Was haben Bernhard Everke, der Getränkehändler Karl Biedermann, die Fürstenberg-Repräsentantin Kerstin Tritschler, der Oberbürgermeister Erik Pauly, der Schreiner Dag Lummerzheim und siebzig weitere Donaueschinger gemeinsam? Ab diesem Jahr zumindest eines: Sie werden „hängen“. Im kommenden Winter für ein paar Wochen sogar Seite an Seite.
Ausstellung mit Portraits von Donaueschingern
Der Fotoclub „Die Camera“, der sich ja schon immer als Pupille auf die Besonderheiten Donaueschingens versteht, hat sich diese ganz besondere Ausstellung vorgenommen, die es irgendwann um den Jahreswechsel für ein paar Wochen in einem öffentlichen Gebäude der Stadt geben soll. Und die das Publikum dazu einlädt, einen Blick auf Donaueschinger Menschen zu wenden, die – jeder auf seine ganz unterschiedliche Weise – die Gegenwart der Eschinger Bürgeschaft repräsentieren.
Fünfundsiebzig solcher Personen werden es also sein – und das kommt nicht von ungefähr. Denn der Fotoclub „Die Camera“, mit dem sich 1950 eine bis dahin nicht formatierte Gruppe passionierter Foto- und Filmamateure einen Vereinsrahmen gab, feiert heuer sein 75. Jubiläum. Aber weil die knapp zwei Dutzend Mitglieder angesichts des Siegeszuges der Handykameras zu einer ein wenig anachronistisch vergilbter Clique wurden, sahen sie nicht mehr die Kraft, ein Jubiläumsfest zu organisieren. Was also lag näher als das Vorhaben, den Menschen der Stadt einfach Einblicke auf die Arbeit am Sucher zu bieten. Und dabei gleichzeitig die Bürger selbst aufs Korn zu nehmen.
Fotografen suchen ihre Motive
Und so kam es, dass sie vor ein paar Wochen auf die Pirsch gingen. Vor allem der langjährige Kommunalpolitiker und pensionierte Mitarbeiter der Landsiedlung, Wolfgang Karrer, übernahm zusammen mit dem Neudinger Philippe Sire und Franz Krickl diese Rolle. Seitdem und noch bis in den Herbst hinein picken sie nach Menschen, die ins Bild ihrer Intention passen. Die da heißt: Donaueschinger und Bürger aus den Dörfern sollen es sein, die nicht unbedingt das Promi-Etikett tragen.
Vielmehr spähen die Fotografen nach Leuten, die auf ganz unterschiedliche Weise für die Lebensbereiche und Wirkungsfelder Donaueschingens stehen. Klar sind auch die beiden Ehrenbürger Bernhard Everke und Hansjürgen Bühler dabei, der Ex-OB und Kanzleramtsminister Thorsten Frei und Ruhestands-Bürgermeister Bernhard Kaiser. Aber eben auch Menschen, deren Wirken in einem eher diskreten Wirkungsfeld vielleicht durch diese Ausstellung zu öffentlicher Wahrnehmung verholfen wird.
Wer den Lokal-Paparazzi vor die Linse kommt, darf selbst entscheiden, wie. Bernhard Kaiser wollte sich neben die Bürgerstiftungs-Stele an der Karlstraße platzieren. Ex-OB Everke zog einen feinen Anzug an, wie man ihn so aus seiner langen Amtszeit kennt. Dag Lummerzheim wählte die Hobelmaschine als Requisit. Und die über viele Jahre omnipräsente Stadtführerin Martina Wiemer wollt‘s freilich mit dem Leierkasten machen.
Ausstellung geplant
Wann genau, wo und in welcher konkreten Präsentationsform diese Galerie dann zu sehen sein wird, das ist noch nicht entschieden. Auf jeden Fall wird die Galerie nach einem kleinen Eröffnungsfestakt über Wochen ohne Eintritt für das Publikum frei zugänglich sein. Und damit addiert sich zu den etablierten wiederkehrenden Ausstellungen in der Stadt, der Künstlergilden-Schau, der Bilder-Shows im Rathaus und der Stadtbibliothek und der „Regionale“, ein weiteres Schau-Ziel. An dem nicht Kunst das Motiv ist, sondern die Foto-Kunst hinter der Kamera präsentiert werden soll. Und ins Bild inszeniert dabei: 75 Eschinger, denen damit beiläufig attestiert wird, „echte Eschinger“ dieser Jahre zu sein.