400 Kilometer im Lkw hat Gemüse mit der Aufschrift „Aus der Region“ im Durchschnitt hinter sich, wurde vom Erzeuger zum Großhändler und von dort zum Supermarkt gefahren. Auch über die genaue Herkunft und die Anbaubedingungen ist oft nur wenig bekannt. Wie man wieder Kontrolle über seine Lebensmittel gewinnt und mit kurzen Wegen vom Beet in die Küche das Klima schont, zeigte Katrin Fieberitz, Gärtnerin der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) auf ihrem Acker in Raderach. Unter dem Motto „kurze Wege für den Klimaschutz“ bekamen Gartenbesitzer Tipps, wie sie selbst auf kleiner Fläche erfolgreich Gemüse pflanzen können.
- Indianer- oder Drei-Schwestern-Beet: Das aus Südamerika stammende Prinzip setzt darauf, dass sich drei verschiedene Pflanzen gegenseitig unterstützen. In der Mitte wird vorgezogener Mais gepflanzt, darum herum Stangenbohnen. So wie der Mais in die Höhe wächst, können die Bohnen mit ihm in die Höhe ranken. Kürbisse außen herum sorgen dafür, dass der Boden nicht austrocknen kann.
- Hügelbeet 1: In Nord-Südrichtung angelegt nutzt diese kompakte Beetform optimal das Tageslicht. In Ost-Westrichtung können dagegen an den beiden langen Seiten mit einer Sonnen- und einer Schattenseite zwei unterschiedliche Bedingungen geschaffen werden. Während im Süden Paprika gedeiht, kommt Salat im Norden mit weniger Sonne klar. Als Dauerkulturen eignen sich Rhabarber, Beerenobst und Kräuter über das Beet verteilt, dazwischen wird das Gemüse gepflanzt. Zusätzlich sollte der Boden regelmäßig gemulcht, das heißt mit Heu oder dünn mit frischem Rasenschnitt bedeckt werden. Da die Strahlungsintensität in den letzten 50 Jahren stark zugenommen hat, ist es wichtig, den Boden zu bedecken. Liegt er nackt, wird die Humusschicht zerstört. Auch ständiges Hacken und Graben stört das Leben der Bodenorganismen. Ist der Boden sehr fest, sollte er nur mit einer Gabel gelockert werden.

- Schlüssellochbeet: Eine Ziegelmauer mit einer schlüssellochförmigen Einbuchtung umgibt das kreisrunde Beet. Die Einbuchtung führt als Weg zum Kompostbehälter in der Mitte. Dieser wird mit Garten- und Gemüseabfällen gefüllt und mit Brauchwasser – vom Gemüsewaschen oder Händewaschen mit Kernseife – gegossen. Wasser, das vom Kompost gefiltert wird, und Nährstoffe verteilen sich selbständig rund um den Behälter. So entsteht innen Lebensraum für Gemüse mit hohem Flüssigkeits- und Nährstoffbedarf, außen für die Asketen unter den Pflanzen. Das Beet wird am Boden mit feinem Maschendraht gegen Wühlmäuse geschützt, dann mit grobem Reisigmaterial gefüllt. Darauf verteilen sich Garten- und Gemüseabfälle, die mit Erde abgedeckt werden. Im ersten Jahr sollte man kein Wurzelgemüse setzen, da die Gartenabfälle noch nicht vollständig kompostiert sind und Schädlinge wie die Möhrenfliege begünstigen. Die Humusbildung benötigt etwa zwei bis drei Jahre.
- Obstbaum-Lebensgemeinschaft: Der Kirschbaum wird in ein klassisches Pflanzloch gesetzt und mit Erde und Kompost gefüllt. Da Gras der Feind des jungen Obstbaumes ist, wird es rundherum entfernt und durch eine Schicht Pappe am Ausschlagen gehindert. Damit die Erde des darauf aufgeschütteten Erdwalls nicht austrocknen kann, wird sie mit Heu abgedeckt. Im ersten Jahr werden Bio-Pflanzkartoffeln in den Boden gelegt. Sie bereiten den Boden vor für die weitere Bepflanzung. Im zweiten Jahr sorgen Kürbisse dafür, dass der Obstbaum nicht zu viele Nährstoffe bekommt. Kapuzinerkresse schmeckt mit Blatt und Blüte im Salat, auch Bohnen sind möglich. Im folgenden Jahr wird das Beet um einen halben Meter nach außen erweitert. Wie zuvor werden als Pioniere Kartoffeln gepflanzt. Ist der Baum groß und gibt Schatten, können dort Kräuter wie Bärlauch angesiedelt werden. An den Seiten gedeiht auch Beerenobst.
- Hügelbeet 2: Dieses Beet wächst ohne großen Aufwand quasi über Winter von ganz alleine. Gartenabraum und anfallende Gemüsereste werden auf einen Haufen geworfen, im Frühjahr mit Erde bedeckt und mit Heu oder dünn mit Rasenschnitt gemulcht. Hier fühlen sich Starkzehrer wie zum Beispiel Kürbisse wohl.
- Hochbeet: Ein Rahmen aus Holz oder anderem Material wird am Boden vor Wühlmäusen mit einem Drahtgeflecht oder scharfkantigem Split geschützt. Darauf werden dann Äste oder Holzstücke gelegt. Die Mittelschicht bilden Garten- und Gemüseabfälle oder Grünschnittkompost. Darauf wird Heu oder Stroh gefüllt und als Deckschicht Erde und Kompost. Grundsätzlich wird von grob (unten) nach fein (oben) geschichtet wobei die Hohlräume nicht zu groß werden dürfen, damit das Beet nicht zu sehr in sich zusammensackt. Die Bepflanzung setzt gute Planung voraus. Was mag ich gerne essen und was verträgt sich auf engstem Raum? Was kann ich nacheinander pflanzen, um dreimal im Jahr ernten zu können sind die Schlüsselfragen, die es zu beantworten gilt.