Nun ist es schon über einen Monat her: Am 13. Januar haben Cyberkriminelle den Medizin Campus Bodensee (MCB) attackiert, die IT-Infrastruktur der Kliniken in Friedrichshafen und Tettnang wurden in Folge dessen heruntergefahren. Zwischenzeitlich lief der Betrieb in den Krankenhäusern quasi analog: Zettel und Faxgeräte ersetzten Computer und Smartphones. Doch nach und nach hält nun das digitale Arbeiten wieder Einzug in den Krankenhäusern.

Susann Ganzert, Pressesprecherin des Medizin Campus Bodensee, ist froh darüber, dass einige Arbeitsschritte wieder digital funktionieren.
Susann Ganzert, Pressesprecherin des Medizin Campus Bodensee, ist froh darüber, dass einige Arbeitsschritte wieder digital funktionieren. | Bild: Benjamin Schmidt (Archiv)

Susann Ganzert, Sprecherin des MCB, berichtet: „Wir arbeiten daran, das System wieder sicher zum Laufen zu bringen.“ Das bedeutet: Patientendaten werden inzwischen wieder per Computer erfasst und auch interne Datenströme funktionieren teils wieder. Zwischenzeitlich war es etwa nicht möglich, im Haus Röntgenbilder zu versenden.

Noch läuft nicht alles rund

Das bedeutet allerdings nicht, dass wieder alles rund läuft in den Kliniken. Der E-Mail-Versand funktioniert nach wie vor nicht, das Erstellen von Abrechnungen oder auch die Essensbestellung laufen noch nicht wie gewohnt. Hier wird teils weiterhin analog gearbeitet. Sprecherin Ganzert freut sich allerdings über jeden kleinen Fortschritt: So funktioniert etwa die Schranke am Parkhaus des Häfler Klinikums wieder, selbst diese war in Folge des Angriffs ausgefallen.

Weil die digitale Bestellung von Patientenessen nicht mehr funktioniert im Häfler Klinikum, erfüllen derzeit noch Handzettel diese Aufgabe.
Weil die digitale Bestellung von Patientenessen nicht mehr funktioniert im Häfler Klinikum, erfüllen derzeit noch Handzettel diese Aufgabe. | Bild: Benjamin Schmidt (Archiv)

Die Patienten dürften von alldem nicht besonders viel merken: Geplante Eingriffe finden wieder statt. „In den Operationssälen wird gearbeitet“, so Susann Ganzert. „Wir versuchen alles, was wir verschieben mussten, wieder aufzuholen.“ Die Folgen des Angriffs werden die Mitarbeitenden des Klinikums allerdings noch für eine Weile beschäftigen.

Folgen des Angriffs noch länger zu spüren

Rechnet man die Häuser in Friedrichshafen und Tettnang zusammen, so kommen sie im Schnitt auf 70 neue stationäre Patienten am Tag. Damit fällt eine große Menge an sensiblen Daten an, die bislang nicht digital vorliegen. Die Nacherfassung bedeutet einen erheblichen Mehraufwand für die Beschäftigten des MCB.

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Und noch eine Sache stellt das Personal vor Herausforderungen: Omikron macht auch vor Krankenhaus-Mitarbeitenden nicht halt. Zahlreiche Personen sind laut Susann Ganzert krank oder in Quarantäne. Die dünne Personaldecke zehrt somit an den Krankenpflegern und Ärzten, denen die zwei Jahre Pandemie ohnehin viel abverlangt haben.

Ermittlungen laufen noch

Und wie sieht es mit den polizeilichen Ermittlungen aus? Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Verdachts auf versuchte Erpressung. Offensichtlich haben die Hacker versucht, eine Lösegeldzahlung vom MCB zu erzwingen. Erste Staatsanwältin Melanie Rischke sagte gegenüber dem SÜDKURIER: „Die Ermittlungen laufen.“ Mehr Details wollte sie nicht verraten. Die genauen Hintergründe der Attacke bleiben also weiterhin im Dunkeln.

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