Weg durchs Gelände erzwingen? Das ist abwegig
Rolf Eichler aus Konstanz meint: „Seit vielen Jahren gehe ich täglich am Büdingen-Park vorbei und erfreue mich nun an seinem neuen Gesicht. Eine architektonische Leistung, einem solch riesigen Baukörper durch Gliederung der Fassade und ihrer Holzbewehrung die Massivität zu nehmen. Das Gebäude steht fast unauffällig im Hintergrund einer gepflegten Parkanlage. Wie anders nimmt sich das aus als jene Bauklötzchen-Architektur an der Laube oder bei der HTWG. Der Zaun ist wahrlich recht hoch geraten, passt aber so zum Eindruck, den die Gesamtanlage signalisiert: Wir sind etwas Besonderes! Ich finde, das kann man aushalten, auch weil es ästhetisch stimmig ist. ‚Man muss auch gönne könne‘, sagt man in Köln, warum nicht auch in Konstanz? Für unsereins einen Gehweg auf diesem Gelände erzwingen zu wollen, finde ich abwegig. Wer soll sich in diesem abgehobenen, leicht sterilen Ambiente wohl fühlen, außer ein paar Trotzköpfen? Genießen wir doch unter anderem den langen Seeuferweg, dessen Durchsetzung eine Meisterleistung der Stadtoberen war.“
Besonders dreist ist das unerlaubte Einzäunen
Der Konstanzer Johannes Mayer schreibt: „Es geht zum einen darum, Rechte nicht einfach aufzugeben. Möglicherweise braucht man den Weg sehr wohl in der Zukunft, weil bisherige Zugangswege zur Seestraße fehlen werden. Es geht aber auch darum, dass erneut wieder eine Vereinbarung nicht eingehalten wird. Das Hotel durfte trotz anderslautendem ursprünglichem Bebauungsplan erheblich größer gebaut werden. Besonders dreist ist das unerlaubte Einzäunen für die Gated-Hotel-Community. Hier geht es auch um sicherheitsrelevante Themen. Sollten angrenzende Gebäude zum Beispiel in einem Brandfall in Richtung Büdingen-Areal verlassen werden müssen, können die dortigen Anwohner nicht über oder durch eine eigentlich vorgeschrieben Hecke sich vom brennenden Gebäude entfernen, sondern müssen über mehrere Hundert Meter nahe am Gebäude eingezäunt entlanglaufen (Betrifft die Gebäude an der Mainaustraße 8-26). Auch die Fristen, wann ein nicht genutztes Hotel zur reinen Liebhaberei wird, würden sicher einige interessieren, und wie das das Finanzamt in diesem konkreten Fall handhaben wird? Nach drei Jahren ohne Profit (wie bei Normalsterblichen?) oder nach einer gänzlich anderen Frist?“
Diese peinliche Neiddebatte passt nicht zu Konstanz
Christel Thorbecke ärgert das Vorgehen. Die Konstanzerin erklärt: „Da gibt es eine schwer verschuldete Stadt Konstanz, die jeden Cent umdrehen muss, um sich nicht noch schlimmer zu verschulden. Inzwischen wissen wir, dass uns Kürzungen im Sozial- und Kulturbereich sehr hart treffen werden. Die Parole heißt daher, jede Ausgabe genau bedenken, wem und welchen Nutzen sie uns in Konstanz bringen soll. Was um Himmels willen könnte also einen Fußgänger oder eine Fußgängerin dazu bewegen, einen schmalen, vielleicht sogar eingezäunten Weg durch einen sonst unzugänglichen Park im Marschschritt ohne Halt und in vorgeschriebenen Tageszeiten zu benutzen? Und auch noch um ausgerechnet von der Mainaustraße, einer verkehrsreichen Autostraße, flugs in die Seestraße zu gelangen? Eine völlig absurde Idee. Abgesehen davon, dass es solche Verbindungen auch schon immer gibt. Und wer um Himmels willen will denn überhaupt einen solchen Weg benutzen? Wo doch dieses Juwel Seestraße direkt am schönen See entlang sehr viel mehr Möglichkeiten bietet? Hier können alle promenieren und tun und lassen, was sie wollen: auf Wiesen lagern, allein oder zusammen auf einer der zahlreichen Bänke sitzen, den See und die Schiffe betrachten, schwatzen, Freunde treffen, lesen ... und last but not least zu Fuß oder auf dem Rad gefahrlos über die Rheinbrücke in die Altstadt gelangen. Es ist, mit Verlaub, eine ungeheuerliche Unbesonnenheit, die Finanzierung einer solchen Null-Nummer auch nur in Betracht zu ziehen. Wir brauchen diesen Weg nicht. Nicht einmal, wenn wir ihn geschenkt bekämen. Hier geht es doch nur um eine Diskussion von vorgestern: Die Nutzung und Gestaltung dieses Parkes – den die die Stadt vor zwanzig Jahren sehr preiswert hätte erwerben können – ist ein für alle Mal abgeschlossen. Dazu kommt noch, dass die Argumentation für eine Wegenutzung teilweise in eine peinliche Neiddebatte ohne Niveau mündet. Das passt nicht zu Konstanz.“
Steuergeld ausgeben? Das halte ich nicht für sinnvoll
Doch es gibt weitere Meinungen in Konstanz. Im Leserbrief von Monika Paefgen-Richter heißt es: „Der Büdingen-Park ist nun ein richtiger Park durch den neuen Eigentümer geworden und ähnelt durch seine Geschlossenheit dem Hyde-Park in London. Dass hier ein Trampelweg für Anlieger vom Konstanzer Steuergeld bezahlt werden muss, sehe ich nicht für sinnvoll. 40 Jahre oder länger war hier ein niedriger Zaun gestanden, mit Betreten-Verbotsschildern, und kein Bevölkerungswunsch nach Durchqueren des Geländes wurde durch die Presse verkündet. Oder habe ich da etwas übersehen? Jetzt zumindest ist ein Halbjuwel von Seegrundstück an der beliebten Konstanzer Seemeile entstanden. Herzlichen Glückwunsch.“
Bisher hat den Weg durch den Park niemand vermisst
Ähnlich sieht es Elke Ziegler aus Konstanz. Sie schreibt: „Für diesen Weg durch das Grundstück des Buff-Medical-Resorts wird mit Vehemenz gekämpft und es scheint für einige Leute ja wirklich ein dringendes Bedürfnis danach zu geben. Der Sinn des Ganzen erschließt sich mir allerdings nicht. Wollen eine Handvoll Leute ihren Spaß daran haben, reichen Leuten beim Baden im Außenpool zuzuschauen? Für die Öffentlichkeit braucht es den Weg jedenfalls nicht und – bis auf ein paar wenige – hat ihn bisher niemand vermisst. Selbst wenn die Stadt Konstanz überflüssige Budgets in ihrem Haushalt finden sollte, die sie an keiner anderen Stelle sinnvoll ausgeben kann: Fakt ist, dass es nur wenige Meter links und rechts des Grundstücks zwei Straßen beziehungsweise Wege gibt, die die gewünschte Verbindung zur Mainaustraße herstellen. Sollte dieser Weg gebaut werden, kann sich die Stadt Konstanz direkt für einen Eintrag im Schwarzbuch über die Verschwendung von Steuergeldern anmelden.“
Prinzipienreiterei oder Wut, dass es keinen Bürgerpark gibt?
Im Leserbrief der Konstanzerin Renate Schwalb heißt es: „Man reibt sich die Augen. Gerade noch las man im SÜDKURIER, dass die Stadt jeden Cent umdrehen müsse und den für nicht unter die Daseinsfürsorge fallende Projekte zweimal. Ein öffentlicher Weg, den es im Büdingen-Park noch nie gab, scheint nun plötzlich für die Daseinsfürsorge der Konstanzer Spaziergänger relevant. Wer will denn immer nur am See entlangspazieren – eine Zumutung! Und schlimmer noch, den Gehweg an der Glärnischstraße benutzen, um zur Mainaustraße zu kommen – das geht schon gar nicht. Oder steckt hinter den Forderungen des Vereins Bürgerpark Büdingen einfach die Lust, dem Herrn Buff ein paar weitere Nadelstiche zu verpassen und den Reichen und Schönen etwas auf die Pelle zu rücken? Oder ist es einfach Prinzipienreiterei oder die Wut, dass es einen Bürgerpark sowieso nie gegeben hätte – dieser Zug war längst abgefahren. Woher das Geld nehmen? Ganz einfach: Da gibt es noch die Kultur, die längst nicht so wichtig für die Gesellschaft ist wie dieser Weg! Da kann man doch noch ein bisschen mehr sparen oder Theater und Philharmonie gleich abschaffen – die Reichen, die das Buff-Medical-Resort bevölkern, könnten ja von diesen subventionierten Einrichtungen profitieren. Auf jeden Fall hoffe ich auf die Vernunft der Räte, den Bau dieses unnötigen Weges abzulehnen.“
Wenn das mein Haus wäre, würde ich genauso verfahren
Andreas Kaltenbach aus Konstanz kann den Investor verstehen. Er meint: „Wenn die Verwaltung endlich weiß, was sie will, kann man sich wenigstens darauf einstellen. Das gilt auch für den Investor. Man hat den Park zur Bebauung an ihn verkauft und zeitversetzt alle Vorhaben mit den nötigen Änderungen genehmigt. Nun steht da ein Wellness- und Gesundheits-Hotel, was manche zu wundern scheint. Seit Jahren versucht ein Verein, gegen Beschlüsse des Gemeinderates und Entscheidungen von Gerichten vorzugehen. Der geneigte Spaziergänger sieht das gepflegte Areal und das Gebäude und freut sich, dass das alles so gelungen scheint. Oh Graus; nun hat der Investor auch noch einen Zaun drumherum gebaut (der im Übrigen auch noch zum Ambiente passt). Aber das stört nun auch schon wieder. Ich persönlich sehe das anders. Wenn das mein Haus und mein Park wäre, würde ich genauso verfahren. Andere Stellen in unserer einst so gepflegten Stadt sehen heute aus, dass einem absolut nichts mehr einfällt. Dreck und Scherben in vielen Park-Anlagen, Schmierereien an vielen Gebäuden, Brücken, Stromkästen und anderen Flächen. Diese Schmuckstücke menschlicher Gefühlswelten und geistiger Ergüsse lassen einen erschaudern. Auch ich würde meinen gepflegt errichteten Neubau und den wunderschönen Büdingen-Park bei allem Wunsch nach Öffentlichkeit nicht den Parolen der Spraydosen-Junkies zur Verfügung stellen. Letztlich ist man jahrzehntelang vor dieser Baumaßnahme auch nie durch den Park gegangen.“
Den Weg durch den Büdingen-Park finde ich überflüssig
Iris Busalt lebt ebenfalls in Konstanz. Sie schreibt in ihrem Leserbrief: „Ich verstehe, dass die Firma Buff einen Zaun errichtet hat, weil viele Zeitgenossen in der Seestraße nicht nur baden, sondern auch lagern. Früher war die Seestraße das Vorzeigeobjekt für Konstanz und jetzt ist sie zur Zweigstelle des Hörnle verkommen. Baden fände ich in der Seestraße völlig okay. Der Weg durch den Büdingen-Park finde ich überflüssig. Man konnte schon jahrelang nicht dort promenieren. Die Stadt sollte sich viel mehr über den neuen Steuerzahler – die Firma Buff – freuen und ihr keine Steine in den Weg werfen. Außerdem kann das Geld für den Weg an anderer Stelle sicher sinnvoll gebraucht werden.“
Warum kann man das nicht akzeptieren und Ruhe geben
Für die Konstanzerin Eveline Krings handelt es sich bei dem Weg nur noch um ein Politikum: „Ich freue mich, dass dieses schöne Grundstück in 1A-Lage sich wieder zu einer ähnlichen Bestimmung, wie es einmal war, entwickelt hat (Büdingen Sanatorium bis 1971). Es stand ja lange genug ungenutzt und wenig beachtet da. Zur Freude der Anwohner. Ich sehe das Ansinnen nach einem öffentlichen Weg wirklich auch nur als ein Politikum ohne wirkliches Bedürfnis. Warum kann man nicht endlich akzeptieren und Ruhe geben und sich im Vorbeigehen an dem schönen, endlich gepflegten Grundstück, sowie an dem zur Größe des Areals passenden Zaun erfreuen? Es gibt genug andere Dinge, für die man sich für Konstanz einsetzen kann. Zum Beispiel: dass unsere schöne Promenade, die Seestraße, frei bleibt von badenden Bürgern. Ich möchte gerne in der Seestraße flanieren, ohne halb nackte Menschen liegen zu sehen. Dafür gibt es mittlerweile genug andere Möglichkeiten, wie Schänzle, Herosé-Park und unser Freibad Hörnle.“
Wer braucht eigentlich einen Zaun um den Park?
Ursula Jenkner aus Konstanz wünscht sich, dass das Versprechen eingelöst wird: „Natürlich wollen die Menschen in meinem Umfeld und ich durch den Park gehen und uns an den übrig gebliebenen Bäumen erfreuen, das wurde so versprochen und steht völlig außer Frage. Eine interessantere Frage wäre allerdings: Wer – außer dem seine Eigeninteressen verfolgenden Investor – braucht eigentlich einen Zaun um den Park? Und wofür? Es ist sehr gut und wichtig, dass der Verein Bürgerpark Büdingen immer wieder auf die rechtlichen Verpflichtungen aus dem Bebauungsplan verweist – schließlich macht das ja sonst niemand (auch nicht die zuständigen städtischen Gremien zu ihrer eigenen Schande).“
Soll das den (reichen) Schweizer Investor ärgern?
Auch aus Zürich hat uns ein Leserbrief erreicht. Thomas Seiler empfindet das Ganze inzwischen als Posse: „Die Diskussion über einen Weg durch den Büdingen Park verkommt immer mehr zu einer Posse: Um einen (reichen) Schweizer Investor zu ärgern, nimmt die klamme Stadt Konstanz – die erst kürzlich vom Regierungspräsidium Freiburg viel Kritik für ihre Finanz- und Haushaltspolitik erfahren musste – quasi ihr letztes Geld in die Hand. Um einen Weg zu bauen, den niemand wirklich braucht. Und dabei insbesondere die Folgekosten für Unterhalt und die kommenden juristischen Auseinandersetzungen geradezu naiv schönzurechnen. Wieviel sinnvoller wäre dieses Geld in Kita-Plätze angelegt, von denen es in Konstanz viel zu wenig gibt. Es ist nur zu hoffen, dass vernünftige Stimmen im Gemeinderat überwiegen und diesen Plänen der Verwaltung einen Riegel vorschieben.“