Andrea Fritz

Das Thema "Akzeptanz und Partizipation – Mitwirkung der Schulgemeinschaft bei der Verpflegung" hat im Mittelpunkt des regionalen Treffens der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Baden-Württemberg (VNS-BW) in Friedrichshafen gestanden. Schulleiter, Pädagogen und Vertreterinnen vom Amt für Bildung, Familie und Sport und von der ZF Gastronomie Service GmbH hatten sich in der Merian-Schule in Friedrichshafen versammelt. Gemeinsam mit Tina Janitz, der Geschäftsstellenleiterin der VNS-BW, wollten sie herausfinden, wie man Schülern gesundes Essen schmackhaft macht und wie die Mensa zu einer Brücke zwischen Träger und Schulgemeinschaft werden kann.

Wie gut das bereits in der Merian-Schule funktioniert, berichtete Schulleiter Steffen Rooschütz. "Gesunde Schule ist uns ganz wichtig, nicht nur für das Siegel", sagte er. Weil auch hier viele Schüler ohne Frühstück und ohne gesundes Pausenbrot zur Schule kommen, gibt es in der Merian-Schule jeden Morgen ab 7 Uhr ein kostenloses Frühstück. Zweimal die Woche verkaufen Schüler im Rahmen eines Projekts, das ähnlich einer Schülerfirma funktioniert, selbst zubereitete gesunde Pausensnacks. An drei Tagen gibt es im Pausenverkauf Maiswaffeln, Fruchtriegel und Dinkelkräcker. Dazu kommen ein Fruchtprogramm, Hauswirtschaftsunterricht und das gemeinsame Essen, das in den Unterricht integriert wird, damit die Kinder in der Pause die Hände zum Spielen und Toben freihaben.

Das Mittagessen kommt von der ZF-Gastronomie und wird in zwei Schichten eingenommen. Zuerst die Kleinen, weil die früher hungrig sind, dann die Großen. Wer den ganzen Tag da ist, muss in der Mensa essen. Damit haben die Schüler ein Fundament, um am Nachmittag im Unterricht noch fit zu sein.

Judith Weisshaupt vom Amt für Bildung, Familie und Sport in Friedrichshafen berichtet: "Die Essenszahlen steigen seit Jahren." Zwischen 40 und 97 Prozent der Schüler nutzen das Häfler Mensa-Angebot. Das macht 1100 Mittagessen an allen 14 städtischen Schulen und den zwei Außenstellen. "Unser größter Essenslieferant und Caterer ist die ZF Gastronomieservice GmbH", sagt Weisshaupt. Das Mittagessen wird von der Stadt bezuschusst und kostet je nach Menge 3 oder 3,60 Euro pro Portion. Immer wieder wollen Eltern, dass nur Sättigungsbeilagen ausgegeben werden. "Das lehnen wir ab", sagt Judith Weisshaupt. "'Schmeckt mir nicht' heißt nämlich oft: Kenn ich nicht", erklärt Tamara Tischostup von der ZF Gastronomie Service GmbH. Stempel in einem Essenspass belohnen Kinder, die mutig neue Sachen ausprobieren. Bei zehn Stempeln winkt eine Belohnung.

Derzeit bietet nur ein Drittel aller Schulen im Land ein Mittagessen an. Oft hat die Mensa einen schlechten Ruf, es mischen Pizzaservice, Döner-Lieferanten und der Eismann mit oder es lockt der Supermarkt nebenan. Tina Janitz bedauert: "In den alten Bundesländern hat Schulessen leider noch keine Tradition." Doch die Nährstoffversorgung bis zum 12. Lebensjahr prägt das lebenslange Essverhalten. Deshalb kämpft die Leiterin der Vernetzungsstelle für die integration der Mensa in den Schulalltag. Sie rät dazu, einen Mensaausschuss zu gründen und Lehrer wie Schüler aktiv einzubinden. Die Merian-Schule mache vor, wie das funktionieren kann.


DGE und VNS-BW

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) wurde 1953 gegründet. Ihr Anliegen ist vollwertige Ernährung. 1989 wurde die DGE-Sektion Baden-Württemberg mit Unterstützung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gegründet. Seit 2006 ist sie ein eingetragener Verein. Das Ministerium stellt die finanzielle Basis der DGE-BW und finanziert auch die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Baden-Württemberg (VNS-BW).

Die Geschäftsstelle in Esslingen ist unter der Telefonnummer 07 11/23 06 52 60 erreichbar.