gestellt sein und es dürfe auch kein kleines weniger relevantes Teil mehr fehlen, erläutert Markus Fischer. So sorge in einigen Fällen ein solches kleines fehlendes Stück für große Wartezeiten.
So könnte die Beschaffung schneller gehen
Das Land Baden-Württemberg hat nun die Hoffnung, so manche bürokratische Hürde zu beseitigen und die Kosten für die Beschaffung neuer Fahrzeuge senken zu können. Deshalb führt es für das Jahr 2025 erstmals Zentralbeschaffungen ein. Diese laufen wie folgt ab: Das Land nimmt den Gemeinden die Aufgabe der Ausschreibung und Herstellerauswahl ab. Dabei hat jede Gemeinde die Möglichkeit, an der Ausschreibung des Landes für ein bestimmtes Fahrzeuge teilzunehmen. Entscheidet sich diese dafür, beschafft das Land das Auto für die Städte und Gemeinden.
So kann eine deutlich größere Summe an Fahrzeugen beim Hersteller in Auftrag gegeben werden. Infolgedessen soll also nicht nur in Sachen bürokratischer Aufwand für die Gemeinden, sondern auch in finanzieller Hinsicht abgespeckt werden.

Der Abteilungskommandant der Gottmadinger Feuerwehr, Stefan Kienzler, sieht in dieser Lösung einen hilfreichen Ansatz und hält es für „den richtigen Weg für die Zukunft“.
Auch Markus Fischer hält die Grundidee für sinnvoll, beschreibt aber ebenso potentielle Herausforderungen. Denn über die Zentralbeschaffungen könnten nur Normfahrzeuge bezogen werden. Oder mit anderen Worten: Es gibt keine individuellen Wünsche. Das könne laut Fischer vor allem für kleinere Kommunen ein Problem darstellen. Diese verfügten gegebenenfalls nur über sehr wenige Fahrzeuge und seien so darauf angewiesen, sie aufwendiger ausstatten zu müssen.
E-Mobilität bei der Feuerwehr?
Die Feuerwehr ist aber nicht nur auf bürokratischer Ebene Veränderungen ausgesetzt. Auch hinsichtlich zukunftsorientierter Ideen beginnt derzeit ein Wandel: erste Schritte hin zur E-Mobilität.
Doch trotz Ansätzen in diese Richtung bleiben Schwierigkeiten. Hier in der Region gibt es noch keine Feuerwehr-Elektrofahrzeuge – Stefan Kienzler stellt klar, dass die Fahrzeuge in diesem Bereich natürlich sehr teuer seien. Und das bei ohnehin schon enorm hohen Kosten im Fahrzeugbereich der Feuerwehr. In Rielasingen-Worblingen muss ein neues Löschfahrzeug nun für rund 640.000 Euro gekauft werden. Außerdem müsse es immer eine Absicherung für Notsituationen geben, damit es auf keinen Fall zu Ausfällen kommen könne.
Ein erster Vorreiter, der sich dem Thema E-Autos widmet, ist die Feuerwehr Berlin. Bereits im Jahr 2021 begannen sie im Rahmen des Projekts „eLHF“ mit dem Testen eines E-Fahrzeugs. Auch die Feuerwehr Hamburg entwickelt sich im Bereich E-Mobilität weiter. Auf ihrer Webseite verkündet sie Anfang des Jahres, lange geplante Vorhaben im Bezug auf Elektrofahrzeuge 2025 endlich umsetzen zu können.