Immer wieder sieht man es in den Nachrichten: verheerende Waldbrände, die Hab und Gut bedrohen, aber auch Menschenleben kosten. Oft braucht es Tage oder Wochen, um der Flammen Herr zu werden. In den USA, Australien, aber auch in Spanien oder Frankreich.

Doch mit dem Klimawandel, verbunden mit zunehmender Trockenheit kommt die Gefahr näher, wie auch ein großer Waldbrand in Brandenburg vor wenigen Wochen zeigte. Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis gab es schon Waldbrände, allerdings in kleinerem Ausmaß.

Investition in neues Material

Für Schlimmeres bereitet sich die Donaueschinger Feuerwehr vor: seit einem Schlüsselerlebnis im April 2019. Man investierte in neues Material und wende neue Strategien an, sagt Kommandant Gerd Wimmer. Doch das will gelernt sein.

Strategie, wenn das Wasser knapp ist: Bei einer Übung zeigen Feuerwehrleute aus Donaueschingen, wie die Brandbekämpfung im Wald mit ...
Strategie, wenn das Wasser knapp ist: Bei einer Übung zeigen Feuerwehrleute aus Donaueschingen, wie die Brandbekämpfung im Wald mit Gebläse, Schaufeln, Patschen und wenig Wasser mit Handpumpe aus Rucksäcken funktioniert. | Bild: Lutz Rademacher

Um schnell und effektiv eingreifen zu können, ist auch in Donaueschingen das Thema Wald- oder Flächenbrand immer wieder Thema von Monatsproben. Dieses Mal waren Markus Jauch und Oliver Daniels als Zug- und Gruppenführerführer für das Übungsszenario verantwortlich.

Angenommen wurde ein Vegetationsbrand im Wald in Richtung Wolterdingen in der Nähe des Waldparkplatzes. Zunächst gab es eine kurze Lagebesprechung mit dem Kommandant der Abteilung Stadt Martin Kiefer und den Zugführern, dann ein die Verteilung der Mannschaften auf die Fahrzeuge.

Mit sechs Fahrzeugen im Einsatz

Insgesamt waren 35 Feuerwehrkameraden und drei wasserführende Fahrzeuge im Einsatz mit zweimal 1600 sowie einmal 2400 Liter Wasserkapazität. Zur schnellen Verlegung von Schläuchen dient der Schlauchwagen (SW) 1000 auf Basis eines geländegängigen Unimog, der während der Fahrt 1000 Meter B-Schlauchleitung ablegen kann.

Der Schlauchwagen SW1000 auf Unimog-Basis Unimog ist geländegängig und dient zum schnellen Verlegen von Schlauchleitungen zur ...
Der Schlauchwagen SW1000 auf Unimog-Basis Unimog ist geländegängig und dient zum schnellen Verlegen von Schlauchleitungen zur Wasserförderung während der Fahrt. In den Schubladen können bis zu 1000 Meter B-Schlauch gelagert werden. | Bild: Lutz Rademacher

Das fünfte Fahrzeug, der Gerätewagen (GWT) wurde mit den Wechselmodulen in Rollcontainern mit Equipment für diesen speziellen Einsatzzweck bestückt. Ein sechstes Fahrzeug, der Einsatzleitwagen (ELW) dient als Führungsfahrzeug.

Führungsgruppe wird mit eingebunden

Ab einer Einstufung des Feuers als Kategorie 3, hierzu gehört ein Gebäudebrand oder auch ein Flächenbrand, wird die gemeinsame Führungsgruppe des Städtedreiecks Donaueschingen, Hüfingen, Bräunlingen einberufen, die dieses Fahrzeug nutzt.

Die Führungsgruppe hält auch Kontakt zur Leitstelle und dem Kreisbrandmeister. Im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis gibt es acht solche Fahrzeuge. Sie sind mit PC mit Internet, Faxgerät, mehreren Telefonen und auch mit umfangreichem Kartenmaterial des jeweiligen Gebiets ausgestattet.

„Ich habe Angst, dass es in die Tiefe geht. Wir befinden uns in einem Hochmoorgebiet, da brennt es im Unterholz.“Gerd Wimmer, Kommandant ...
„Ich habe Angst, dass es in die Tiefe geht. Wir befinden uns in einem Hochmoorgebiet, da brennt es im Unterholz.“Gerd Wimmer, Kommandant der Feuerwehr Donaueschingen | Bild: Wursthorn, Jens

Für diese Übung schlüpfte Philippe de Surmont in die Rolle der Führungsgruppe. Im Ernstfall würde zusätzlich die Drohne mit Wärmebildkamera eingesetzt. Hiermit kann man auch das Umfeld erkunden, was ganz wichtig für die Strategie der Brandbekämpfung ist. Wo sind Wege, die als natürliche Schneisen dienen können?

Philippe de Surmont überwacht den Einsatz.
Philippe de Surmont überwacht den Einsatz. | Bild: Lutz Rademacher

Auf der Baar und im Schwarzwald gibt es, anders als in Brandenburg mit 70 Prozent Kieferwald keine starken Wipfelfeuer, sondern durch Mischwald in der Regel Bodenfeuer. „Das Problem ist in unserer Gegend geht nicht in die Höhe“, sagt Kommandant Gerd Wimmer „ich habe Angst, dass es in die Tiefe geht. Wir befinden uns in einem Hochmoorgebiet, da brennt es im Unterholz.“ Dabei spreche man oft nur von Waldbrand, das Risiko eines Vegetationsbrands auf trockenen Feldern werde oft außer Acht gelassen.

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Im Normalfall steht der Feuerwehr am Anfang zu wenig Wasser zur Verfügung. Das sollen neue Löschtechniken wett machen. „Wenn man es gezielt einsetzt, kann man mit sehr wenig Wasser klarkommen“, so Wimmer. Mehrere Dreierteams im Sichtkontakt zueinander dringen in den betroffenen Bereich ein. Im Ernstfall schützen sie sich mit FFP3-Masken gegen Feinstaub und tragen Schutzbrillen für die Augen.

Thomas Schäfer, Thomas Williard, Julian Olschock, Aaron Hofmann, Dennis Rottler und Stefan Ruf bei der „Waldbrandbekämpfung“
Thomas Schäfer, Thomas Williard, Julian Olschock, Aaron Hofmann, Dennis Rottler und Stefan Ruf bei der „Waldbrandbekämpfung“ | Bild: Lutz Rademacher

Der erste Feuerwehrmann ist mit einem Laubbläser ausgestattet und bläst die Flammen vom Grünbereich in den Schwarzbereich, das heißt dorthin, wo es schon gebrannt hat. Der zweite Kamerad streicht das Feuer mit einer Feuerpatsche aus. Der Dritte ist mit einem Schlauch-Löschrucksack ausgestattet, der mit bis zu 22 Litern Wasser gefüllt ist und pumpt gezielt Wasser auf die restlichen Glutnester.

Danach werden zunächst D-Rohre mit wenig Wasserverbrauch eingesetzt. So können Bodenfeuer in der Regel schnell gelöscht werden.

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Man gewinnt Zeit, um eine unabhängige Wasserversorgung aufzubauen. Natürlich muss das Ganze später nachhaltig durchwässert werden. Die einzelnen Teams sichern sich gegenseitig ab. Sollte das Feuer dann doch eine größere Dimension annehmen, müssen sie zur eigenen Sicherheit den Rückzug antreten.

Faltbehälter ermöglichen Pendelverkehr

Und dann braucht man in der Regel große Mengen an Wasser. Es kommt möglicherweise darauf an, an der richtigen Stelle Faltbehälter aufzustellen die im Pendelverkehr mit wasserführenden Fahrzeugen oder mit dem Hubschrauber nachgefüllt werden.

„Der Aufbau der Logistik für die Wasserversorgung muss im Vorfeld parallel laufen. Gleichzeitig muss man schauen, dass immer genügend ausgeruhtes Personal zur Verfügung steht. Das ist wie Schachspielen. Nur mit der richtigen Strategie ist man erfolgreich. Und wenig ist oftmals mehr“, fasst Gerd Wimmer das Vorgehen zusammen.

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Waldbrände werden in der Regel über das Handy gemeldet. Über die Leitstelle werden dann die betroffenen Abteilungen alarmiert. Eine spezifische Waldkarte hat die Feuerwehr nicht. Im Fahrzeug ist ein Navi, in das man GPS-Daten eingeben kann. Diese kommen über die Leitstelle.

Appell vor dem Gerätehaus. Martin Kiefer erteilt vor der Abfahrt letzte Anweisungen
Appell vor dem Gerätehaus. Martin Kiefer erteilt vor der Abfahrt letzte Anweisungen | Bild: Lutz Rademacher

Die Leitstelle kann im Notfall auch das Handy des Alarmierenden orten. Ferner hat ganz Baden-Württemberg sogenannte Forstliche Rettungspunkte für den Rettungsdienst eingerichtet, als virtuelle Punkte oder Tafeln im Wald, um Unfallorte aufzufinden.

Landwirte stellen Güllefässer zur Verfügung

Bei größeren Dimensionen arbeiten auch die Landkreise zusammen. Um zusätzliche Wasserreserven zu mobilisieren, werden Hochbehälter angezapft. Ansonsten gibt es die Vereinbarung mit einigen Landwirten, die große Güllefässer zur Verfügung stellen, um Löschwasser zu transportieren.