Lena Reiner

Montagabend, 21.30 Uhr in Friedrichshafen: Auf der Friedrichstraße herrschte Verwirrung bei den Verkehrsteilnehmern. Ein Stadtbus der Abendlinie 16 fuhr rückwärts und wendete, weitere Fahrzeuge folgten seinem Beispiel. Keine 100 Meter weiter zeigten sich die Gründe für diese ungewöhnlichen Manöver: Ein Schwertransport bewegte sich gemächlich auf die Millionenschlucht zu, die Straße war dafür einseitig gesperrt und die Signale der extra aufgestellten Baustellenampeln schienen zunächst nicht von allen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen zu werden.

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Etwa eine Viertelstunde später hatte sich die Verkehrslage jedoch wieder beruhigt: Alle Verkehrsteilnehmer hielten sich an die temporären Spielregeln.

Noch keine Vollsperrung gab es beim ersten Bauschritt an der Brücke. Die Verkehrsteilnehmer mussten etwas Geduld mitbringen.
Noch keine Vollsperrung gab es beim ersten Bauschritt an der Brücke. Die Verkehrsteilnehmer mussten etwas Geduld mitbringen. | Bild: Lena Reiner

Überbauteil wiegt 18 Tonnen

„Wart no a wengerl“, rief einer der Arbeiter seinen Kollegen zu und meinte damit, dass sie noch weitere Fahrzeuge durchfahren lassen sollten. Das sei wichtig für den Verkehrsfluss, erläuterte er nebenbei. Am ersten Bauabschnitt der Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Millionenschlucht wurde derweil geschweißt und geschraubt. Das schwerste Überbauteil der gesamten Konstruktion war zu diesem Zeitpunkt bereits auf den Hilfsjochen platziert: 18 Tonnen bringt es auf die Waage. Dass das Teil gut saß, erkannte der geübte Betrachter daran, dass die Aufhängung am mobilen Kran langsam durchzuhängen begann: Die Stahlketten mussten kein Gewicht mehr halten, erklärte einer der Arbeiter.

Milimeterarbeit ist beim Platzieren der Überbauteile angesagt.
Milimeterarbeit ist beim Platzieren der Überbauteile angesagt. | Bild: Lena Reiner

Zeitraffervideo zeigt, wie der Kran eines der beiden tonnenschweren Teile in die Luft hebt

In dieser Nacht folgte auch die Montage eines zweiten Überbauteils, das an das erste angrenzt. Nachdem es mit Ketten gründlich abgesichert worden war, bewegte es sich langsam erst in die Höhe und wurde dann mit dem Kran punktgenau auf die Trägerkonstruktion der Hilfsjoche abgesenkt.

Die Arbeiten im Zeitraffer Video: Lena Reiner

Zahlreiche konzentrierte Augenpaare verfolgten, wie der Kran das tonnenschwere Bauteil langsam ablegte. Neben Projektleiter Oliver Zimmerhakl vom Stadtbauamt war außerdem ein städtisches Vermessungsteam anwesend. Es war eine imposante Millimeterarbeit, die hier – einzig beleuchtet von einzelnen Baustrahlern und Stirnlampen – stattfand.

Millimeterarbeit ist nötig Video: Lena Reiner

Arbeiten sind schneller fertig, als gedacht

Insgesamt wurden in nur wenigen Stunden mehr als 30 Tonnen Stahl verbaut. Bereits vor Mitternacht lagen die beiden Überbauteile sicher an ihrem Bestimmungsort, eher, als von Oliver Zimmerhakl erwartet. Der hatte zuvor scherzhaft 4 Uhr morgens als allerletzte Frist genannt: „Da fährt der erste Zug und wir müssen fertig sein.“ In den kommenden Tagen sollen die Arbeiten am Fundament fortgesetzt und die Überbauteile weiter bearbeitet werden.

Bei mehr als 30 Tonnen Gewicht zählt jedes Detail bei der Befestigung der beiden Überbauteile.
Bei mehr als 30 Tonnen Gewicht zählt jedes Detail bei der Befestigung der beiden Überbauteile. | Bild: Lena Reiner

Dabei müssen sich Autofahrer auf Stau in der Innenstadt gefasst machen. Für die Bauarbeiten soll nämlich die Durchfahrt von der Friedrichstraße in die Eckenerstraße ab Montag für sechs Wochen gesperrt werden.

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