Lioba Knapp bezeichnet sich als Arlenerin durch und durch: Sie liebt ihr Dorf und ist stolz darauf, in Arlen zu leben. Und sie ist bereit, Einsatz zu zeigen, um die Heimat zu erhalten. Beispielsweise als es darum gegangen ist, das historische Gasthaus Gems zu erhalten. Heute ist der darin beheimatete Kulturpunkt Arlen nicht mehr aus dem Ort wegzudenken.
Es sei ein blühendes, umtriebiges Dorf gewesen, diese kleine Hegaugemeinde. „Wenn man sich mal anschaut, wieviel Geschäfte und Handwerksbetriebe es vor ungefähr 50 Jahren noch gab. Insgesamt waren es 45 Stück!“, staunt Lioba Knapp beim Blick in die Vergangenheit. Es habe allein schon drei Bäckereien, drei Metzger, drei Friseure und drei Gärtnereien gegeben. „Eine davon hat sogar Südfrüchte verkauft“, so Knapp. Des Weiteren gab es drei Schreiner, drei Maler, drei Elektriker, vier Schuhmacher und vier Einkaufsläden im Dorf. Außerdem zwei Schneider, einen Bildhauer, Sattler, Küfer, Maurer, einen Gabelmacher und eine Weißnäherin, die die Nachtwäsche für die Arlener anfertigte.
„Der Holzsäger kam zu den Leuten zum Holz machen und bei Gesundheitsproblemen waren ein Arzt, ein Zahnarzt und die Apotheke zur Stelle“, zählt Lioba Knapp auf. Milchprodukte gab es im Milchladen, Mehl kam aus der eigenen Mühle, in der Trotte wurde Wein vom Arlener Rebberg gepresst und besonders zu erwähnen wäre noch, so Knapp, die Arlener Weinhandlung Honold. Treffpunkte waren die Gasthäuser Gems, Linde, das Rössle und das Café Jäger, in dem heute die Bäckerei Schlegel untergebracht ist.
Spinnweberei war wichtiger Arbeitgeber
Wie in den anderen zwei Ortsteilen sind auch hier die Landwirtschaftsbetriebe größtenteils aus dem Ort verschwunden. Von einst 13 Landwirten sind nur noch vier übrig geblieben. „Drei große Betriebe boten der Bevölkerung Arbeitsplätze, nämlich die Pflugfabrik Knecht, die Firma Kohlberg Heizungselemente und natürlich die große ten-Brinksche Baumwoll Spinn- und Weberei„, berichtet Knapp. Und die erste Sauna weit und breit entstand im Oberdorf bei Familie Heyna.

„Den Arlenern ging‘s gut, was man auch an dem aktiven Vereinsleben erkennt“, kann Knapp viel aus alten Zeiten erzählen. Man traf sich im Turnverein, Radfahrverein, beim Fußball der SG Arlen, im Schachclub, Zegoclub, Skatclub, Kegelclub oder Narrenverein Katzdorf, sang im Kirchenchor oder im Sängerquartett. Man machte Musik im Instrumental-Verein, im Fanfarenzug, bei der Tanzkapelle Alex Beck oder im Musikverein.
Regelmäßige Veranstaltungen in der Gems
„Viele der Vereine hatten auch damals schon ihre regelmäßigen Veranstaltungen, wie zum Beispiel das Turnfest auf dem Turnplatz am Friedhof, der Radfahrkorso, die Gartenfeste und das Weihnachtstheater der Fußballer im Gems-Saal“, so Knapp.
Zwischen Weihnachten und Fasnacht fand an jedem Samstag eine Tanz- beziehungsweise Fasnachtsveranstaltung statt. Dabei gab‘s im Gems-Saal Programm und Tanz, im Keller war die Bar und auf dem Heimweg kehrte man noch bis in die frühen Morgenstunden ins Cafe Jäger ein, „oder verschwand zum Schmusen im ‚süßen Winkel‘“, schmunzelt Lioba Knapp bei den Erinnerungen an vergangene Zeiten. Ein Auto habe damals keiner gebraucht, denn alles, was das Herz begehrte, gab es im Dorf.
Bald Gemeindefest im Ten-Brink-Park
Lioba Knapp mit ihrem großen Herzen für ihr Heimatdorf hat mit Mann, Töchtern Bernadette und Ursula und Susanne Kalopek ein Büchlein herausgebracht über „Arlen, wie‘s früher war“. Wer Interesse an der liebevoll illustrierten Chronik hat, kann sie am Samstag, 2. August, zum Gemeindefest im Ten-Brink-Park in Rielasingen erwerben.