Stolze 1,65 Millionen Euro an Fördergeldern bekommt die Stadt Friedrichshafen für zwei Bauabschnitte auf dem Veloring. Der Bund bezahlt demnach 80 Prozent der Baukosten für die Strecke auf dem Waggershauser Tunnel bis zum Fallenbrunnen, teilte am Dienstag das Verkehrsministerium des Landes mit. Die Finanzhilfen des Bundes gibt es für neue Radwege und Radstraßen oder Radwegbrücken. Aber auch das Land fördert den Radwegbau mit bis zu 75 Prozent der Kosten.

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Trotz dieser hohen Förderquoten hat sich der Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung gegen ein innovatives Konzept für einen anderen Abschnitt auf dem Veloring entschieden. Bereits bei der Beratung im Bauausschuss zeichnete sich ab, dass die Ratsmehrheit aus Kostengründen den Veloring ebenerdig über den Colsmanknoten führen will, nicht über eine Hochtrasse, wie es mal vorgesehen war.

Vorwurf: Mögliche Fördermittel nicht eingerechnet

Im Nachgang bemängelte der Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), dass der Vorschlag aus dem Rathaus jedoch „lückenhaft und in Teilen irreführend“ sei und eben nicht alle Optionen und Kosten transparent aufliste. Schon allein deshalb, weil die Gemeinderäte mit „horrenden Kosten der Hochtrassen“ konfrontiert wurden, ohne mögliche Fördermittel einzurechnen.

Bild 1: Das war‘s: Keine Radlerbrücke über den Colsmanknoten
„Dabei sind bei den Kosten mögliche Fördermittel einzurechnen, anstatt die Gemeinderäte mit horrenden Kosten der Hochtrassen zu verunsichern.“
Bernhard Glatthaar, Kreisvorsitzender des ADFC

3,5 Millionen Euro für den ebenerdigen Weg über die Kreuzung oder 18 Millionen für die Brücke? Der Vergleich hinke, sagt der ADFC-Kreisvorsitzender Bernhard Glatthaar. Denn 18 Millionen Euro sollte die nördlich der B 31-neu verlaufenden Hochtrasse kosten. Dieser Umweg ist aber nicht mehr nötig, weil die ZF Grundstücke verkaufen will, um den Veloring südlich der neuen Bundesstraße nach Waggershausen zu führen. „Für eine seriöse Entscheidung zwischen einer ebenerdigen Querung und einer Brücke vom Riedlewald zur ZF wäre eine Kostenschätzung für die südliche Hochtrassenvariante nötig, doch diese liegt nicht vor“, so Glatthaar.

Bild 2: Das war‘s: Keine Radlerbrücke über den Colsmanknoten
Bild: Kerstan, Stefanie

In der Machbarkeitsstudie wurden insgesamt sechs Hauptvarianten und weitere Untervarianten untersucht, die nach Angaben der Stadt zwischen 7,5 Millionen Euro und 33 Millionen Euro teuer waren. Dem Gemeinderat wurden allerdings nur zwei Varianten zur Abstimmung vorgelegt. Deshalb beantragte die Grünen-Fraktion, die Entscheidung zu vertagen. Vorher hätte man gern den dritten Vorschlag gesehen, um Nord- und Südhochtrasse vergleichen zu können. Der Antrag fiel mit 18 Gegenstimmen bei 14 Dafür-Stimmen allerdings durch.

Am Sportpark endet heute der Veloring von Osten kommend. Am Ende der Straße ist der Colsmanknoten.
Am Sportpark endet heute der Veloring von Osten kommend. Am Ende der Straße ist der Colsmanknoten. | Bild: Cuko, Katy

Und so entschied sich am Ende auch die Mehrheit im Gemeinderat für die günstigste Variante, was bei den Grünen und der SPD für harsche Kritik sorgte. Gerhard Leiprecht rechnete vor, dass die Stadt in den vergangenen Jahren rund 100 Millionen Euro in den Bau und die Sanierung von Parkhäusern sowie in den Waggershauser Tunnel der neuen B 31 gesteckt habe. Lediglich 6 Millionen Euro flossen in den Fahrrad- und Fußverkehr. „Das ist keine Verkehrswende und ein starkes Signal in die falsche Richtung beim Klimaschutz“, sagte er merklich verbittert.

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Straßenkreuzungen statt Brücken

Dem pflichtete Heinz Tautkus (SPD) bei. Vom Veloring, der so etwas wie die neue Bundesstraße für Radler werden sollte, habe sich die Stadt Schritt für Schritt verabschiedet. Viele Brücken waren geplant. Jetzt bekomme man einen biederen Veloring, der alle 400 Meter eine Straße kreuze.

Radfahrer auf dem Veloring werden an vielen Kreuzungen ausgebremst.
Radfahrer auf dem Veloring werden an vielen Kreuzungen ausgebremst. | Bild: Cuko, Katy

„Wer mit dem Rad den Colsmanknoten quert, sieht sofort, dass hier für Radfahrer keine durchgreifende Verbesserung im Kreuzungsbereich möglich sein wird“, erklärt Bernhard Glatthaar. Noch dazu, weil kurz vor dem ZF-Gelände der Veloring ebenerdig auch die Industriezufahrt des großen Kreisverkehrs queren soll, „eine nachweislich gefährliche Führung“.