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„Jetzt sind wir eine große Familie“ – Isa Ünlü strahlt glücklich und zufrieden über das ganze Gesicht und schaut zu seinen drei Babys, seiner Frau und seiner Schwiegermutter. Die beiden Frauen nicken zustimmend, während Mehmet, Yigit und Yulet trotz hochsommerlicher Wärme draußen vor dem Mutter-Kind-Zentrum Friedrichshafen (Mukiz) miteinander im Drillings-Bettchen kuscheln.

Wobei das nicht ganz stimmt – Yigit, der Kleinste, ist wach und dann, so wissen es die Ünlüs aus Salem, aber auch die Mitarbeiter der Früh- und Neugeborenen-Intensivstation des Klinikums Friedrichshafen schon länger, dauert es nicht mehr lange, bis er seine „große Schwester“ und seinen „großen Bruder“ auf Trab gebracht hat. Bis es soweit ist, bis Oma, Mama und Papa je einen Winzling auf den Arm nehmen, erzählt Yigits Papa: „Wir sind beide schon über 45 Jahre alt, das Leben geht schnell“. Die Drillinge sind die ersten Kinder des Ehepaars, das schon mehr als drei Jahrzehnte in Salem lebt und dort mit Mutter und Schwester zu Hause ist. Als klar war, dass Familie Ünlü, nach dem sie sehr lange und immer wieder auf Kinder gehofft hatte, nun auf einen Schlag um drei Mitglieder größer wird, „ergriff uns eine unendliche Freude und wir konnten es kaum glauben“. Nach dieser Nachricht haben die Ünlüs die Schwangerschaft „gehegt und gepflegt“ bis es dann endlich so weit war.

Am 30. April kamen Mehmet, Yigit und Yulet in der Uniklinik Ulm auf die Welt, in der 31. Schwangerschaftswoche. Zusammen brachten sie 3870 Gramm auf die Waage, Yilit wog 1010 Gramm. Im, auf solche Frühgeburten spezialisierten Perinatalzentrum (Level I), waren die Drillinge aus Salem laus MCB bestens versorgt. In Ulm gibt es viele Frühgeburten, die Schwangeren kommen aus der ganzen Region, und wenn der Platz eng wird, die Neugeborenen stabil und transportfähig sind, werden sie verlegt. Die Salemer Drillinge in das Mukiz nach Friedrichshafen und das hiesige Perinatalzentrum (Level II). Mitte Mai war das und seither hatte das Mukiz-Team, unter der Leitung von Chefarzt Dr. Steffen Kallsen und Pflegedienstleitung Marie-Jose Falzone, alle Hände voll zu tun mit den beiden Jungs und ihrer Schwester – manchmal vergaßen sie zu atmen, eine Leistenhernie musste operiert werden, wurden physiotherapeutisch betreut…

Tag für Tag wurden die Drillinge stabiler und schwerer, „alle achteten auf eine optimale Nahrungszufuhr, damit die Kinder sich gut entwickeln“, erzählt Oberarzt Dr. Michael Wömpner. Innerhalb kürzester Zeit haben die drei ordentlich zugelegt, obwohl der Schluckreflex noch nicht so ausgeprägt war. Weil aber Mama und Oma täglich kamen und sich gemeinsam die speziell ausgebildeten Kinderkrankenschwestern um den Nachwuchs fürsorglich kümmerten, weil sie mit der Koffeintherapie (wirkt bei Neugeborenen so, wie bei Erwachsenen der Kaffee) behandelt wurden, inzwischen die Wäre halten und gut trinken, können sie bald nach Hause. „Wir hatten ein tolles Miteinander“, richtet sich Helena Klotz an die Ünlüs. Man sieht der Kinderkrankenschwester an, dass Mehmet, Yigit und Yulet auch ihr ans Herz gewachsen sind.

Auch Papa Isa kann die drei gut auseinanderhalten: Mehmet hat unglaublich viele und tolle Haare. Yilit weint immer, wenn die anderen nicht im Bettchen sind und ist der munterste. Yulet hat ein kleineres Gesicht als die anderen, aber eine größere Nase.

Die Versorgung so kleiner Menschen ist enorm aufwendig, erklärt der Neonatologe Dr. Wömpner. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der erkrankten Neugeborenen und Frühgeborenen enorm angestiegen. Im vergangenen Jahr waren es rund 400, die im Mukiz versorgt wurden – etwa 100 mehr als zwei Jahre zuvor. Darunter auch Neugeborene aus der Klinik Tettnang, die wie das Klinikum Friedrichshafen zum Klinikverbund Medizin Campus Bodensee gehört. „Die Zusammenarbeit funktioniert im Bedarfsfall sehr gut“, versichert Chefarzt Dr. Kallsen.