Während der Sommerpause besuchten Grünen-Fraktionsmitglieder, Radler des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Bodenseekreis und Mitglieder des Arbeitskreises Barrierefrei Friedrichshafen den Stadtbahnhof. Zur Erinnerung: In der vergangenen Gemeinderatssitzung gab es eine eineinhalbstündige Diskussion mit dem Bahn-Beauftragten Michael Groh. Es ging um das Sanierungsprogramm, das die Deutsche Bahn gemeinsam mit Bund, Land und den Kommunen stemmt. Das Ziel: Der Häfler Stadtbahnhof soll bis 2021 barrierefrei werden. Kostenpunkt: 8,5 Millionen Euro. Die Gemeinderäte stimmten dem Projekt schließlich zu. Aus den Reihen der Grünen-Fraktion gab es drei Enthaltungen.

„Die Modernisierung der Bahnsteige ist beschlossene Sache, daran wollen wir nicht rütteln“, stellt Gerhard Leiprecht in einer Medienmitteilung der Grünen klar. „Uns geht es um die barrierefreien Zugänge zur Unterführung für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen“, sagt er. Diese herzustellen liege im Zuständigkeitsbereich der Stadt.

Das Modernisierungsprogramm beinhaltet nicht nur den Umbau der Bahnsteige, sondern auch den Bau von zwei Aufzügen, die barrierefrei zu den Gleisen führen sollen. „Wir planen an den Gleisen 2 und 3 Aufzüge von 1,10 Meter auf 2,10 Meter und am Gleis 1 eine Sanierung des bisherigen Aufzugs mit Standardgröße 1,10 Meter auf 1,40 Meter“, berichtete Groh im Juli im Gemeinderat. Die Größe der Aufzüge wurde in der Sitzung vielfach kritisiert.

Bei der erneuten Begutachtung stellten die Grünen fest, dass auch der Aufzug auf der Nordseite am Franziskusplatz mit seiner Größe von 1 mal 1,40 Metern „zu klein für ein Fahrrad oder einen Rollstuhl mit Handbike ist“, heißt es in der Mitteilung. „Und die vorhandene Rampe hat zuenge Kurven“, kritisiert ADFC-Kreisverbandsvorsitzender Karl Honnen. „Mit Fahrradanhänger kommt man nicht um die Kurve“, schildert Leiprecht seine Beobachtungen. Und für Rollstuhlfahrer eigne sich die Rampe ebenfalls nicht, bestätigte Alfred Waibel, Sprecher des Arbeitskreises Barrierefrei. Sie sei zu steil und das Kopfsteinpflaster zu holprig. Zudem stören Leiprecht die am Geländer abgestellten Fahrräder. Ein Abstellverbot und zusätzliche Stellplätze an anderer Stelle sieht er als Lösung.

Auch der Aufzug an Gleis 1, gebaut vor 20 Jahren von der Stadt, steht erneut in der Kritik. „Wenn der Aufzug im Zuge der Bahnhofssanierung erneuert wird, sollte die Stadt ihn auch gleich vergrößern, damit er von Fahrradfahrern, Familien mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrern bequemer genutzt werden kann“, findet Fraktionsvorsitzende Mathilde Gombert. Oberbürgermeister Andreas Brand bat die Bahn in der vergangenen Gemeinderatssitzung um eine Übersicht der Mehrkosten für einen größen Aufzug.

Die Grünen-Fraktion kündigt nun an, einen Antrag bei der Stadtverwaltung zum Thema Stadtbahnhof stellen zu wollen. Er soll die Verwaltung dazu bewegen, „vor der von der Deutschen Bahn geplanten Bahnhofsmodernisierung die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit in Angriff zu nehmen“, heißt es in der Pressemitteilung.

Die Pläne

  • Aufzüge: Der Aufzug an Gleis 1 wird saniert, zudem werden im Bereich der Unterführung zwei weitere Aufzüge zu den Bahnsteigen 2 und 3 eingebaut.
  • Bahnsteige: Sie werden mit einer Höhe von 55 Zentimeter über der Schienenoberkante gebaut. Dazu gibt es längere Dächer aus Stahl-Glas, eine neue Beleuchtung und Beläge.
  • Unterführung: Auch die Unterführung und die Treppen sollen modernisiert werden. Die Kofferbänder fallen weg, für Räder gibt es Schiebespuren.
  • Zeitplan: Nach zehn Jahren Planungszeit sollen die Bauarbeiten Mitte 2019 starten. Bis 2021 soll der Bahnhof barrierefrei sein. (sab)