Es ist ein Ort, an dem Menschen mit ihren Hunden täglich die Natur genießen – ein ruhiger, betonierter Fußweg zwischen Schluchweg und Lessingstraße, die Donaueschinger nennen die Gasse schlicht das „Hundewegle“. Doch genau dort wurde am Samstag, 26. Juli eine Entdeckung gemacht, die bei vielen Hundebesitzern Entsetzen auslöst: Offenbar haben Unbekannte dort gezielt Giftköder ausgelegt – mit teils schwerwiegenden Folgen, wie auch die Polizei am 28. Juli informierte.

Nach Angaben eines Warnhinweises, der seit Sonntag, 27. Juli im Viertel kursiert und dem SÜDKURIER vorliegt, handelt es sich um eine breiige Masse, erdnussähnlich in Konsistenz und Farbe, durchsetzt mit blauen Körnern – mutmaßlich Schneckenkorn, ein für Tiere hochtoxischer Stoff. Der Köder soll gezielt entlang der Strecke platziert worden sein. Mindestens ein Hund musste nach der Aufnahme der Substanz tierärztlich versorgt und in eine Klinik gebracht werden, wie es in einer Polizeimeldung heißt.
Wo sonst reger Betrieb herrscht, wo Hunde spielen und ihre Besitzer den Weg für Spaziergänge nutzen, liegt nun eine bedrückende Stille über dem sogenannten Hundewegle. Seit dem kürzlich bekannt gewordenen Vorfall – mutmaßlich handelt es sich um das Auslegen eines Giftköders – meiden viele den beliebten Pfad.

Franz Schmitt, Anwohner und Hundefreund, zeigt sich erschüttert. „Das ist inakzeptabel. So etwas darf einfach nicht vorkommen“, erklärt er mit Nachdruck. Einst habe er selbst mit seinem Appenzeller den Weg regelmäßig genutzt. „Ich verstehe nicht, was jemanden dazu bringt, solch eine abscheuliche Tat zu begehen“, fügt er fassungslos hinzu. Zwar habe er keine verdächtigen Beobachtungen gemacht, dennoch erstaunte ihn die Geschwindigkeit, mit der unmittelbar nach dem Vorfall ein Informationsschreiben veröffentlicht wurde.
Wer könnte der Täter sein?
Er äußert die Vermutung, dass sich womöglich Anwohner oder Spaziergänger an der hohen Frequenz von Hunden gestört fühlen könnten. „Doch die Hundehalterinnen und Hundehalter sind hier in der Überzahl“, betont er.

Auch Julia Hürst, selbst Halterin einer Schäferhündin namens Nala, erfuhr von dem Vorfall. „In der Gemeinschaft der Hundehalter verbreiten sich solche Informationen sehr rasch“, sagt sie. Es gebe ein eng geknüpftes Netzwerk, das in solchen Fällen sofort reagiere. „Natürlich hat man Angst, dass dem eigenen Tier etwas zustoßen könnte“, gesteht sie offen ein. „Man wird deutlich wachsamer, kontrolliert alles doppelt, achtet auf jedes Detail.“
Die Tat verurteilt sie entschieden: „Nur jemand, der Hunde wirklich hasst, ist zu so etwas fähig. Es ist völlig unbegreiflich, wie man Tieren derart schaden möchte.“ Sie weist zudem auf die Gefahr für andere hin – insbesondere für Kinder, die versehentlich mit dem Gift in Berührung kommen könnten. „Das ist nicht nur verantwortungslos, sondern schlichtweg gefährlich“, sagt sie. „Ich hoffe inständig, dass dieser Fall rasch aufgeklärt wird und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, so ihr abschließender Appell.
Tierarzt warnt und gibt Ratschläge
Behandlungen aufgrund von Giftködern kommen in der tierärztlichen Praxis zum Glück nur vereinzelt vor, sagt Tierarzt Dr. Jochen Arui aus Donaueschingen. „Wer glaubt, das sei Alltag, irrt gewaltig,“ betont er. Dennoch gebe es immer wieder Einzelfälle, die tiermedizinisch behandelt werden müssten.
Zu den am häufigsten vorkommenden Giften zählen laut Dr. Arui Rattengift und Schneckenkorn. „Giftköder sind natürlich immer dramatisch,“ erklärt er. Besonders gefährlich sei beim Rattengift der verzögerte Wirkungseintritt. Typische Symptome seien blutiger Durchfall und blutiges Erbrechen. „In solchen Fällen sind die Hunde meist in einem kritischen Zustand und schwer zu stabilisieren,“ so der Tierarzt. Dennoch könne in den meisten Fällen geholfen werden.
Anders verläuft eine Vergiftung mit Schneckenkorn. Sie äußert sich häufig in zentralnervösen Symptomen wie Gleichgewichtsstörungen und Zuckungen, die epileptischen Anfällen ähneln. „Vergiftungen sind grundsätzlich immer ernst und erfordern schnelles Handeln,“ warnt Arui. „Kardinalsymptome für Vergiftungen gibt es jedoch nicht“. Viele Anzeichen, wie etwa Erbrechen, könnten auch auf harmlose Ursachen wie eine Magen-Darm-Störung zurückgehen.
Konsequente Hundeerziehung
Zur Vorbeugung empfiehlt Dr. Arui unter anderem eine konsequente Hundeerziehung. „Das ist natürlich nichts, was sich von heute auf morgen umsetzen lässt,“ sagt er mit einem Schmunzeln. Hunde sollten lernen, beim Spazierengehen nichts vom Boden aufzunehmen. Besonders im Frühjahr, wenn in der Landwirtschaft häufig Schneckenkorn eingesetzt wird, sei es ratsam, Felder zu meiden. „Und am wichtigsten bleibt: immer mit offenen Augen unterwegs sein,“ rät der Tierarzt abschließend.