Im Großen und Ganzen zeigt sich die Landesstraße 204 in der Ortsdurchfahrt Untersiggingen auf dem Streckenabschnitt zwischen der Kirche und der Brückenbaustelle relativ ruhig: Allerdings preschen in kurzen Abständen immer wieder Fahrzeuge, die Absperrung beim Gotteshaus ignorierend, in Richtung Baustelle. Hier gibt es eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Km/h, jedoch sind etliche Fahrzeuge gefühlt wesentlich schneller unterwegs. Das rächt sich, denn die Brückenbaustelle liegt direkt hinter einer unübersichtlichen Kurve und so sind kräftige Bremsmanöver gefragt.
Bauarbeiter sind jetzt zugange
Die Bauarbeiten zur Erneuerung der Brücke über die Aach haben nun begonnen, nachdem die Baustelle am Dienstag eingerichtet worden war. Damit ist die Straßensperrung bis in den Herbst nun endgültig vollzogen, denn wenn die Baumaschinen zugange sind, gibt es auch kein regelwidriges Durchkommen mehr. Das Deggenhausertal ist nun durchschnitten. Von Untersiggingen gibt es kein Durchkommen mehr Richtung Wittenhofen und von Wittenhofen nicht mehr nach Untersiggingen und weiter Richtung Markdorf.

Statt zehn Minuten nun eine Stunde Fahrzeit
Monika Hummel aus Mennwangen kommt im weißen SUV beim Waldorfkindergarten vorgefahren, um dort ihre Enkelkinder abzuholen, die aus Markdorf kommen: „Ich finde die Sperrung der Brücke furchtbar, weil hier das Deggenhausertal durchgeschnitten wird und ich frage mich, warum für den Brückenneubau keine Fertigteile verwendet werden, um die Bauzeit zu verkürzen.“
Gerade für Eltern, die ihre Kinder in die Krippe und ins Kinderhaus in Untersiggingen bringen und wieder abholen und die in den östlichen Teilorten der Gemeinde wohnen, gestaltet sich dieser Service recht schwierig. „Das ist die totale Katastrophe“, berichtet Katrin Meier aus Wittenhofen.
Schon morgens gebe es beim Gewerbegebiet in Untersiggingen lange Staus und die Parksituation sei sehr problematisch. Und Alexandra Börner ergänzt: „Mich nervt vor allem die großräumige Umleitung. Wenn ich gewöhnlich in vielleicht zehn Minuten von Wittenhofen nach Salem fahre, brauche ich jetzt über Urnau, je nachdem wie der Verkehr auf der B 33 und in Markdorf ist, fast eine Stunde für diese Strecke.“

Parkchaos im Gewerbegebiet
Die Leiterin des Kindergartens in Untersiggingen, Renate Pawlowski erklärt, dass die Parkplätze im Gewerbegebiet in Untersiggingen wohl recht rar seien. Im Moment sei es schon etwas chaotisch, aber das würde sich wohl noch einspielen. Auch sei es weniger problematisch, die Kinder über die kleine Brücke beim Dorfgemeinschaftshaus zu den Ersatzhaltestellen der Busse zu bringen. „Für die Kinder selbst ist die Baustelle kein Problem. Wir haben schon eine Wanderung zur Baustelle und zur neuen Haltestelle gemacht, was interessant für die Kleinen ist“, sagt Pawlowski.
Einwohner müssen ihre Tagesabläufe umstellen
Ihren Tagesablauf komplett umstellen musste hingegen Eva Körner aus Urnau, die ihre Kinder in Untersiggingen abholt: „Das ist total unpraktisch und kostet viel Zeit, aber gottlob ist die Baustelle im Sommer, so dass wir nicht in der Kälte rumlaufen müssen.“ Wobei sie einsieht, dass die Brücke erneuert werden muss. Bei der kleinen Brücke zum Gewerbegebiet auf der Seite des Dorfgemeinschaftshauses hat Ulrich Zeise seinen Anhänger in Position gebracht: „Ich hole eine Maschine von der Reparatur und wir wollen versuchen, die Maschine über die Brücke zu bugsieren, sonst müsste ich einen Riesenumweg über Markdorf und Urnau fahren.“

FW-Rat Rief wendet sich ans Präsidium
Franz Riedel besteigt gerade sein Auto im Gewerbegebiet: „Das ist eine Mordssauerei, wie die Autos hier parallel zur Straße parken, da kommt der Bus kaum mehr durch.“ Und es sei gerade für die Kinder sehr gefährlich, die zu dem Spielplatz gehen, der am Ende der Notstraße am Bauhof vorbei in Richtung Westen liegt.
Gemeinderat Markus Rief, der bei der Firma Moog in Untersiggingen Prokurist ist, zeigt sich jedoch von der disziplinierten Parkerei positiv angetan. Allerdings moniert er, dass auf der Straße Im Gewerbegebiet auf der der Aach zugewandten Seite kein Halteverbot eingerichtet wurde, so dass die Durchfahrt sehr erschwert sei.
„Ich habe mit dem Regierungspräsidium als Gemeinderat korrespondiert und nach einem Parkverbot nachgefragt; ebenso nach einer Lösung für Landwirte gerade in der Erntezeit, die den Hof auf der einen und ihre Felder auf der anderen Seite der Baustelle haben“, berichtet Rief. Das RP hätte knapp geantwortet, dass die Gemeindeverwaltung und nicht Gemeinderäte Ansprechpartner für die Behörde sei.

Rief erneuerte gegenüber dem SÜDKURIER seine Kritik, dass das RP keine Informationsveranstaltung zu diesem langfristigen Projekt für die Einwohner von Deggenhausertal angeboten hätte.
Die Umleitungsstrecke
Seit Dienstag, 14. Mai, bis voraussichtlich Ende Oktober 2019 bleibt die Ortsdurchfahrt von Untersiggingen gesperrt. Die vorhandene Brücke, die die L 204 über die Deggenhauser Aach führt, muss abgerissen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt werden. Die Kosten belaufen sich auf rund 800 000 Euro und werden vom Land Baden-Württemberg getragen.
Es wurde eine großräumige Umleitung ab Wittenhofen über die L 204 nach Urnau und Hefigkofen, über die B 33 nach Markdorf und von dort aus über die L 205 nach Bermatingen bis Salem und umgekehrt eingerichtet. Der Fußgänger- und Radverkehr kann Untersiggingen wie bisher über die gemeindlichen Wege und Brücken durchqueren. Der Linienbusverkehr sowie Rettungsfahrzeuge werden während der Baumaßnahme durch Untersiggingen über eine „Nottrasse“ parallel zum Bauhof der Gemeinde geführt.