Wir Frauen, so scheint es, machen oft ziemlich viel falsch. Wir arbeiten zu viel oder zu wenig, bekommen zu viele oder zu wenige Kinder, die wir zu sehr beglucken oder zu lang abgeben und manchmal nicht mal das.

Wir lassen uns scheiden oder heiraten erst gar nicht. Wir sind zu karrieregeil, weil wir auf den Gehaltszettel des männlichen Kollegen schielen oder zu naiv, weil wir uns als Hausfrau zu wenig finanziell absichern. Leider werden wir auch manchmal krank. Dann funktionieren wir erstmal nicht mehr.

Kurz: Eigentlich können wir es niemandem recht machen.

Die Männer bleiben auch 2019 oft noch gerne unter sich, die anderen Frauen sind häufig unsere härtesten Kritiker. Und das, obwohl wir doch alle gleichberechtigt sind – vermeintlich.

In unserer Serie „Wir.Frauen“, die nun über mehrere Wochen lief, haben wir in ausführlichen Portraits gezeigt, wie unterschiedlich Frauenleben sind.

Die Serie Wir.Frauen

Wir.Frauen ist eine Reihe von Portraits über Frauen, die mitten im Leben stehen. In unserer redaktionellen Arbeit begegnen uns sehr häufig männliche Gesprächspartner. Männer besetzen den Großteil der Führungspositionen in Unternehmen, beim Staat, in unserer Stadt. Sie bilden die Mehrheit in den politischen Gremien. Und sie treten somit auch häufiger in die Öffentlichkeit. Wir zeigen Frauen, die sich vor allem im Hintergrund halten. Frauen, die tagtäglich Großartiges leisten – als Managerinnen, als Selbstständige, als Mütter, als Pflegerinnen – und nicht selten sind sie sogar alles auf einmal.
Wir haben in zwölf Folgen alle Facetten des Frau-Seins gezeigt – und zwar abseits der üblichen Rollen-Stereotype. Denn zur Identität eines Menschens gehört natürlich weit mehr als nur das Geschlecht. Und trotzdem gibt es, das haben die Debatten über Feminismus und #metoo sehr deutlich gezeigt, ein großes Bedürfnis in der Gesellschaft nach starken, weiblichen Stimmen. Wir lassen diese Frauen sprechen. Kennen Sie auch eine Frau aus Friedrichshafen oder Umgebung, die wir unbedingt noch portraitieren sollten?
Schreiben Sie uns: friedrichshafen.redaktion@suedkurier.de!

Da ist die Juristin Sonja Venger, die den Spagat zwischen ihrer Münchner Kanzlei und dem Fischbacher Obsthof mit zwei Kindern schafft.

Sonja Venger führt eine Anwaltskanzlei in München – und lebt auf einem Fischbacher Obsthof mit zwei Kindern.
Sonja Venger führt eine Anwaltskanzlei in München – und lebt auf einem Fischbacher Obsthof mit zwei Kindern. | Bild: Sonja Venger

Da ist Sabine Scheffer-Bulach, die das Handicapihres zweites Kindesschmerzhaft akzeptieren lernte.

Sabine Scheffer-Bulach musste lernen, das Handicap ihrer Tochter Lorena zu akzeptieren.
Sabine Scheffer-Bulach musste lernen, das Handicap ihrer Tochter Lorena zu akzeptieren. | Bild: privat

Da sind die mutigen Unternehmerinnen Patrizia Pinos-SchwarzottPatrizia und Cara Raff, die ihre Arbeit lieben und sich nicht zwischen Kindern und Karriere entscheiden wollten.

Patrizia Pinos-Schwarzott ist selbst und ständig. Sie führt in der Häfler Innenstadt zwei Modegeschäfte.
Patrizia Pinos-Schwarzott ist selbst und ständig. Sie führt in der Häfler Innenstadt zwei Modegeschäfte. | Bild: Wienrich, Sabine
Cara Raff leitet eine Steuerberatungsgesellschaft.
Cara Raff leitet eine Steuerberatungsgesellschaft. | Bild: privat

Oder die Wirtschaftsingenieurin Miriam Hochweber, die sich in einer Führungsposition durch eine Männerwelt boxt.

Miriam Hochweber leitet als Wirtschaftsingenieurin die Materialwirtschaft bei ZLT Zeppelin Luftschifftechnik.
Miriam Hochweber leitet als Wirtschaftsingenieurin die Materialwirtschaft bei ZLT Zeppelin Luftschifftechnik. | Bild: Wienrich, Sabine

Da sind die Höpker-Schwestern Florentine, Alice und Sophie, die das Café vom Vater übernommen haben und gegen Vorurteile kämpfen.

Sophie, Florentine und Alice Höpker (von links) haben das Café von Vater Heinz übernommen – und kämpfen gegen viele Vorurteile.
Sophie, Florentine und Alice Höpker (von links) haben das Café von Vater Heinz übernommen – und kämpfen gegen viele Vorurteile. | Bild: Jan Heinrich

Oder die alleinerziehende leitende Ärztin Monika Käppeler, die weiß, wie schwer es sein kann, den Alltag mit zwei Pubertieren alleine zu managen.

Monika Käppeler ist Leitende Ärztin im Klinikum Friedrichshafen und alleinerziehende Mutter von zwei Jungs.
Monika Käppeler ist Leitende Ärztin im Klinikum Friedrichshafen und alleinerziehende Mutter von zwei Jungs. | Bild: Klinikum Friedrichhafen

Da ist Lisa Czok, deren Leben sich durch eine schwere Krebserkrankung geändert hat.

Lisa Czok aus Fischbach hat den Krebs mehrfach besiegt.
Lisa Czok aus Fischbach hat den Krebs mehrfach besiegt. | Bild: Corinna Raupach

Oder Schwester Dorothee, die ihren Beruf aufgegeben hat, um ihr Leben Gott zu widmen.

Dorothee Laufenberg schmiss ihren Job als Juristin, um als Missionsschwester zu leben.
Dorothee Laufenberg schmiss ihren Job als Juristin, um als Missionsschwester zu leben.

Und da ist Tabitha Schließer, die mit ihrer fünfköpfigen Familie bald als Entwicklungshelferin in Kenia arbeiten wird.

Tabitha Schließer geht mit der fünfköpfigen Familie in die Entwicklungshilfe.
Tabitha Schließer geht mit der fünfköpfigen Familie in die Entwicklungshilfe. | Bild: Wienrich, Sabine

Zwölf Frauen, zwölf Leben, wie sie verschiedener nicht sein könnten.

Zwölf Stimmen, die etwas zu sagen haben zu Themen wie Gleichberechtigung, Feminismus, Benachteiligung, Mutterschaft, Karriere. Zwölf Frauen, die allesamt Vorbild sind.

Sie alle zeigen uns: Frauenleben sind vielfältig und alle Lebens- und Rollenmodelle haben ihre Berechtigung. Es gibt nicht einen objektiv richtigen Lebensweg, sondern viele. Und dennoch:

Viele von uns spüren die Geschlechterungleichheit noch, besonders in zwei Bereichen.

Im Job treffen wir zum Beispiel auf Gehaltsunterschiede zu den männlichen Kollegen (bis zu 21 Prozent weniger Geld in gleicher Position). Wollen wir die Karriereleiter nach oben, stoßen wir an die sogenannte „gläserne Decke“: Führungs-und Machtpositionen sind auch 2019 noch größtenteils mit Männern besetzt.

Dann wäre da noch die „Teilzeit-Falle“.

Im Privaten leisten wir viel unbezahlte Erziehungs- und Sorgearbeit, kümmern uns erst um die Kinder, später um pflegedürftige Eltern. Ein Drittel von uns landet in der Altersarmut – und dass, obwohl wir eigentlich alle immer gearbeitet haben

Wir Frauen haben unterschiedliche Wege, Lebensentwürfe, Haltungen und Denkweisen. Wir sollten lernen, einander zu akzeptieren, anzuerkennen, uns zu unterstützen – und gemeinsam zu sprechen, auch wenn wir Verschiedenes zu sagen haben.

Nur so hört man uns. Es gibt noch viel zu tun.