St. Georgen Das Technologiezentrum in St. Georgen (TZ) ist 40 Jahre alt. Im Pressegespräch erzählen TZ-Geschäftsführer Martin Friedrich und Bürgermeister Michael Rieger, wofür das Technologiezentrum, das 1985 gegründet wurde und seinen Stammsitz im Gebäude der ehemaligen Firma Dual hat, bis heute steht. Und welche Bedeutung das TZ für die regionale Wirtschaft und für die Stadt St. Georgen hat.

Dass das TZ in St. Georgen einst überhaupt gegründet wurde, geht auf die Zeit der Wirtschaftsumbrüche der 1980er Jahre zurück. Der Niedergang der Phono- und Uhren- sowie der Feinmechanikindustrie stellte die Region, insbesondere die Stadt St. Georgen, vor große Herausforderungen. Unternehmen wie Dual und Perpetuum Ebner (PE) verschwanden Anfang der 80er Jahre vom Markt.

1985 gründeten nach einer Idee des damaligen Ministerpräsidenten Lothar „Cleverle“ Späth die Stadt St. Georgen, die Perpetuum-Ebner GmbH, die Industriegemeinschaft mit acht Unternehmen sowie die ansässigen Bankinstitute mit dem Technologiezentrum eine Institution, bei der gezielt die Förderung technologieorientierter Existenzgründungen und die Neuansiedlung von innovativen Unternehmen im Mittelpunkt stand. Daran hat sich in den vergangenen 40 Jahren nichts geändert.

Heute sind mit der PE GmbH & Ko. KG (70 Prozent) und der Stadt St. Georgen (30 Prozent) nur noch zwei Gesellschafter übrig. Die können auf eine durch und durch erfolgreiche Bilanz der vergangenen 40 Jahre zurückblicken. Mit Martin Friedrich ist nach Dieter Knorpp erst der zweite Geschäftsführer im Amt. „Wir stehen für Kontinuität“, sagt Friedrich, der seit 2013 im TZ und seit 2015 Geschäftsführer ist.

Die Verwaltungsstrukturen im TZ beschreibt Friedrich als „einmalig.“ Während PE die gesamte Gebäudeverwaltung übernimmt, mietet das TZ jeweils nur die benötigten Flächen an, die sie wiederum kostengünstig an die Mieter weitergibt. Diese, meist Neugründer, profitieren wiederum von günstigen Einstiegsmieten. „Wir verlangen von Gründern im ersten Jahr 2,50 Euro kalt pro Quadratmeter“, sagt Friedrich. Die vorhandene Infrastruktur wie Konferenzräume können die Neulinge gratis mitnutzen.

Für den Geschäftsführer spielt das Thema Netzwerk eine große Rolle. Mit regelmäßigen Unternehmerabenden und Seminaren sollen etablierte Unternehmen und Gründer zusammenfinden. Auch an den beruflichen Nachwuchs ist gedacht. Mit dem TZ-Campus haben Schüler eine außerschulische Lernumgebung.

Anders als in anderen Technologiezentren ist die Verweildauer nicht begrenzt. Firmen, die keine eigenen Räume oder Gebäude unterhalten wollen oder keine benötigen, können unbegrenzt lange unter dem Dach des TZ bleiben. Aktuell sind dies 25 Firmen unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher Branchen: „Wir haben alles, von Antriebstechnik bis Software-Entwicklung und Medien.“ Nicht alle sind im TZ-Gebäude an der Leopoldstraße, dem Sitz der ehemaligen Firma Dual, untergebracht. PE unterhält mehrere Standorte.

In den vergangenen 40 Jahren sind etliche Unternehmen aus dem Technologiezentrum hervorgegangen, die dort ihre ersten Gehversuche machten und heute sehr erfolgreich am Markt sind. Als ein Beispiel nennt Friedrich die GFT AG, die im TZ startete und heute ein erfolgreicher, börsennotierter Informationsdienstleister und Softwareentwickler für das Finanzwesen ist. Zu den Firmen der ersten Stunde, die bis heute im TZ ansässig sind, gehört zudem die Firma Cosus, die seit einiger Zeit zu einem wichtigen Partner für das Bildungswesen in St. Georgen geworden ist. Sie übernimmt die Ausstattung und Wartung digitaler Klassenzimmer an den weiterführenden Schulen.

Für die Stadt St. Georgen ist das TZ „ein Sechser im Lotto“, wie Bürgermeister Michael Rieger sagt. Das TZ sei ein Aushängeschild und schaffe Arbeitsplätze. Durch die Gewerbesteuereinnahmen, der Rückfluss des Einkommensteueraufkommens der Beschäftigten und nicht zuletzt die Kaufkraft der Beschäftigten, die auch in St. Georgen einkaufen, sei auch ein gewisser Steuereffekt vorhanden. Insbesondere hob Rieger das Engagement von TZ-Geschäftsführer Martin Friedrich hervor. „Er ist ein Glücksgriff und macht eine vorzügliche Arbeit“, so Rieger. Friedrich spreche die Sprache der Unternehmen: „So etwas kann man sich als Stadt nur wünschen.“ Der Bürgermeister hob auch die Arbeit von Friedrichs Vorgänger Dieter Knorpp hervor, der das TZ von der Gründung 1985 bis ins Jahr 2015 30 Jahre lang leitete: „Dieter Knorpp hat sehr große Fußstapfen hinterlassen.“

Als Stadt habe man zwar keinen direkten Einfluss darauf, wie sich Unternehmen entwickeln. „Wir können die Rahmenbedingungen schaffen dafür, dass Firmen funktionieren. In den Wirtschaftskreislauf können wir als Stadt allerdings nicht eingreifen.“

Auf die Frage, wo die Trends für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gesetzt werden, sagt Friedrich, dass das Thema Home Office zunehmen werde. „Außerdem wird das Thema Netzwerken immer wichtiger“, ist er von der Entwicklung überzeugt.