Bevor eine öffentliche Gemeinderatssitzung mit dem Punkt „Verschiedenes“ endet, ist – mitunter – die „Einbringung gestellter Anträge“ an der Reihe. Spätestens an dieser Stelle werden Punkte öffentlich, bei denen Ratsfraktionen Handlungsbedarf sehen.

Insgesamt 13 Themen haben es in der noch jungen Wahlperiode auf diesem Wege auf die Agenda geschafft – oder zumindest zurück dorthin. Tatsächlich beraten wird darüber in der Regel spätestens zwei Sitzungsrunden später. Die bloße Anzahl lässt im Vergleich zu den Sitzungen zwischen Jahresbeginn und neuer Wahlperiode auf so etwas wie den Anfang einer Antragsflut schließen. Ein Indikator für die künftige Arbeit der im Sommer verpflichteten Stadträte muss sie aber noch nicht sein.

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Elf Anträge von zwei Fraktionen

Ihre Arbeit solle sich „vorrangig in Anträgen an die Verwaltung sowie in öffentlichen Veranstaltungen“ widerspiegeln, hatte die Grünen-Fraktion Ende Oktober in einem Pressetext angekündigt. Bleibt die Schlagzahl nach bislang sieben eingebrachten neuen Themen also absehbar hoch? Um diese Schlagzahl geht es gar nicht, erklärt die Fraktionsvorsitzende Anna Hochmuth auf SÜDKURIER-Anfrage: „Wir stellen anlassbezogen Anträge, die mit denen wir Kernpunkte unseres Wahlprogramms abarbeiten oder auf aktuelle Entwicklungen in der Stadt reagieren.“

„Wir sehen darin ein Mittel, unsere Anliegen in den Fokus zu bringen und politische Mehrheiten dafür zu gewinnen. Zudem wird durch das Stellen von Anträgen unsere Arbeit im Gemeinderat transparent.“
Anna Hochmuth, Grüne

Anträge der Grünen-Fraktion

Die Grünen-Fraktion mit ihrer Vorsitzenden Anna Hochmuth setzt sich für mehr Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet ein.
Die Grünen-Fraktion mit ihrer Vorsitzenden Anna Hochmuth setzt sich für mehr Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet ein. | Bild: Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Friedrichshafen

Vom Netzwerk für Friedrichshafen stammen bislang vier der auf dem oben beschriebenen Weg eingebrachten Anträge. Zwei weitere werden in Kürze folgen. Auch für das Netzwerk geht es dem Fraktionsvorsitzenden Jürgen Holeksa aber nicht um die Anzahl. „Für uns ist die inhaltliche und politische Qualität entscheidend“, teilt er mit. Seine Fraktion sehe ihre Aufgabe nicht allein in der inhaltlichen Auseinandersetzung mit Anträgen anderer Fraktionen oder Vorlagen der Verwaltung. Das Netzwerk stehe für „frischen Wind im Hafen“, so Holeksa.

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„Wind ist Bewegung und wir wollen etwas bewegen – aktiv und nicht reaktiv.“
Jürgen Holeksa, Fraktionsvorsitzender Netzwerk für Friedrichshafen

Anträge seien für das Netzwerk „ein wichtiges Instrument, unsere Überzeugungen, Haltungen und Sichtweisen in diesen Prozess der demokratischen Willensbildung einzubringen“.

Anträge der Netzwerk-Fraktion

Neue Themen sind nicht die einzige Gestaltungsmöglichkeit

Spielraum zur Mitgestaltung spiegelt sich nicht ausschließlich in jenem vorletzten Punkt auf der Tagesordnung einer öffentlichen Sitzung wieder. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Achim Brotzer verweist unter anderem auf eine Reihe von Anträgen, mit denen seine Fraktion Schwerpunkte bei den anstehenden Haushaltsverhandlungen setzen will. Mit anderen Anträgen hob die CDU zwar kein neues Anliegen auf die Agenda, knüpfte aber mit eigenen Akzenten an von der Verwaltung gesetzte Themen an.

„Wir glauben nicht, dass die Flut ‚öffentlichkeitswirksamer Themensetzung‘ mittels Fraktionsanträgen die einzige Art von Gemeinderatsarbeit darstellt, die zu Lösungen führt.“
Achim Brotzer, CDU

Der Gemeinderat sei laut Gemeindeordnung kein politisches Parlament, sondern ein Verwaltungsorgan. „Für uns ist das kein blutleerer Begriff, sondern ein wichtiger Auftrag: Fraktionen sollen sich nicht als Teil einer Partei sehen, als langer Arm einer Wählervereinigung verstehen, geschweige denn von einer Interessengruppe instrumentalisieren lassen.“

Weitere Anträge, die bereits eingebracht worden sind

Peter Strötz, Fraktionsgeschäftsführer ÖDP/parteilos, formuliert es so: „Anträge seitens der Fraktionen spielen in unserer Demokratie eine immens wichtige Rolle. Sie sollten aber nicht inflationär, sondern mit Bedacht eingesetzt werden und dürfen nicht zum Zweck der Selbstdarstellung und Eigenwerbung missbraucht werden.“