Zum Bodensee-Rekord von 2,43 Meter und 70 Kilogramm fehlt zwar noch einiges – doch der Wels, den ein Konstanzer Hobbyangler am späten Sonntagabend aus dem Wasser zog, hat mit seinen 1,89 Metern und 30 Kilogramm schon stattliche Ausmaße.
Einige Menschen, die zufällig am Staader Hafen vorbeikommen, zücken ihre Handys, machen Fotos und Videos von dem massiven Tier. Hier und da wird spontan der Entschluss gefasst, nicht mehr im See baden gehen zu wollen.
Welse angeln im Bodensee: Was erlaubt ist und was nicht
Das Rekord-Exemplar, das ein Österreicher vor einigen Jahren aus dem Bodensee angelte, ist heute präpariert im Fischereimuseum Langenargen zu bestaunen. Den aktuellen Wels hat Denis Skorput nach eigenen Angaben am Wochenende aus dem See gefischt. Der Wels sei in der Zwischenzeit zu Frikadellen verarbeitet und von der Familie verspeist worden.
Im eigenen Fischrestaurant mit Fischverkauf in Konstanz-Staad darf er ihn nicht verwerten, das verbietet das Fischereigesetz. Lediglich Berufsfischer sind dazu befugt. In Baden-Württemberg dürfen Hobbyangler aber gefangene Fische zum eigenen Verzehr verwerten.
Das Landesfischereigesetz und die Tierschutzbestimmungen erlauben die Verwertung legal gefangener Fische, sofern dies im Einklang mit den tierschutzrechtlichen Bestimmungen geschieht. Das bedeutet, dass die Fische waidgerecht, also schonend und unter Beachtung der Schonzeiten und Mindestmaße, gefangen und getötet werden müssen. In Baden-Württemberg gibt es für Welse weder Schonzeit noch Mindestmaß.
Simon Wachter vom Angelsportverein Konstanz bezeichnet den Wels „als Gewinner der Klimakrise. Er mag wärmere Gewässer und vermehrt sich auch im Bodensee“. Er sieht im Fang des fast Zwei-Meter-Welses kein Problem: „Als Sportangler darf man natürlich einen Wels aus dem See holen und ihn privat verwerten.“

Laut Thomas Lang, ebenfalls Mitglied im Angelsportverein, besteht ebenfalls kein Problem, „so lange man in den Gewässern fischt, wofür man auch einen Schein besitzt. Mit einem Sachkundenachweis oder einem Fischereischein kann man diese Erlaubnis zum Beispiel für die Schweiz problemlos zusätzlich erhalten“. Im Gegenzug könnten auch Schweizer mit Schein auf deutscher Seite angeln, „wenn sie sich die zusätzlich Genehmigung geholt haben“.
15 Minuten hat es laut Hobbyangler Denis Skorput gedauert, ehe der Fisch nach dem Anbeißen an Bord war. Er ließ mit seiner Rute zwei Einzelhaken und Tauwurmbündel auf Grund. „An einem Haken waren ungefähr 15 Würmer drauf, die man in der Stadt kaufen kann.“ Durch die große Wurmanzahl entsteht ein richtiges Wurmbündel, das die Welse anlockt.
Nach rund einer halben Stunde habe die Spitze der Rute vibriert, „da wusste ich, dass ein Wels mit seinen Fühlern den Köder abtastet. Nach ein, zwei Minuten hat der Fisch gebissen. Ich habe 20 Sekunden gewartet und dann angeschlagen“.
Sind die Welse im Bodensee gefährlich für den Menschen?
Nachdem am bayerischen Brombachsee zwei Welse Menschen gebissen haben sollten, stellt sich die Frage am Bodensee: Sind auch die Tiere hier gefährlich für Badegäste? Sorgen muss sich keiner machen, sagte Bodenseefischer Christoph Keller vor wenigen Wochen dem SÜDKURIER.
„Welse sind scheu. Einfach weiterschwimmen, da passiert gar nichts.“ Auch eine Sprecherin des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz stellt klar: „Grundsätzlich ist dieses Verhalten für Welse untypisch.“
Berufsfischer Urs Riebel von der Insel Reichenau sagt: „Welse attackieren in den seltensten Fällen den Menschen. Das kommt, wenn überhaupt, nur zur Laichzeit vor, weil sie ihren Laichplatz beschützen.“ Sie seien aber überall anzutreffen – im Tiefwasser und im Flachwasser in Landnähe. Sein Rat an Schwimmer: „Falls Sie einem Wels im Wasser begegnen: ruhig bleiben, Panik im Wasser ist immer schlecht. Auf jeden Fall Wegeschwimmen und den Platz großräumig meiden.“
Die Attacken seien auf den Schutzinstinkt der Welse zurückzuführen, die ihre Laichnester bewachen. Welse sind normalerweise keine Gefahr für Menschen, können aber während der Laichzeit im Mai und Juni angriffslustiger werden, wenn sie sich von Badenden gestört fühlen.